Zum Inhalt springen

„Bei euch sitzt man ja immer nur im Knast“ – Interview mit einem Anarchisten aus der DDR

12. Juli 2012

Die DDR war nicht sozialistisch sondern staatskapitalistisch.

David Gienapp war mehr als sechs Jahre lang politischer Gefangener in der DDR. In den Gefängnissen des „Arbeiter- und Bauernstaates“ musste er unter anderem Hausschuhe für den Westen herstellen1. 1975 konnte er schließlich aus der DDR ausreisen. Einige Jahre später trat er der wieder gegründeten FAU bei (damals noch I-FAU). Die Direkte Aktion sprach mit David über sein Leben und seine Erlebnisse in der DDR.

David, du bist in Berlin aufgewachsen, hast die Bombardierung miterlebt, die Nachkriegszeit durchgemacht und hast am 17. Juni 1953 in Ost-Berlin als 14-jähriger Junge mitbekommen, wie die ArbeiterInnen auf den Straßen demonstrierten. Kannst du dazu etwas mehr erzählen?

Ich kann mich noch daran erinnern, wie wir im Keller saßen und ich vor Angst geschrien habe. Die Bomben waren schrecklich, aber meine Mutter sagte, die sollen bombardieren, dann kommen die Nazis endlich weg. So kam es ja dann auch, aber man kann sich heute gar nicht vorstellen, wie zerstört alles war. Wir hatten kaum etwas zu essen und viele Kinder starben an Typhus. 1951, da gab es ja schon die DDR, sind wir – also meine Mutter, meine Geschwister und ich – in ein Mietshaus in der Bornholmer Straße gezogen. Parterre wohnte ein alter Mann, dem ich im Haushalt geholfen habe. Der war schon weit über 80, konnte kaum noch sehen und hatte ganz viele Bücher. Das hat mich total fasziniert. Er hat mir auch bei den Schularbeiten geholfen. Opa Schinn2, so nannten wir ihn alle, erzählte auch vom Kieler Matrosenaufstand und schimpfte immer über die Kommunisten und die DDR. Und dann erklärte er mir, warum die DDR nichts mit Sozialismus zu tun hat. Er hat auch erzählt, dass er früher Mitglied der FAUD war. Später haben ihn die Nazis ins KZ Sachsenhausen gesteckt, wo er als alter Mann geprügelt wurde. Naja, der Schinn war so etwas wie ein Ziehvater für mich und er hat in mir den Keim zum Anarchisten gelegt. Als dann 1953 der Arbeiteraufstand war, dachten wir: jetzt geht’s los. Das war ja dann nicht so. Er sagte, ich soll viel lernen und mich nicht verheizen lassen. Ich weiß leider nicht, was aus ihm nach 1955 geworden ist. Sein Nachlass soll in den Westen gekommen sein.

1959 kamst du zum ersten Mal in Konflikt mit dem Staat?

Ja, ich hatte die Transportpolizei mit der SS verglichen. Die sahen auch wirklich so aus mit ihren roten Armbinden. Dann haben sie mich verprügelt und ich kam vier Monate in U-Haft wegen „Staatsverleumdung“. Als ich wieder raus kam, bin ich nach West-Berlin abgehauen und hatte auch einen Westberliner Pass – die Mauer gab es ja noch nicht. Von dort haben sie mich aber wieder zurückgeholt.

Wie haben sie das gemacht?

Ein guter Freund von mir wurde auf mich angesetzt. Der hatte selber Probleme mit dem Regime und wollte sich anbiedern. Also hat er mich nochmal in den Osten gelockt in eine Kneipe. Das war eine Falle. Er selber kam nicht, dafür aber gleich die Transportpolizei, die mich verhaftete – das war im Oktober 1960. Ich wurde fünf Monate mit allen Schikanen verhört: Dunkelarrest, Rotlichtzelle. Sie haben mich psychisch gefoltert. Einer meiner Vernehmer hat einmal gesagt: „Mein Arm reicht bis nach Argentinien, wir kriegen alles raus was wir wollen“. Am Ende konnte ich nicht mehr und habe ein Geständnis unterschrieben. Ich wurde dann zu drei Jahren Haft wegen „Spionage“ verurteilt.

Hielten die dich für einen gefährlichen Spion?

Die dachten, ich bin ein Spion für den amerikanischen Geheimdienst. Mein „Freund“ hat dann noch in einer Gegenüberstellung gegen mich ausgesagt und behauptet, ich hätte ihn anwerben wollen. Mich würde mal interessieren, was mein alter „Freund“ heute so macht.

Damit begann eine lange Knastzeit…

Ja, ich habe ja noch einmal Verlängerung um zwei Jahre bekommen, weil mich mal wieder jemand  denunziert hatte. Man musste immer aufpassen, was man sagt. In der Hoffnung auf Straferlass haben viele einfach falsche Beschuldigungen gemacht. Am Anfang war ich im Haftarbeitslager Gera-Liebschwitz. Das war eine Kammgarnspinnerei mit völlig veralteten Maschinen, wie aus dem 19. Jahrhundert. Die längste Zeit war ich in Waldheim. Bis 1965 musste ich dort Gefängnisarbeit für die VEB Vereinigte Hausschuhwerke Hartha3 machen. Das waren Hausschuhe, die alle für den Westen produziert wurden – für BRD, Frankreich, Belgien… Die Hausschuhe haben die Leute in der DDR nie gesehen, die gab’s da nicht zu kaufen. Wer die Abnehmer im Westen waren, kann ich nicht genau sagen, ich glaube aber „Salamander“ hat die auch bestellt. 500 Stück musste ich am Tag klopfen, das heißt für den nächsten Arbeitsschritt nach außen stülpen und in Form bringen, jeden Tag von 7 bis 16 Uhr. Die Vorarbeiter waren meistens Sittlichkeitsverbrecher, die natürlich mit einer guten Produktion gegenüber den Bullen besonders glänzen wollten. An Sabotage war da gar nicht zu denken, das hätte bloß nochmal Haftverlängerung bedeutet. Bei Arbeitsverweigerung gab es 21 Tage Arrest. Den hatte ich auch einmal wegen „Belügen eines VP-Angehörigen“. Da saß man dann in einem kleinen Käfig. Alle halbe Jahre wurde ich zur Seelenfilzung gerufen. Da haben sie mich dann gefragt, wie ich zu meiner Straftat stehe. Ich habe jedesmal geantwortet, dass ich keine Straftat begangen habe.

