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Rezension: KEIN BEFEHLEN – KEIN GEHORCHEN!

29. Dezember 2011

Helge Döhrings neues Werk behandelt die Geschichte der Syndikalistisch-Anarchistischen Jugend Deutschlands (SAJD), die 1922 als reichsweite Organisation gegründet wurde. Sie stand der Freien Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD) nahe, war jedoch viel autonomer von der FAUD(AS), als es den erwachsenen GewerkschaftsgenossInnen gefallen hat: die wollten eine Gewerkschafts-Jugend der FAUD. Dazu gaben sich die deutschen Jugendlichen allerdings ebensowenig her, wie zeitlich etwas später die jungen Leute, die 1932 auf der iberischen Halbinsel die FIJL – die Iberische Föderation der Libertären Jugend – gründeten. Und zwar als eigenständige libertäre Organisation mit eigenen Vorstellungen.

* * *

Band 1 beschreibt die Entwicklung der SAJD von 1918 bis 1933 und ergänzt diese Geschichtsschreibung durch sechs ausführliche Porträts fünf führender SAJD-Genossen und der Genossin Anni Zerr. Im Abschnitt Treffen der Generationen finden sich dann Nachrufe und Erzählungen über Begegnungen mit acht Altgenossen, die den Faschismus überlebten.
Band 2 widmet sich dann dem Kapitel Jugend nach 1945 und Ausblick vor allem der Gründung und den Zielen der Anarchosyndikalistischen Jugend seit 2009.
• Allein auf einhundert Seiten werden im Band 3 historische Satzungen, Grundsatzerklärungen und Zeitungsartikel ebenso dokumentiert wie aktuelle Texte der seit einiger Zeit aktiven ASJ-Gruppen – Anarchosyndikalistische Jugend, die sich als eigenständige Organisation nahe zur FAU verstehen.

Es ist ein hervorragendes Lesebuch, aber ebenso auch ein klassisches Lehrbuch für junge Genossinnen und Genossen, die sich in die Geschichte der klassenkämpferischen libertären Jugend Deutschlands einarbeiten wollen. Für die Älteren eine Auffrischung ihrer grauen Zellen, ein Anreiz, wieder mit Elan an die eigene Bewegung zu gehen, selbst aktiv zu werden und nicht zu warten, bis einer der Vorturner mal ne Idee für Aktivismus aus einem verstaubten Aktenordner entfaltet.

Die von Döhring aufgezählten 13 Eckpunkte der Erneuerung einer syndikalistisch-anarchistischen Jugendbewegung (S. 273 f) kann ich aus eigener Erfahrung vollständig unterschreiben, denn diese gelten für jede sozialrevolutionäre Bewegung oder Organisation, die ernst genommen werden will.

* * *

Geradezu bewunderswert ist „die distanzlose Affinität“ (so ein Vorwurf des Historikers und selbsternannten Papstes der AS-Forschung Hartmut Rübner gegen Döhring(1) gegenüber dem Gegenstand seiner Untersuchung, die Döhring an den Tag legt. Sein „wissenschaftlicher Anspruch“ soll eben nicht ein intellektuell-wissenschaftliches Publikum zufriedenstellen, sondern junge Linksradikale und AnarchistInnen erreichen und vom klassenkämpferischen Anarchosyndikalismus überzeugen.

Mit diesem Buch kann man neue Genossinnen und Genossen gewinnen und vom anarchistischen Klassenkampf auf kollektiver Grundlage überzeugen. Und – Döhring beweist (mal wieder), daß  zum Anarchosyndikalismus in Deutschland immer noch nicht alles erforscht ist – wie Rübner vor nunmehr drei Jahren dekretiert hat(2); er hält diesem anmaßenden Kritiker, der ihm anhand seiner bisherigen Bücher über unsere Bewegung auch noch „profunde Ahnungslosigkeit“ bescheinigt(3), den Spiegel vor.

* * *

Organisiert Lesekreise und öffentliche Lesungen mit dem Genossen Döhring, das meiner Meinung nach für jeden Jugendlichen erschwinglich sein sollte, denn das über 400 Seiten vollfette Buch kostet nur schlappe 14 Euro, das ist sicherlich der uneigennützigen Unterstützung des Berner Apropos-Verlages (fast die komplette Auflage ging an der AS-Medienvertrieb Syndikat-A in Moers) und der unentgeltlichen Arbeit des Autors und der Gestalter geschuldet, denen ich hiermit ‚unseren Dank’ dafür aussprechen möchte.

Nachbemerkung:

Hinweis: Der Rudolf Rocker-Rechteherr Heiner Becker hat Helge Döhring „strafbewehrt“ per Unterlassungserklärung verboten, eigenständige Texte Rockers zur Jugend abzudrucken (siehe Vorwort). Auch das sollten wir uns merken.

fm, 26.12.11

(1)Hartmut Rübner – Linksradikalismus in der aktuellen Geschichtsschreibung. Teil 1: Der heimatkundige Anarchosyndikalismus in: Gegner Zeitschrift gegen Politik (Nr. 22/ April 2008)
(2)ebenda
(3)ebenda

 
Helge Döhring
KEIN BEFEHLEN – KEIN GEHORCHEN!
Geschichte der syndikalistisch-anarchistischen Jugend in Deutschland seit 1918
Apropos-Verlag Bern 2011 – 426 Seiten Broschur (mit vielen Illustrationen und Faksimiles) – 14,- €uro – Vertrieb nur über, Syndikat-A Moers
 

Siehe auch:

Neuerscheinung: Syndikalistisch-Anarchistische Jugend in Deutschland 1918 bis heute! vom 13. Dezember 2011 auf Syndikalismus.tk

3 Kommentare leave one →
  1. Aus Tirol permalink
    30. Dezember 2011 18:41

    Danke für die Besprechung. frage: Werden auch österreichische anarchistische oder anarcho-syndikalistische Jugendgruppen im Buch besprochen? oder ist es nur über Deutschland?

    • Brumm! permalink
      10. März 2012 23:53

      Als ob es Österreich sowas gibt!!! Ehrlich, das glaubt doch niemand….
      Pah.

  2. Schädlingsbekämpfer permalink
    12. Februar 2013 10:28

    IHR SEID DOCH VOLL DIE MONGOS!
    Da brauch ich mir nur das Bild mit den bunten und schräg geschnittetenen Haaren anschauen!
    Vllt. nicht alle, aber die Masse eurer Anhänger ist doch arbeitsloses, dummes PACK ohne Schulbildung, ohne Ausbildung und ohne adäquate Chancen! In der Kindheit schon keine Liebe von Mama und Papa bekommen, nie richtige Freunde gehabt, in der Schule immer der gemobbte Außenseiter gewesen… ich habe euch selber auf meiner Schule gehabt und euch schulisch wie privat scheitern sehen, einen nach den anderen!

    Ihr bildet genau das extrem dumme Gegenstück zur braunen Brut! Beide Seiten sind Parasiten unserer friedlebenden Wohlstandsgesellschaft und gehören vernichtet!

    Anmerkung Syndikalismus: Wir schalten diesen Kommentar frei. Er zeigt so viel auf einmal 🙂

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