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Steinmeiers Großmachtrede vor der deutschen Wirtschaft

6. Dezember 2014

steinmeierVon Johannes Stern

Die Veranstaltung fand nicht im Düsseldorfer Parkhotel statt, sondern im Berliner Adlon. Im Publikum saßen nicht Fritz Thyssen und Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, sondern Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger und andere Schwergewichte der deutschen Wirtschaft und Banken. Und natürlich ist der sozialdemokratische Außenminister Frank-Walter Steinmeier nicht Adolf Hitler.

Trotzdem rief Steinmeiers Auftaktrede beim SZ-Wirtschaftsgipfel vor genau einer Woche Erinnerungen an die Rede Hitlers vor dem Industrie-Club Düsseldorf am 26. Januar 1932 wach. Wie damals der spätere Führer, richtete Steinmeier einen direkten Appell an die deutsche Wirtschaft, den Aufstieg Deutschlands zur Weltmacht zu unterstützen. Explizit bat er die Wirtschaft darum, ihm und der Regierung zu helfen, die außenpolitische Wende der Bundesregierung gegen den Willen der Bevölkerung durchzusetzen.

Das Steinmeiersche Programm erinnerte dabei stark an längst vergangen geglaubte deutsche Großmachtgelüste. „Deutschland solle ‚Europa anführen, um die Welt anzuführen’, ‚Russland europäisieren’ und ‚die USA multilateralisieren’“, forderte Steinmeier unter Berufung auf einen Aufsatz, der seit Monaten auf einer offiziellen Website des Außenministeriums prangt. Er fügte hinzu: „Keine ganz kleinen Aufgaben!“

Diese Worte kann man nicht missverstehen. Die Rückkehr Deutschlands zu einer aggressiven Außenpolitik verläuft wieder entlang ähnlicher Linien wie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die deutschen Eliten betrachten es erneut als ihre „Aufgabe“, Europa zu dominieren, um Weltmacht zu werden. Dieses Programm des deutschen Imperialismus bedeutet heute wie damals Konflikt mit Russland und mit den USA.

„Russland europäisieren“ heißt nichts anderes, als Russland einem von Deutschland kontrollierten Europa unterzuordnen. „Die USA multilateralisieren“ bedeutet, den USA ihre Rolle als Weltmacht streitig zu machen. Mit anderen Worten: Die deutsche Außenpolitik wird sich künftig in zunehmendem Maße in Konflikt mit den beiden Mächten entwickeln, denen es bereits in zwei Weltkriegen gegenüber stand.

Nach den Verbrechen des Nazi-Regimes sind die deutschen Eliten allerdings – zumindest momentan noch – bemüht, ihr Programm eines dritten „Griffs nach der Weltmacht“ so darzustellen, als würde es von außen an sie herangetragen. „Die Erwartung an deutsches Engagement“ begegne ihm täglich von seinen „Gesprächspartnern im Ausland“, beteuerte Steinmeier im Adlon. Er habe deshalb „eine große Gruppe von internationalen Experten gebeten, ihre Erwartungen an deutsche Außenpolitik zu formulieren“.

Aus den zahlreichen Auftragsarbeiten, die auf diese Weise zusammenkamen, wählte er ausgerechnet eine mit dem Titel „Deutschlands Bestimmung: Europa führen, um die Welt zu führen“ aus. Sie stammt aus der Feder des indisch-stämmigen Professors Kishore Mahbubani von der Nationaluniversität in Singapur, einem autoritär geführten Einparteienstaat.

Der Text ist zusammen mit anderen Aufrufen für eine aggressivere deutsche Außenpolitik auf der Website „Review 2014” des Außenministeriums veröffentlicht. Zu den Kernforderungen Mahbubanis erklärte Steinmeier lapidar: „Und wissen Sie, wer das gesagt hat? Kein Franzose, kein Amerikaner, sondern ein indischer Professor hat uns das geschrieben.“

Steinmeiers Rede war jedoch nicht nur wegen ihres Rufs nach deutscher Führung in der Welt beachtlich. Sie vertrat ein offen imperialistisches Programm. Im Kern stand die Feststellung, dass Deutschland seine globalen Interessen in einer Welt, die zunehmend von nationalen Konflikten geprägt ist, nicht mehr mit rein wirtschaftlichen Mitteln verfolgen kann, sondern auf Außenpolitik und militärische Gewalt angewiesen ist.

