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Feuerwehrleute verhindern Zwangsräumung in Spanien

20. Februar 2013

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Am Montag, 18.Februar, wurde in A Coruña, Galicien (Spanien), eine Zwangsräumung aufgehalten durch hunderte Aktivisten, die den Zugang zur Wohnung blockierten, und Feuerwehrleute, die sich weigerten, die Tür aufzubrechen. Am Nachmittag mussten Gerichtsvollzieher und Polizei einsehen, dass sie keine Chance haben, die Zwangsräumung durchzuführen und zogen unverrichteter Dinge wieder ab.

Aurelia Rey sollte per Gerichtsentschluss aus ihrer Wohnung geworfen werden, weil sie eine Monatsmiete zu spät bezahlt hatte (siehe auch Bericht vom Samstag). Nach einem Artikel von El Diario, wollte ihr auch die Stadtverwaltung nicht helfen. Stattdessen wurde ihre nahe gelegt, doch in ein Altersheim zu gehen. Die Dame weigerte sich, da sie noch gut für sich selbst sorgen kann. Die Ortsgruppe von stop desahucios (Schluss mit Zwangsräumungen) nahm sich des Falls an und steht ihr seitdem bei.

Stop desahucios geht davon aus, dass der eigentliche Hintergrund, warum der Eigentümer der Immobilie die 85-Jährige schnellstmöglich aus der Wohnung haben will, der ist, dass sie dort seit über 30 Jahren wohnt und nur eine sehr niedrige Miete bezahlt, 165 Euro. Nachfolge-Mieter würden wohl mit 600 € rechnen müssen für die zentral gelegene Wohnung.

Hunderte Aktivistinnen und Aktivisten verschanzten sich seit demVormittag vor und in der Wohnung und ketteten sich an die Haustür, berichtet La voz de Galicia. Angesichts dieses massiven Widerstands wurde die Zwangsräumung verschoben. Gerichtsvollstrecker und Polizei zogen sich zurück, was sich aber als Finte herausstellen sollte. Als sich die Versammlung vor dem Haus auflöste und nur noch kleine Gruppen vor Ort waren, kehrten die die Uniformierten zurück und versuchten mit Gewalt, dem Vollstrecker Zugang zu der Wohnung zu verschaffen.

Letztendlich scheiterten sie aber an der Kette. Zwei Feuerwehrleute weigerten sich kategorisch, die Kette aufzuschneiden und die Tür aufzubrechen. Einer der Feuerwehrmänner zog sich in in sein Einsatzfahrzeug zurück und hängte ein stop desahucios-Schild von innen an die Windschutzscheibe.

Zwei Videos haben diese Momente eingefangen: zum einen die Live-Übertragung (ab Minute 14:10), zum anderen ein Video der Voz de Galicia.

Der Erfolg wurde von dem Umstehenden mit großer Erleichterung und mit lauten Rufen gefeiert: “Sí se puede” (ja, man kann) und “el pueblo unido jamás será vencido” (das vereinte Volk wird niemals besiegt).

Der Twitter-Account der Feuerwehr Galicien meldete sich dazu zu Wort:

„Wir gehen zu Wohnungen, um denen zu helfen, die sich darin befinden. Nicht, um sie auf die Straße zu werfen. Kollegen, beteiligt euch nicht an Zwangsräumungen.“
    — Bombero Comarcal Gz (@BomberoComarcal) 18. Februar 2013

Wir fühlen uns an die Schlosser in Pamplona erinnert, die sich geschlossen weigern, bei Zwangsräumungen zu helfen.  Es stimmt eben nicht, dass man nichts machen kann. Manchmal reicht es schon, an der richtigen Stelle “nein” zu sagen und auf das Gewissen statt auf Befehle zu hören.

Nachtrag: Am 19. Februar hat die Feuerwehr aus Katalonien ihre Solidarität mit den Kollegen aus A Coruña/Galicien ausgesprochen und erklärt, dass auch sie nicht mehr die Türen öffnen werden für Zwangsräumungen: “Wir werden die Türen nur bei Notfällen öffnen, wie es das Gesetz vorsieht.”

Quelle: Bodenfrost Blog

3 Kommentare leave one →
  1. Sindicato de Enseñanza e Intervención Social de CNT AIT Madrid 18 de septiembre de 2012 permalink
    10. März 2013 18:37

    Sindicato de Enseñanza e Intervención Social de CNT AIT Madrid 18 de septiembre de 2012

  2. Spanien: Perspektivlosigkeit für Jugendliche permalink
    30. Mai 2013 12:46

    Spanien: Perspektivlosigkeit für Jugendliche – 29.5.13

    Die ohnehin seit Jahren bedenklich hohe Jugendarbeitslosigkeit in Spanien explodiert seit Ausbruch der Wirtschaftskrise. Aktuell sind laut offiziellen Angaben rund 56% der unter 25-jährigen arbeitslos. Lediglich in Griechenland sind innerhalb der EU mit rund 62% noch mehr Jugendliche arbeitslos. Zum Vergleich: in Deutschland liegt die Quote laut Eurostat bei 7,6%. Radio Dreyeckland sprach anlässlich dieser Zahlen und der Tatsache, dass immer mehr spanische Jugendliche ihre einzige Hoffnung in der Auswanderung sehen mit Pablo Padilla, einem Sprecher der Organisation Juventud sin Futuro – zu deutsch: Jugend ohne Zukunft. Zunächst berichtet er, wie diese Gruppe, die heute ein wichtiger Akteur innerhalb der Empörten-Protestbewegung ist, entstanden ist.

    Philipp Eckstein
    Radio Radio Dreyeckland, Freiburg 102,3 MHz

    Creative-Commons
    Nichtkommerziell, Bearbeitung erlaubt, Weitergabe unter gleicher Lizenz erwünscht.
    http://freieradios.net/56231

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