Wie hast du die Zeit überstanden? Gab es irgendeine Form von Abwechslung im Knast?

Die Arbeit an sich war schon eine gewisse Abwechslung, sonst hätte man die ganze Zeit nur in einem dunklen Loch gesessen. Durch die schlechten Arbeitsbedingungen habe ich mir während der Zeit in Gera-Liebschwitz eine Lungentuberkulose eingeholt, als deren Folge ich bis heute eine chronische Bronchitis habe. In der Gefängnisbibliothek gab es natürlich nur Propagandaliteratur. Wir mussten sogar die „ND“ von dem bisschen Geld, das uns gegeben wurde, abonnieren. Ich habe einige Gefangene kennengelernt, die seit dem Arbeiteraufstand 1953 eingebuchtet waren. Die wurden richtig fertiggemacht. Seitdem ich zwei Jahre Haftverlängerung bekommen hatte, wusste ich, dass man über politische Dinge nicht reden kann. Das war viel zu gefährlich. Die wollten ja Leute anwerben, aber ich habe niemals irgendeine Aussage über andere Gefangene gemacht. Ich habe bloß mal zu den Wärtern gesagt: „Ihr seid keine Sozialisten, ihr habt niemals etwas mit dem libertären Sozialismus zu tun“.

Kurz nach deiner Entlassung aus Waldheim fand am 31. Oktober 1965 die größte, nichtgenehmigte Demonstration in der Geschichte der DDR nach 1953 und 1989 statt, die sogenannte Leipziger Beatdemo. Anlass war das Verbot zahlreicher Leipziger Beatmusik-Gruppen durch die Regierung. Die Demonstration wurde schnell gewaltsam aufgelöst, viele Leute verhaftet. Ein Jahr später, am „Tag der Republik“, dem 7. Oktober 1966, bist du das nächste Mal in den Knast gewandert – auch im Zusammenhang mit einer Musikveranstaltung…

Ja, zum Glück aber diesmal nur für ein Jahr. Ich war mit ein paar Kumpels am Alex und da spielte so eine DDR-Band, ich glaube „Oktoberklub“. Da standen diese ganzen Spießer und angepassten FDJ-Typen rum, schrecklich. Wir standen ja mehr auf Rockmusik, hörten immer die verbotenen „Feindsender“ und nahmen sie auf Tonband auf. Wir schimpften dann also, dass das keine Rockmusik ist, haben sie ausgepfiffen und rangelten mit den Bullen. Und wir waren nicht wenige, das war ein richtiger kleiner Aufruhr. Als die mich dann festnahmen, dachte ich nur: „Scheiße, jetzt kommst Du schon wieder in den Knast!“. Zum Glück nicht wegen „staatsfeindlicher Hetze“, dann wären es wieder ein paar Jahre gewesen. Auf der Wache haben sie uns die langen Haare abgeschnitten und ich kam nach Bützow-Dreibergen – die „rote Hölle“ haben das alle genannt – wo ich wieder Strafarbeit machen durfte, unter anderem die Gleisstrecke zwischen Rostock und Berlin bauen. Ich hatte nun echt keine Lust mehr, noch einmal in den Knast zu kommen und habe mich von da an zurückgehalten.

Und wie kam es dann, dass Du die DDR verlassen hast?

1975 gab es wieder Ärger. Ich war ein bisschen betrunken und begleitete einen Kumpel aus West-Berlin zum Grenzübergang. Dort haben sie mich gleich eingesackt und mich schwer vernommen, weil ich angeblich über die Grenze fliehen wollte. Diesmal ging aber alles nochmal gut und ein Grenzer hat mir den Tipp gegeben, doch einen Ausreiseantrag zu stellen. Einen Monat später war ich im Auffanglager Gießen.

Das ging so schnell?

Ich glaube, die hatten endlich gemerkt, dass ich nicht umzuerziehen war und wollten mich loswerden. Sie haben ja auch noch 40.000 DM von der BRD für mich erhalten4. Ich wurde dann richtiggehend rausgeschmissen und hatte die DDR innerhalb einer kurzen Frist zu verlassen.

Wie ist die Ausreise vonstatten gegangen und was waren deine ersten Eindrücke im Westen?

Ich bin in einem Bus zusammen mit anderen Ausreisewilligen zur Grenze bei Herleshausen gebracht worden. Am Ende sagte ein VoPo noch zu mir: „Jetzt können Sie ja endlich in ihre geliebte Bundesrepublik. Es gibt kein zurück mehr!“ Da hab ich gesagt: “Ja und? Da kann ich mein Leben wenigstens mal ein bisschen genießen. Bei Ihnen sitzt man ja immer nur im Knast!“ Das stimmt ja auch. Waldheim war der kleine und die DDR der große Knast. Im Westen wurde ich sofort verhört, weil ich ja auch von der Stasi hätte eingeschleust sein können. Ich wusste natürlich, dass ich nicht in ein Paradies ausreise. Aber ein großer Vorteil war, das ich alles lesen und endlich mal reisen konnte, nicht nur immer nach Polen oder in die CSSR. Ich bin dann auch sofort nach Kreuzberg zur Hausbesetzerszene und habe nach Anarchisten gesucht. Das war eine geile Zeit. Einige Weststalinisten haben mich als Verräter beschimpft, weil ich meine Meinung über die DDR nie verborgen habe – und als ich dann etwas später nach Hamburg kam, habe ich mich immer mit den DKPisten angelegt. 1978 bin ich dann der FAU beigetreten.