Gleich zu Beginn erklärte Steinmeier, es sei kein Zufall, dass er „am Ende dieses turbulenten Jahres 2014“ mit einer „dezidiert außenpolitischen Rede diesen Wirtschaftskongress“ eröffne. Er könne sich in seiner „gesamten politischen Biographie an keine Zeit erinnern, in der internationale Krisen in so großer Zahl, an so vielen Orten der Welt, von so unterschiedlicher Natur, und das alles gleichzeitig auf uns eingestürmt sind wie heute.“

Der deutsche Außenminister zeichnete das Bild einer Welt, die stark an die Welt vor dem Zweiten Weltkrieg erinnert. Eine Welt, in der „das Ringen um Einfluss und Dominanz“ vorherrscht, „Krise der neue Normalfall“ wird, deutliche „Risse und Gräben“ hervortreten und „wir auf die Gegensätze zwischen Staaten, Völkern und Kulturen starren“. Selbst „im Umgang mit unseren engsten Partnern, insbesondere den USA“, sei „die öffentliche Debatte dominiert von Unterschieden, nicht Gemeinsamkeiten“.

Wirtschaftlich sei ein „Rückzug in stärkere nationale Grenzen“ bereits seit der Finanz- und Wirtschaftskrise zu beobachten gewesen. Und diese Entwicklung sei gerade für Deutschland ein Problem, für die Wirtschaft wie für die Außenpolitik. Die „Rezession der Globalisierung“ bedrohe die „exportstarke Volkswirtschaft“, während die „Hochkonjunktur der Gegensätze das Handwerkszeug des Diplomaten“ untergrabe.

Steinmeier zog daraus die Schlussfolgerung, dass es im Interesse der Wirtschaft sei, eine aggressivere Außenpolitik zu unterstützen, auch wenn diese kurzfristig wirtschaftliche Nachteile bringe.

Der „erste Schritt zur Besserung“ liege „schon im Bewusstsein dessen, dass uns Deutschen die Krise der globalen Ordnung nicht egal sein darf! Wo wir nur können, müssen wir, Politiker und Wirtschaftsvertreter, uns Deutsche aufrütteln aus jeglichem Inseldenken und jeglicher Bequemlichkeit!“ Wer das anerkenne, der müsse „auch den nächsten Schritt gehen: Wir als meistvernetztes Land sind abhängig von einer friedlichen und regelbasierten Ordnung in der Welt und für sie müssen wir uns einsetzen! Nicht nur in Europa, sondern weltweit…“.

Steinmeier schärfte den Wirtschaftsvertretern ein, dass dieser Aufstieg Deutschlands zur globalen Ordnungsmacht nicht allen mit den Mitteln des friedlichen Handels erfolgen könne: „Wirtschaftliche Globalisierung allein garantiert keine politische Konvergenz! … Mehr BMWs auf Moskaus Straßen und mehr VW-Werke in Chinas Ballungszentren führen nicht zwangsläufig zu mehr politischer Gemeinsamkeit.“

Die Wirtschaft müsse deshalb auch die vom Westen verhängten Sanktionen gegen Russland mittragen. Russland habe „durch die Annexion der Krim und sein Vorgehen in der Ostukraine“ das „Völkerrecht und regelbasierte Ordnungen“ in Frage gestellt und damit „die Grundlagen sowohl unserer Sicherheit als auch unseres Wohlstands verletzt“. Man habe darauf auch mit Sanktionen reagiert, „die uns selbst wirtschaftliche Kosten verursachen“. Die „Kosten einer dauerhaft gefährdeten Ordnung in Europa“ seien jedoch „sehr viel größer“ und die Sanktionen deshalb „auch im langfristigen Interessen der Wirtschaft“, argumentierte Steinmeier.

Gleichzeitig betonte er, es dürfe nicht das Ziel der Sanktionen sein, „Russland ökonomisch niederzuringen“. Das sei brandgefährlich. „Ein destabilisiertes, gar kollabierendes Russland ist am Ende für sich selbst und andere die viel größere Gefahr. Wer so redet, erweist europäischer Sicherheit einen Bärendienst.“

Das war ein unverhohlener Seitenhieb gegen diejenigen, die eine Entscheidung darüber fordern, „ob Russland Freund oder Feind, Partner oder Gegner ist“. Gemeint waren die USA. Um Washington aber nicht zu verärgern, nannte Steinmeier Kanada. Dort könne „man diese Frage vielleicht so stellen. In Europa wird Russland immer eines bleiben: ein sehr großer Nachbar, und er wird im Guten oder im Schlechten Einfluss auf unsere Entwicklung nehmen.“

Im Moment will Deutschland Russland in die Defensive drängen, aber keinen vollständigen Zusammenbruch der wirtschaftlichen Beziehungen. Gleichzeitig ist es (noch) nicht bereit, in eine offene Konfrontation mit den USA zu gehen. Es geht aber dazu über, seine imperialistischen Interessen unabhängiger und selbstbewusster gegen andere Mächte zu verfolgen. Steinmeier ließ dabei keinen Zweifel, dass dies wie in der Vergangenheit auch den Einsatz militärischer Gewalt und Krieg einschließt.

Zur Bekämpfung des Islamischen Staats in Syrien und Irak erklärte er: „Natürlich ist die militärische Lösung ein Teil und wir weichen dem nicht aus. Im Sommer haben wir entschieden, den Kampf durch Waffenlieferungen an die kurdischen Peschmerga zu unterstützen.“ Es gelte zwar „der Grundsatz, keine Waffen in Krisengebiete zu liefern“. Aber Außenpolitik bestehe „in Abwägung von lauter nicht-perfekten Optionen“, und „in solchen Fällen muss man aufpassen, ob man Grundsätze hochhält oder sich nicht hinter ihnen versteckt“.

Steinmeiers gesamte Rede verdeutlicht, dass die herrschenden Eliten Deutschlands nicht länger gewillt sind, sich hinter irgendwelchen „Grundsätzen“ oder Beschränkungen zu „verstecken“, die sie sich nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg auferlegen mussten. Dabei bereiten sie sich auch darauf vor, der eigenen Bevölkerung ihr außenpolitisches Programm aufzuzwingen.

Am Schluss seiner Ausführungen verwies Steinmeier auf eine Umfrage der Körber-Stiftung, die die Deutschen gefragt hatte, „ob sich Deutschland stärker als bisher international engagieren solle“. Nur 38 Prozent hätten mit „Ja“, 60 Prozent dagegen mit „Nein, bitte weiter zurückhalten“ geantwortet.

Der Außenminister kommentierte das folgendermaßen: „Das ist der Graben zwischen äußeren Erwartungen und innerer Bereitschaft, meine Damen und Herren, mit dem ich umzugehen habe. Um ehrlich zu sein: Wenn ich ein Ingenieur wäre, würde ich über einen solchen Graben guten Gewissens keine Brücke bauen. Als Politiker muss ich das! Und ich würde mich freuen – und wenn ich in meinem Vortrag nicht ganz falsch lag, dann liegt es sogar in Ihrem Interesse –, wenn die deutsche Wirtschaft ein bisschen dabei mithilft! Vielen Dank.“

Was Steinmeier hier vorschlägt, ist ein Bündnis von Politik und großem Geld gegen die Bevölkerung, die den neuen Kriegskurs mit großer Mehrheit ablehnt. Ein solches Bündnis, das die Reichen und die Mächtigen gegen die Mehrheit vereint, ist zutiefst undemokratisch. Nach den schrecklichen Erfahrungen von zwei Weltkriegen ist gerade in Deutschland die Opposition gegen Krieg tief verankert. Trotzdem haben die herrschenden Eliten entschieden, wieder auf Kriegskurs zu gehen und ihn der Bevölkerung aufzuzwingen.

Als Steinmeier geendet hatte, gab es im Ball-Saal des Adlon tosenden Applaus.

Quelle: WSWS

15 Kommentare leave one →
  1. 7. Dezember 2014 01:57

    Hat dies auf diwini's blog rebloggt.