Wie hast du 1989 die Wende erlebt?

Das war großartig für mich. Als das Zonenregime zusammengebrochen ist, bin ich mit meiner Frau  und ein paar FAU-Genossen nach Berlin gefahren. Dort haben wir auf das Ende der DDR angestoßen und gefeiert. Wir sind mit Zeitungen und Infomaterial rüber gegangen und haben mit den Leuten diskutiert. Haben ihnen gesagt, sie sollen sich nicht einsacken lassen von den Gewerkschaften im Westen, weil das keine richtigen Gewerkschaften sind. Wir waren auch im VEB Bergmann-Borsig und haben über Arbeiterselbstverwaltung diskutiert und den Leuten vorgeschlagen, das Werk zu besetzen. Die haben uns vielleicht angeguckt… wussten gar nichts mit uns anzufangen! Naja, später sind sie doch enttäuscht worden vom Westen.

Bekommst du Entschädigungszahlungen?

Ich habe als politischer Häftling des SED-Regimes eine einmalige Entschädigungszahlung bekommen und erhalte 250 Euro Opferrente monatlich. In Waldheim hatte ich von den 383 DDR-Mark, die ich monatlich vierdient habe, nur 40 Mark ausgezahlt bekommen. Was ich erlebt habe, werde ich aber nie in meinem Leben vergessen können. Dieser Staat hat meine Jugend zerstört. Und das hat er systematisch mit der Jugend gemacht. Ich weiß noch wie mir der Schulleiter einmal gedroht hat, mich nach Torgau in den Jugendwerkhof zu schicken, weil ich gesagt hatte, dass es in der DDR keine Arbeiterselbstverwaltung gibt. Man darf nicht vergessen, was die DDR war: eine staatskapitalistische Diktatur.

David, vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Felix Zimmermann

kleine Chronik

・    geboren 1938 in Berlin
・    ab 1951: Bekanntschaft mit altem FAUD-Genossen in dessen Wohnung
・    1959: vier Monate U-Haft wegen „Staatsverleumdungg
・    1960: Flucht nach West-Berlin
・    Oktober 1960: am Bhf. Friedrichstraße festgenommen; fünf Monate Verhör in Pankow wg. angeblicher Spitzeltätigkeit; Verurteilung zu drei Jahren Haft (Rummelsburg, Gera-Liebschwitz)
・    in Gera zwei Jahre Haftverlängerung wg. „staatsfeindlicher Hetzeg im Gefängnis; dann Verlegung nach Waldheim
・    1961 – 1965: Haft in Waldheim
・    Oktober 1966: Erneute Inhaftierung (Bützow-Dreibergen) für ein Jahr wg. „Staatsverleumdungg bzw. Protest gegen DDR-Musik
・    1975: Vernehmung wg. angeblicher „versuchter Republikfluchtg; bald darauf Ausreise aus der DDR
・    1978: Eintritt in die I-FAU

Anmerkungen

[1] Vor knapp zwei Monaten berichteten mehrere große Zeitungen über Entschädigungsforderungen ehemaliger DDR-Haftzwangsarbeiter gegen Westfirmen wie Ikea, Quelle und Neckermann. Diese hatten Produkte günstig von Gefangenen in DDR-Gefängnissen fertigen lassen. Siehe z.B. „Entschädigung von Ikea gefordertg in der <i>taz</i> vom 4.5.2012.: http://www.taz.de/!92748/
[2] Recherchen in alten Berliner Adressbüchern aus den 20er bis 40er-Jahren haben ergeben, dass „Opa Schinng wahrscheinlich mit vollem Namen Hermann Schinn hieß und von Beruf Handlungsgehilfe war.
[3]  ab 1955: VEB Vereinigte Hausschuhwerke Hartha; ab 1990: intra Schuhfabriken GmbH Hartha; ab 2007: intra Besitzunternehmen GmbH & Co KG.
[4] Im Rahmen des Freikaufs von politischen Gefangenen durch die BRD ab 1962.

Quelle: FAU Düsseldorf

40 Kommentare leave one →
  1. Mit Maschinenpistolen zur Machtübernahme permalink
    25. August 2012 11:15

    Zu Erich Honeckers 100. Geburtstag am 25.08.2012

    Mit Maschinenpistolen zur Machtübernahme

    Erich Honecker stürzte Walter Ulbricht mit Moskaus Einverständnis. Die Machtübernahme inszenierte er als einen revolutionären Akt. [Video]

    http://www.mdr.de/damals/avobjekt1704.html

    http://www.mdr.de/geschichte-mitteldeutschlands/filme/honecker/verteilseite2654.html

    Chatprotokoll: Erich Honecker – Der Weg zur Macht

    Der zweitmächtigste Mann der DDR plant den großen Coup. Am 26. April 1971 ist es soweit. Honecker putscht seinen politischen Ziehvater Ulbricht aus dem Amt und setzt sich selbst an die Spitze von Partei und Staat.

    Auf Ihre Fragen zum Film und zur Person Erich Honecker antworteten Producerin Gabriela Reichelt sowie Klaus Taubert, lange Jahre stellvertretender Chefredakteur der Nachrichtenagentur ADN und Zeitzeuge im Film. In den 1960er- und 1970er-Jahren war Taubert als Reporter nah dran an den Mächtigen Ulbricht und Honecker. Er war ein Hofberichterstatter, wie er heute selber sagt.

    http://www.mdr.de/geschichte-mitteldeutschlands/filme/honecker/chatprotokoll258.html

  2. Das Leben der Anderen permalink
    5. Januar 2013 21:39

    Das Leben der Anderen

    http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Leben_der_Anderen

  3. Neonazis gegen Geld / Wie die Bundesrepublik gefährliche Rechtsextreme aus der DDR freikaufte permalink
    19. Januar 2013 19:23

    Neonazis gegen Geld / Wie die Bundesrepublik gefährliche Rechtsextreme aus der DDR freikaufte

    Die Bundesregierung kaufte gefährliche Rechtsextreme aus DDR-Gefängnissen frei. Im Westen kämpften dieselben Neonazis dann mit Gewalt gegen Linke, Ausländer und Polizisten

    Quelle: Report Mainz, 15.1.2013

  4. Neonazi und Stasi-Informant permalink
    19. Januar 2013 19:43

    Neonazi und Stasi-Informant

    Dokumentation „Der Rebell – Neonazi, Terrorist, Aussteiger“ über Odfried Hepp, der zunächst eine nationalsozialistische Kameradschaft gründete, dann mit der Wehrsportgruppe Hoffmann, der PLO und dem DDR-Geheimdienst zusammenarbeitete, und später Banküberfälle und Sprengstoff-Anschläge organisierte. Nach Jahren im Untergrund wurde er gefaßt und verbüßte eine langjährige Haftstrafe, die große Liebe seines Lebens heiratete nach langem Warten einen anderen.

  5. Feindberührung permalink
    11. März 2013 21:12

    Feindberührung

    Ein Student bespitzelt seinen Freund für die Stasi und bringt ihn ins Gefängnis. 30 Jahre später treffen sie sich wieder in Heike Bacheliers Dokumentarfilm.

    http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnavigation/startseite#/beitrag/video/1412948/Feindber%C3%BChrung%22

  6. Niewieder bismarxistischer Gartenzwergsozialismus permalink
    15. April 2013 10:56

    40 Jahre DDR – Militärparade ganze Zeremonie

  7. Ernteschlachtroß permalink
    15. April 2013 12:01

    Ernteschlachten in der DDR

  8. Aus Liebe zum Volk ~ DDR-Stasi-Doku +++ Ein Interview mit den Filmemachern Eyal Sivan und Audrey Maurion permalink
    1. Juni 2013 21:37

    Aus Liebe zum Volk ~ DDR-Stasi-Doku

    Hinweis: Teil 4 fehlt nicht, lediglich falsch nummeriert

    http://www.aus-liebe-zum-volk.de

    Kino und Geschichte
    Ein Interview mit den Filmemachern Eyal Sivan und Audrey Maurion

    Was hat Sie als in Paris lebender, israelischer Filmemacher daran gereizt, einen Film über das ostdeutsche Ministerium für Staatssicherheit zu drehen?

    Eyal Sivan Gilles-Marie Tiné, mein französischer Produzent, hatte mir diesen merkwürdigen, von Reinhardt Hahn aufgezeichneten Text des Stasi-Majors S. vorgeschlagen, weil er darin gewisse Parallelen zu Ein Spezialist, meiner Arbeit über den Eichmann-Prozeß, erkannte. Ich bot Audrey Maurion daraufhin eine erneute Zusammenarbeit an, weil ich diesen Stoff als folgerichtige Fortführung unserer bisherigen Recherchen verstand. Alle meine Filme haben mit Formen von politischem Verbrechen zu tun, mit staatlichem Terror im weitesten Sinne. Es interessiert mich, europäische Geschichte filmisch zu integrieren und zu reflektieren. Und mich interessiert das Verhältnis von Erinnerung und Film, von Kino und Geschichte – nicht im Sinne einer historischen Dokumentation, sondern bezüglich der Frage, wie sich Vergangenheit medial in der Gegenwart spiegelt. Worin bestehen die Möglichkeiten, Geschichte als eine Analogie für Gegenwärtiges zu sehen?

    Sie verweisen in Ihrem Film auf die Aktualität des ostdeutschen Ideals totaler Observation, gerade nach dem 11. September 2001. Aber gibt es nicht doch große Unterschiede zwischen dem Überwachungsstaat DDR und dem mehrheitlich tolerierten Sicherheitswahn von heute?

    ES Es ist gleichzeitig verschieden und verwandt. Sehr ähnlich ist es sich in Bezug auf die Terminologie. Auch die Stasi hat immer vom Kampf gegen Terroristen gesprochen und sich damit öffentlich legitimiert. Das Verhältnis eines ganz natürlichen Sicherheitsbedürfnisses der Menschen einerseits und der Menschenrechte andererseits kommt so allmählich aus dem Gleichgewicht. Das ist eine sehr aktuelle Entwicklung.

    In der Tat verblüffen viele Stellen des gesprochenen Textes in Ihrem Film durch Ihre augenscheinliche Aktualität. Haben Sie Veränderungen an der Vorlage vorgenommen, um diesen Effekt zu verstärken?

    Audrey Maurion Nein. Wir haben inhaltlich am Text des Stasi-Majors überhaupt nichts verändert. Wir mussten lediglich kürzen, aus dramaturgischen Gründen.

    ES „Krieg gegen den Terrorismus, Vernichtung des Feindes, Schutz der Heimat, Glück des Volkes…“ – Alle diese Phrasen, die wir heute oft hören, finden sich original in den Stasi-Akten!

    Wie verlief die Arbeitsteilung zwischen Ihnen als Co-Regisseure?