  2. Bonaventura permalink
    7. Dezember 2014 02:00

    Der im Artikel erwähnte Beitrag des Professors Kishore Mahbubani findet sich hier:
    Kishore Mahbubani, Deutschlands Bestimmung: Europa führen, um die Welt zu führen (online seit dem 2. Mai 2014)
    http://www.review2014.de/de/pdf/aussensicht/show/article/deutschlands-bestimmung-europa-fuehren-um-die-welt-zu-fuehren.html

    Eine Anmerkung zum Artikel: Mir ist etwas unwohl bei der Analogie von Hitlers Rede vor dem Düsseldorfer Industrie-Club 1932 und Steinmeiers Rede vor dem SZ-Wirtschaftsgipfel im Berliner Adlon 2014. Nicht, daß ich diesem Spezialdemokraten unterstellen würde, er wäre nicht fähig, aus Staatsräson alles das zu tun und abzusegenen, was führende Spezialdemokraten in den letzten 100 Jahren (offen seit dem 1. August 1914) aus eben dieser Staatsräson taten und absegneten. Aber es scheint mir ein bißchen zu simpel, die Situation Anfang 1932 mit der Situation Ende 2014 analog zu setzen.

    Ich denke, daß die heutige Situation durch solch einen Vergleich eher verwirrt als erklärt wird. Natürlich ist der Kapitalismus immer noch der Kapitalismus, und selbstverständlich ist er immer noch expansiv. Beschreibend – und auch moralisierend – wird das ‚Imperialismus‘ genannt, analytisch heißt das ‚Herstellung des Weltmarktes‘. Und die ‚Herstellung des Weltmarktes‘ (‚Globalisierung‘ nennt man das seit geraumer Zeit ’neutral‘, der man sich bekanntlich nicht widersetzen darf … ) ist in den letzten 25 Jahren gewaltige Schritte weiter gekommen – was das „Kommunistische Manifest“ 1848 prophezeite, ist heutzutage (fast?) Realität: „Die große Industrie hat den Weltmarkt hergestellt“.

    Heutzutage ist es wohl noch viel schwieriger als 1932, Widerstandslinien gegen die Offensive(n) des Kapitals auf die Lebensverhältnisse der arbeitenden Klassen aufzubauen – ganz zu schweigen davon, diese Angriffe zu kontern und in die Offensive zu gehen (pardonnez für meine militärischen Ausdrücke). Aber – die Bedingungen sind definitiv andere. Vielleicht sind sie noch schlechter als 1932. Doch genau das macht die Schwäche von Johannes Sterns Artikel aus: indem er die Analogie zwischen Hitlers Rede 1932 und Steinmeiers Rede 2014 zieht, liefert er schlichten Gemütern eine Handlungsanweisung, die nichts taugt, weil sie historisch nach hinten orientiert – und nicht auf die gesellschaftlichen Verhältnisse, die heute zu analysieren wären. 2014 ist nicht 1932, und 2015 nicht 1933. Vielleicht ist es schlimmer. Aber es ist jedenfalls anders.

  3. Alfredsson permalink
    7. Dezember 2014 10:59

    „Was Steinmeier hier vorschlägt, ist ein Bündnis von Politik und großem Geld gegen die Bevölkerung. Ein solches Bündnis, das die Reichen und die Mächtigen gegen die Mehrheit vereint, ist zutiefst undemokratisch“, heißt es im letzten Absatz. Mit Douglas Adams möchte man da ausrufen: „Es gibt eine andere Theorie, nach der das schon passiert ist.“

    „Und natürlich ist der sozialdemokratische Außenminister Frank-Walter Steinmeier nicht Adolf Hitler.“ – Es fehlt eigentlich nur die ergänzende Floskel: „Aber das wird man ja nochmal sagen dürfen!“

    Mit den historischen Vergleichen ist das so eine Sache. Solidarity schrieb einst „Wir leben weder im Petrograd von 1917 noch im Barcelona von 1936.“ (http://von-unten-auf.org/2014/11/22/was-ist-sozialismus/)
    Und wir leben nicht im Deutschland des Jahres 1932. Auch wenn Begriffe aus dieser Zeit in linken Kreisen gerade fröhliche Urständ feiern; etwa mit dem ahistorisch windschiefen „Querfront“-Getöse gegen die „Wahnmachenwichtel“.

    Womit erneut die Frage aufgeworfen wäre, wie libertäre SozialistInnen sich zur sog. Friedensbewegung, insbesondere den „Friedenswinter“-Demos kommendes Wochenende, stellen.