    AM Am Anfang stand das Drehbuch. Die Montage begann bereits mit den Kürzungen am Originaltext, die Struktur des Films bildete sich dabei schon heraus. Parallel dazu begann Cornelia Klauss mit der Recherche des Quellenmaterials. Ich habe sämtliches Material gesichtet, Eyal dagegen bewusst nicht. Bei dieser Masse an potentiell verwertbaren Bildern fanden wir es wichtig, dass er eine distanzierte Sicht behalten konnte.

    ES Cornelia hat das Rohmaterial geborgen, und Audrey hat, auf der Grundlage des Drehbuchs, eine erste Vorauswahl getroffen. Mit diesen Bildern saß ich dann die meiste Zeit allein am Schnittcomputer, um mögliche Illustrationen des Textes zu montieren.

    Ergaben sich während der Montage für Sie Momente, die vom ursprünglichen Drehbuch wegführten?

    AM Die erste Überraschung bestand darin, dass eine aus so unterschiedlichen Quellen bestückte Collage überhaupt funktionierte. Es war erstaunlich, dass die Bilder, die wir uns vage vorgestellt hatten, in den meisten Fällen tatsächlich auffindbar waren. Mitunter überstiegen sie sogar unsere Erwartungen. Eine eher negative Überraschung lag in dem Problem, die verschiedenen zeitlichen Ebenen der Erzählung sinnvoll zueinander ins Verhältnis zu setzen. Der personelle Bezugspunkt konnte nur durch die Off-Stimme vermittelt werden, ansonsten musste die Hauptperson unsichtbar bleiben. Wir mussten insgesamt vier verschiedene Zeitebenen aufeinander abstimmen.

    ES Dazu kam, dass sich mit den Bildern aus den 50er, 60er und 70er Jahren fast automatisch klischeebeladene Assoziationen herstellen. Wir leben gerade in Zeiten einer allgegenwärtigen Ostalgie – mit der wir aber nichts zu tun haben wollten. Hier mussten wir also andere, reduzierte Bilder finden. In Verbindung mit der subjektiven Rede des Erzählers und der komplizierten chronologischen Struktur erwies sich die Montage als sehr schwierig.

    Hatten Sie mitunter Bedenken, den heterogenen Charakter des Archivmaterials in die homogene, lineare Struktur der Erzählung des Major S. einzusenken?

    ES Gerade das hat uns gereizt. Gewöhnlich bemühen sich ja Filmemacher oder Schriftsteller, ein gewisses Maß an Identifikation herzustellen, damit die Zuschauer oder Leser sich schneller einfühlen können. Unser Ziel war es, beim Sehen einen Widerstand zu erzeugen. Eine solch ungemütliche Situation kann produktiv sein. Einerseits wird der Konsens einer Identifikation auch bei uns erzeugt, andererseits wird er bewußt zerstört. Denn der Zuschauer weiß insgeheim, dass es sich um völlig verschiedene Quellen handelt und die Homogenität nur eine scheinbare ist.

    Es war uns dabei immens wichtig, andere, unbenutzte Bilder zu finden. Die meisten Archivsequenzen in Dokumentationen funktionieren ikonografisch, so wie Verkehrszeichen. Man hat sie tausendmal gesehen und weiß sofort, wie sie zu verstehen sind. Diesen Pawlowschen Effekt wollten wir vermeiden. Weil er unpolitisch ist, weil er das Denken überflüssig macht. Das ist es ja gerade, was Personen wie Herrn S. auszeichnet – dass sie nicht mehr nachdenken, sondern nur noch funktionieren.

    Wie verlief die Zusammenarbeit mit den Leihgebern der Archivquellen, zum Beispiel mit der Gauck-Behörde?

    ES Das prinzipiell Paradoxe an Archiven besteht darin, dass sie aufgebaut worden sind, um Geschichte nachvollziehbar zu machen, um deren Quellen verfügbar und zugänglich zu halten. Oft verwechseln die Archivare aber Bewahren mit Verschließen.

    Die Diskussion über den gesamten Stasi-Komplex wird vor allem in Ost-Deutschland nach wie vor sehr leidenschaftlich geführt. Eine häufig gestellte Frage ist dabei die nach der Perspektive: Warum werden so oft Täter ins Zentrum von Büchern oder Filmen zum Thema gerückt?

    ES Dieses Problem ist uns sehr gegenwärtig. Die Sichtweise eines Opfers stellt in künstlerischer Hinsicht eines der kompliziertesten Dinge überhaupt dar. Weil die Position eines Opfers immer eindeutig ist. In der Kunst hat das Mitleiden aber nur eine begrenzte Wirkung. Ich verstehe die Forderung der Opfer nach angemessener Darstellung ihres Leidens sehr gut – aber diese Aufgabe kann ich als Künstler nicht erfüllen. Ich sehe die Funktion meiner Filme eher als die eines Spiegels. Man kann ja nicht wirklich nachvollziehen, was jemand fühlt, der schwer leidet. Dazu kommt: Es wird oft von der ‘Pflicht der Erinnerung’ gesprochen. Aber ist es nicht unfair, diese Pflicht immer auf dem Rücken der Opfer auszutragen?

    Nehmen wir noch einmal das Beispiel Deutschlands nach der Nazizeit: Es war unmöglich, jeden Beamten, jeden Eisenbahner, jeden kleinen Zuarbeiter des Holocaust vor Gericht zu stellen. Ebenso unmöglich war es, alle kleinen IMs zu verurteilen. Für solche kollektiven, staatlichen Verbrechen brauchen wir andere Wege der Rechtsprechung, so etwas wie ‘Wahrheits-Kommissionen’. Ich sehe Ein Spezialist und Aus Liebe zum Volk als Beiträge zu solchen noch zu schaffenden Kommissionen. Primo Levi bestand auf der Position: „Ich bin kein Zeuge, ich bin ein Überlebender.“ Das ist der gleiche Unterschied wie in der DDR: die Opfer der Stasi sind keine Zeugen, sie sind Überlebende. Wir müssen die Verbrecher zum Reden zwingen.

  9. OSTPUNK ~ Too Much Future permalink
    7. Juni 2013 00:13

    OSTPUNK ~ Too Much Future

    Die Idee zu „too much future“, einem Dokumentarfilm über Punk in der DDR, ergab sich zwangsläufig. Zum einen waren wir Teil der DDR-Punkszene, zum anderen gab es bis dahin nichts im Kino-Format, was diese/unsere Geschichte authentisch wiedergegeben hätte. Die
    einschlägigen Werke zum Thema blieben uns nicht verborgen und hinterließen ihre Wirkung.

    Die Punkszene z.B. New Yorks war sicher grundverschieden von der Ostberlins. Doch in der subkulturellen Szene Ostberlins Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre fanden sich Verwirrungen und Dramen, die ebenso auf gebrochene Biografien hinausliefen wie überall
    dort, wo junge Leute einen absoluten Weg wählen. In allen Filmen und Büchern zum Thema Punk in Westeuropa, wie auch Westdeutschlands, bleibt die Geschichte von Punk in Ostdeutschland im Dunkeln und somit Subkultur. Diesen Mangel nahmen wir persönlich. Auf die allgemeine Unwissenheit zum Thema Punk in der DDR wollten wir reagieren. Daraus
    resultierte nun ein Tatendrang, dessen Ursache in einem Unwillen gegenüber diesem Desinteresse lag. Neben anderen Veröffentlichungen gab es 2005 in Berlin eine umfangreiche Ausstellung, die dem Film „ostPUNK!/too much future“ vorausging.

    Punk im Osten war so vielfältig wie Punk im Westen. Die Anfänge waren ein Experiment und spannend. Einige Geschichten, die während unserer Recherchen zu Tage kamen, waren kaum fassbar. Sie lieferten den Anlass, tiefer nachzuforschen und dieses wenig belichtete Kapitel ostdeutscher Geschichte ins Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Punk im Osten war das Kind einer Mangelgesellschaft und lehnte sich auf gegen eine „Diktatur des Proletariats“. Er war Ausdruck jugendlichen Leicht- und Frohsinns, unterstützt durch den Mut zum Dilettantismus. Es existierte kein kultureller Gegenentwurf, sondern ein lustvolles Dagegen-Sein. Aber der sozialistische Staat kannte keinen Spaß und drangsalierte und verfolgte die Punks, sperrte sie erst aus und dann nicht selten ein.

    Die Punkgeschichte der DDR ist deshalb einmalig, weil der Staat und sein verlängerter Arm, das Ministerium für Staatssicherheit, unverhältnismäßig und massiv gegen diesen Ausbruchsversuch vorgingen. Daraus resultieren die unterschiedlichsten Biografien, sie sind voller dramatischer Wendungen und es gibt in ihnen die unglaublichsten Vorfälle. Auf der Suche nach geeigneten Protagonisten für unseren Film haben wir im Vorfeld mit vielen Ex- und Noch-Punks gesprochen. Auf einige wenige mussten wir uns schließlich konzentrieren. Maximal vier sollten es werden, diese sollten exemplarisch für die Szene und dennoch
    für sich selbst stehen.

    Am Ende haben wir zwei Frauen und vier Männer interviewt, weniger an geballter Aussagekraft zu zeigen war nicht möglich. Gelebt haben sie in Berlin, Leipzig und Dresden. Sie erzählen von unterschiedlichen Lebensentwürfen, zeigen Lebensläufe mit Brüchen, deren Gemeinsamkeit der Schnittpunkt Punk ist, und mussten sich mit der Freiheitsberaubung durch den Staat DDR auseinandersetzen. Diese erfuhren einige von ihnen nicht erst im Knast, sondern jeder Einzelne erlebte sie durch die Mauer.
    Gemeinsam ist den Porträtierten, dass sie den Mut hatten, ihre Wut öffentlich zu machen. Sie hatten nicht vor, das System schleichend zu unterwandern. Einige drückten sich aus durch Malerei oder gründeten Punkbands, andere wiederum realisierten Super-8-Filme. Nicht weniger interessant, und im Film zu sehen, ist, wo die Protagonisten des Films heute stehen. Mit ihren Lebensentwürfen, in ihrem Beruf, mit ihren politischen Meinungen und ihrem Punk.

    „ostPUNK!/too much future“ ist der Versuch, dieses komplexe Thema in 90 Minuten zu beleuchten. Dabei geht es nicht um Bildungsfernsehen, sondern, dem Gegenstand des Films entsprechend, um Vitalität und Unterhaltung. Der glückliche Umstand, mit Neue Visionen einen
    engagierten Verleih gefunden zu haben, sorgt dafür, dass der Film im Spätsommer 2007 in den deutschen Kinos startet und endlich diesen Teil deutscher Subkultur sichtbar macht.

    (Michael Boehlke in OX#72, Juni/Juli 07)

  10. Willkommen im Sozialismus! permalink
    15. Juni 2013 17:25

    Wie ist der Staat nach dem Ende der DDR mit Übersiedlern aus dem Westen umgegangen ist. Ein bisher kaum beleuchtetes Kapitel deutsch-deutscher Vergangenheit.

    http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnavigation/startseite#/beitrag/video/1922448/Willkommen-im-Sozialismus!