  4. Aktuell: Steinmeier`s Rede auf dem SZ-Wirtschaftsgipfel - Kurs auf Konfrontation permalink
    7. Dezember 2014 11:37

    Aktuell: Steinmeier`s Rede auf dem SZ-Wirtschaftsgipfel – Kurs auf Konfrontation

  5. Vorbild USA ... hurra wir folgen! Hurra Kapitalismus! - Volker Pispers: "... bis neulich 2014" 3sat permalink
    8. Dezember 2014 08:24

  6. Die “Verantwortung”, die sie meinen, die “Macht”, die sie wollen permalink
    8. Dezember 2014 09:38

    Stuttgart 21 – Abriss des Bahnhofsgebäudes

  7. “Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!” permalink
    8. Dezember 2014 09:42

    Roman Herzog, Antje Vollmer, Wim Wenders, Gerhard Schröder und viele weitere fordern in einem Appell zum Dialog mit Russland auf. ZEIT ONLINE dokumentiert den Aufruf.
    Mehr als 60 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien warnen in einem Aufruf eindringlich vor einem Krieg mit Russland und fordern eine neue Entspannungspolitik für Europa. Ihren Appell richten sie an die Bundesregierung, die Bundestagsabgeordneten und die Medien.
    Initiiert wurde der Aufruf vom früheren Kanzlerberater Horst Teltschik (CDU), dem ehemaligen Verteidigungsstaatssekretär Walther Stützle (SPD) und der früheren Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer (Grüne). “Uns geht es um ein politisches Signal, dass die berechtigte Kritik an der russischen Ukraine-Politik nicht dazu führt, dass die Fortschritte, die wir in den vergangenen 25 Jahren in den Beziehungen mit Russland erreicht haben, aufgekündigt werden”, sagt Teltschik zur Motivation für den Appell.
    Unterzeichnet haben den Text unter anderem die ehemaligen Regierungschefs von Hamburg, Berlin und Brandenburg, Klaus von Dohnanyi, Eberhard Diepgen und Manfred Stolpe, der ehemalige SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel, Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder, Alt-Bundespräsident Roman Herzog und der Schauspieler Mario Adorf.
    Der Aufruf im Wortlaut:
    Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!
    Niemand will Krieg. Aber Nordamerika, die Europäische Union und Russland treiben unausweichlich auf ihn zu, wenn sie der unheilvollen Spirale aus Drohung und Gegendrohung nicht endlich Einhalt gebieten. Alle Europäer, Russland eingeschlossen, tragen gemeinsam die Verantwortung für Frieden und Sicherheit. Nur wer dieses Ziel nicht aus den Augen verliert, vermeidet Irrwege.
    Der Ukraine-Konflikt zeigt: Die Sucht nach Macht und Vorherrschaft ist nicht überwunden. 1990, am Ende des Kalten Krieges, durften wir alle darauf hoffen. Aber die Erfolge der Entspannungspolitik und der friedlichen Revolutionen haben schläfrig und unvorsichtig gemacht. In Ost und West gleichermaßen. Bei Amerikanern, Europäern und Russen ist der Leitgedanke, Krieg aus ihrem Verhältnis dauerhaft zu verbannen, verloren gegangen. Anders ist die für Russland bedrohlich wirkende Ausdehnung des Westens nach Osten ohne gleichzeitige Vertiefung der Zusammenarbeit mit Moskau, wie auch die völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch Putin, nicht zu erklären. (…)
    Wir appellieren an die Medien, ihrer Pflicht zur vorurteilsfreien Berichterstattung überzeugender nachzukommen als bisher. Leitartikler und Kommentatoren dämonisieren ganze Völker, ohne deren Geschichte ausreichend zu würdigen. Jeder außenpolitisch versierte Journalist wird die Furcht der Russen verstehen, seit NATO-Mitglieder 2008 Georgien und die Ukraine einluden, Mitglieder im Bündnis zu werden. Es geht nicht um Putin. Staatenlenker kommen und gehen. Es geht um Europa. Es geht darum, den Menschen wieder die Angst vor Krieg zu nehmen. Dazu kann eine verantwortungsvolle, auf soliden Recherchen basierende Berichterstattung eine Menge beitragen.
    Quelle: Zeit Online – http://www.zeit.de/politik/2014-12/aufruf-russland-dialog

    • 60 Prominente gegen den Krieg keine Nachricht für ARD und ZDF // Mein Aufruf zur Friedensdemonstration am 13.12.2014 in Berlin permalink
      9. Dezember 2014 15:42

      […] Aber ich merke, dass beim Wahrscheinlichkeitstest meine Trauriger-Redaktionsalltag-in-nichtsmerkenden-Senderbehörden-Theorie zunehmend an Boden verliert gegenüber jeder Verschwörungstheorie.