  11. Einmal Freiheit und zurück - Geschichte der DDR-Rückkehrer permalink
    15. Juni 2013 17:33

    Einmal Freiheit und zurück – Geschichte der DDR-Rückkehrer

    Wer einmal die DDR in Richtung Westen verlassen hatte und dann zurückkehren wollte, musste ein entnervendes Durchleuchtungs- und Umerziehungsprogramm über sich ergehen lassen. Im Zentralen Aufnahmeheim Röntgental am Rande Berlins hatten die Rückkehrer wochen-, oft monatelang auszuharren, bis sie zurück zu ihren Familien durften. Viele erlitten einen »Lagerkoller«, mehrere nahmen sich dort das Leben.
    Zwanzig Jahre nach dem Mauerfall hat der ZDF-Reporter Ulrich Stoll zahlreiche Rückkehrer besucht und ihre Geschichten rekonstruiert. Er traf auf Familien, die erpresst und als Geiseln genommen wurden, um republikflüchtige Angehörige zur Rückkehr zu bewegen. Er hörte von Skepsis und Argwohn im gesellschaftlichen Umfeld, in dem die Rückkehrer nicht willkommen waren, sondern bespitzelt und als »Verräter am Sozialismus« ausgegrenzt wurden. Ein Buch voller erschütternder persönlicher Schicksale.

  12. Trennung von Staats wegen - Zwangsadoption in der DDR permalink
    15. Juni 2013 17:40

    Trennung von Staats wegen – Zwangsadoption in der DDR

    Zwischen 1950 und 1990 gab es circa 75.000 Adoptionen in der DDR. Die meisten dienten sicher dem Wohl der Kinder, doch gibt es eine nicht unerhebliche Anzahl von Fällen, in denen Eltern das Erziehungsrecht aberkannt wurde, um sie gesellschaftlich oder politisch zu maßregeln. Eltern in der DDR hatten laut dem Familiengesetzbuch die Pflicht, ihre Kinder „zur sozialistischen Einstellung zum Leben und zur Arbeit“ zu erziehen. Kamen sie dieser Aufgabe nach Ansicht der Behörden nicht nach, konnte der Staat eingreifen. Wie viele Familien durch das DDR-Regime auseinandergerissen wurden, lässt sich heute nur mutmaßen.

  13. Verlassene Kinder der DDR permalink
    15. Juni 2013 17:44

    Verlassene Kinder der DDR

    Die Reportage setzt sich mit einem fast vergessenen Thema der deutschdeutschen Geschichte auseinander: Kinder, die im Osten zurück gelassen wurden, als ihre Eltern in den Westen flohen. Oft wurden die Familien nach einigen Monaten oder Jahren wieder zusammengeführt, manchmal aber auch gar nicht mehr.

  14. Trauma Umerziehung: Heimkinder in der DDR +++ Interviews permalink
    3. Oktober 2014 22:27

    Trauma Umerziehung: Heimkinder in der DDR

    Von den über 700 Kinder- und Jugendheimen der DDR waren 150 so genannte Spezial-Kinderheime. Dort herrschten „verschärfte Bedingungen“, wie Freiheitsentzug, Bestrafungen und seelische Grausamkeiten.

    http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnavigation/startseite#/beitrag/video/2247958/Trauma-Umerziehung:Heimkinder-in-der-DDR

    INTERVIEWS

    http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnavigation/startseite#/beitrag/video/2249764/Ehemalige-Heimkinder-im-Interview-Teil-1

    http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnavigation/startseite#/beitrag/video/2249796/Ehemalige-Heinkinder-im-Interview-Teil-2

  15. Der Gartenzwergsozialist permalink
    12. Oktober 2014 16:45

    25 Jahre nach dem Sturz Erich Honeckers: ZDF-History zeigt das Psychogramm eines Machtmenschen, der sich selbst und die Welt immer wieder täuschte.

    http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnavigation/startseite#/beitrag/video/2247682/Geheimakte-Honecker

  16. Grenzpassage --- Ein MfS Lehrfilm permalink
    4. Dezember 2014 00:21

    Grenzpassage — Ein MfS Lehrfilm

    „Grenzpassage“ ist ein Lehrfilm der Hauptabteilung VI (MfS), die an den Grenzen der DDR Passkontrollen durchführte und die Sicherung des Transit- und Reiseverkehrs übernahm. Gezeigt werden verschiedene Szenen aus dem Alltag der Mitarbeiter dieser Diensteinheit, wie zum Beispiel der Ablauf einer Passkontrolle. Dabei wird ein Mann wegen Unstimmigkeiten abgeführt. Insgesamt vermittelt das Video einen umfassenden Eindruck vom Wirken der Stasi an den Grenzen der DDR. Eine Tonspur ist leider nicht überliefert.

    Aufnahmen entstanden in:
    Bahnhof Friedrichstraße, Invalidenstraße, Heinrich-Heine-Straße, Marschallbrücke, Flughafen Berlin Schönefeld, alles in Ost Berlin und weiter Drewitz (Potsdam) und Bahnhof Bad Schandau (Sachsen)

    • Anonymous permalink
      6. Mai 2016 07:14

      IM Lehrfilm wird die Visumgenehmigng 1984 gezeigt. Der Mann wurde nicht abgeführt sondern höflich zur KONTROLLE gebeten. AL Zeitzeuge habe ich erlebt wie es ist abgeführt zu werden, unter Bewachung von 2 mit Maschinenpistolen BEWAFFNETEN:

  17. Sau-Kerle permalink
    21. Dezember 2014 19:18

    Sau-Kerle – DDR von Unten / eNDe (1983) komplett

  18. Schleimkeim Interview permalink
    21. Dezember 2014 19:38

    Schleimkeim Interview ca. 92

  19. Die stammelnden Heimkinder permalink
    22. Dezember 2014 23:52

    • DDR-Psychiatrie ~ Die Hölle von Ueckermünde permalink
      17. Mai 2015 13:57

      Die Hölle von Ueckermünde – Inhalt
      Autor: Sima Moussavian

      In Ueckermünde sind die Wände nicht weiß, sie sind drückend gelb. Die Räume sind nicht belebt, sie sind eng und tot. Die Zustände in der Ostpsychiatrie sind nicht schlimm, sie sind unvorstellbar. Mit nur einer Kamera, dafür jedoch ungebrochenem Willen bewaffnet, hat Ernst Klee es aufgedeckt. Doch etwas zu ändern, ist nicht leicht. So wurde der Dokumentarfilm „Die Hölle von Ueckermünde – Psychiatrie im Osten“ in Deutschland kurz vor der Erstausstrahlung verboten.