      Es geht ja hier — wie auch bei den Symbolbildern von Putin neulich — nicht um eine einzelne Meldung. Es geht um eine Gesamtsituation, in der ARD und ZDF seit Monaten in außerordentlichem Maße vorgeworfen wird, dass ihre Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine einseitig und gefährlich sei. (In welchem Maße diese Vorwürfe berechtigt sind, sei ganz dahingestellt.) Und nun gibt es einen Appell, der eben diese Vorwürfe wiederholt, unterzeichnet nicht von unbekannten Ins-Internet-Schreibern oder möglicherweise vom Kreml bezahlten anonymen Trollen, sondern von 60 teils prominentesten Persönlichkeiten.
      Und bei ARD und ZDF denkt man nicht: Okay, da sollten wir uns jetzt aber nicht noch zusätzlich angreifbar machen, sondern das sauber berichten, erstens weil es eh eine Nachricht ist, und zweitens weil der Vorwurf sich womöglich auch irgendwie gegen uns richtet, schon als vertrauensbildende Maßnahme?

      Sondern bei ARD und ZDF denkt man: Oh, puh, aber, naja, blöd, heute am Freitag, schon so viel los, gibt ja auch Wichtigeres?
      Sie merken nichts. Sie lernen nichts.
      Quelle: Stefan Niggemeier – http://www.stefan-niggemeier.de/blog/19983/60-prominente-gegen-den-krieg-sind-keine-nachricht-fuer-ard-und-zdf/

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      Das Imperium schlägt zurück – Die Reaktion der „Qualitätsmedien“ auf den Aufruf: “Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!”

      Das Imperium schlägt zurück – Die Reaktion der „Qualitätsmedien“ auf den Aufruf: „Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!“

      ——
      Mein Aufruf zur Friedensdemonstration am 13.12.2014 in Berlin zum Amtssitz des Bundespräsidenten, Schloss Bellevue

      Wenn Sie in Berlin und Umgebung leben, oder ansonsten die Möglichkeit haben, nach Berlin zu fahren, gehen Sie hin, demonstrieren Sie für die friedliche Lösung von Konflikten und damit auch gegen die vielen Versuche, diese Friedensbewegung zu diffamieren. Die Diffamierung und die Spaltungsversuche sind neben der Sache selbst die Gründe dafür, dass ich mich persönlich für die Demonstration in Berlin und anderswo engagiere.
      Näheres zur Bewegung Friedenswinter und zum Aufruf finden Sie hier.
      Zu Zeit und Ort der Demonstration hier.
      Interessant in diesem Zusammenhang ist ein Video von Pedram Shahyar, einem der Organisatoren der Demonstration, zum Thema „Der Friedenswinter und Die Linke“.
      Albrecht Müller.
      weiterlesen… Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/?p=24218

  8. Wieso fehlt? permalink
    8. Dezember 2014 20:14

    „WOLLT IHR DAS TOTALE WACHSTUM?“

  9. Oh bitte! :-= ( keine Querfrontler permalink
    8. Dezember 2014 22:39

    Ein oder zwei Blicke auf die seite unter „Robert Knoche“ zeigen einem doch schon, dass wir es hier mit einem rechten Verschwörungstheoretiker, Querfrontler und Rechtsesotheriker zu tun haben, der auch noch auf das Compact-Magazin steht – warum wird der hier durchgewunken?

    Anmerkung Syndikalismus:
    Weil wir hier nicht jeden Link checken können und daher auf die Mitwirkung der LeserInnen wie dir angewiesen sind.

  10. Gesellschaftliche Selektion–Was nicht passt wird weggesperrt!!!! permalink
    12. Dezember 2014 00:11

    Jedes Jahr werden mehr als 200000 Menschen weggesperrt, Endstation Klapse!“

    Quellen:
    Endstation Klapse!“ – Beitrag in „Kulturzeit“ 3sat
    Einweisung wider Willen – die Psychiatrie als Endstation

    Gesellschaftliche Selektion–Was nicht passt wird weggesperrt!!!!

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