      DDR-Psychiatrie ~ Die Hölle von Ueckermünde

  20. Westware aus dem Ostknast permalink
    23. Dezember 2014 01:09

    Westware aus dem Ostknast

    Statistiken liegen den Deutschen. So zählte die DDR zum Stichtag 30.6.1987 ihre Strafgefangenen und kam auf genau 19.382 „Häftlinge in Arbeit“ – in 64 Strafvollzugsanstalten, 77 Haftarbeitslagern, elf Jugendstrafanstalten und zwei Militärgefängnissen. Und genau damit rechnete die DDR-Planwirtschaft! Mindestens 18.000 Arbeitsplätze für Strafgefangene waren einkalkuliert – für kriminelle und politische. Und alle mussten arbeiten – ob sie den Staat aus politischen Gründen ablehnten oder nicht.

    Es gab kaum einen volkswirtschaftlich wichtigen Betrieb in der DDR, der nicht in Gefängnissen arbeiten ließ, entweder in einer anstaltsinternen „Zweigstelle“ oder in einem speziell abgesicherten Außenbereich. Schuhe, Radios, Fotoapparate, Näharbeiten aller Art, Hotelwäsche und chemische Reinigung, Maschinenteile und Konsumgüter wurden hier produziert – und zwar nicht nur für die DDR, sondern ausdrücklich auch für den Export ins nichtsozialistische Ausland.

    Der inhaftierte Regisseur und Schriftsteller Peter Timm bearbeitete Kamerateile für den sächsischen Fotoapparatehersteller Pentacon, dessen Produkte weltweit im Fotohandel erhältlich waren. Uta Franke nähte im Frauengefängnis Hoheneck Bettwäsche für Versandhäuser im Westen und Hugo Diederich fertigte im sächsischen Stahlwerk Gröditz Röhren für den bundesdeutschen Stahlkonzern Klöckner. Und an der Gefangenenproduktion für Ikea und Co. entzünden sich gerade die Gemüter.

    Die Verbraucher West hatten oft keine Ahnung, woher ihre für bundesrepublikanische Verhältnisse günstige Neuerwerbung stammte und wer an der Herstellung beteiligt war. Und auch die westdeutschen Händler wussten nicht oder wollten nicht wissen, unter welchen Bedingungen die billigen Waren produziert wurden. Nur selten tauchten darüber Informationen auf. In den 70er Jahren z.B. in den Wäschepaketen des Versandhauses „Quelle“. Kassiber, die Gefangene in die Bettwäsche geschmuggelt hatten, wurden von Kunden an Quelle gegeben. Die Leitung des Versandhauses stellte kritische Nachfragen bei ihren Geschäftspartnern im Osten Doch das Ost-West-Geschäft ging ungehindert weiter. Und ungehindert machte die DDR-Volkswirtschaft weiter Devisengewinne. Auch auf Kosten der Gefangenen.

    Der Film behandelt dieses kontrovers diskutierte Thema „Zwangsarbeit“ in der DDR und lebt von den unterschiedlichen Emotionen, den Geschichten der Betroffenen und dem Für und Wider in der politischen Diskussion. Was haben westdeutsche Unternehmer gewusst, was hätten sie wissen und tun können, um das Schicksal der politischen Gefangenen zu lindern?

    Flankiert werden die Zeitzeugenschilderungen aus Ost und West von umfangreichem Archivmaterial aus der Arbeitswelt der einzelnen VEB sowie Reportagen des DDR-Fernsehens aus der Wendezeit über die Zustände in DDR-Gefängnissen.

    Ein Film von Anne Worst

    • Sändi permalink
      23. Dezember 2014 22:24

      Die Zahlen sind schwindelerregend, wenn diese marxistischen Vollpfosten ihre eigenen Arbeiter mit diesen Konsumgütern überflutet hätten ………………. für n Pferdeappel und n Hasenei, eigentlich unglaublich

  21. FREYGANG - Kreuzfahrt ins Freye - Concert on deck permalink
    7. Januar 2015 01:33

    FREYGANG – Kreuzfahrt ins Freye – 08.09.2002 – Concert on deck

    • Danke für das tolle Video permalink
      7. Januar 2015 11:49

      Die Kinder spielen weiter- bringen wir das Kartenhaus endlich zum einstürzen!

  22. Doku Der Befehl "Filigran" permalink
    29. Januar 2015 21:40

    Doku Der Befehl „Filigran“

    Praktisch jede wichtige Struktur hatten eines, ein Schutzbauwerk. Über die ganze Republik verteilten sich Bunkeranlagen und deren Infrastruktur. Manchmal getarnt und nicht sofort zu erkennen, oft lief man aber auch daran vorbei. So z.B. an den vermeindlich normalen Häuschen der Deutschen Post oder der Wasserwirtschaft. Die wichtigsten Anlagen lagen jedoch gut versteckt in Sperrgebieten. Einige Strukturen hätten so noch bis zu 4 Wochen nach einem Atomschlag arbeiten können.

    Auch für den Gegenschlag war man gerüstet. Tief im Fels wurden einige Komplexlager eingerichtet. In ihnen wurden viele Tonnen Munition und Material gelagert. Doch der vermeindliche Gewinner wäre doch eine Verlierer gewesen. Nach spätestens 4 Wochen, hätte man wieder in die kontaminierte Umwelt gemusst, fraglich ob das eine nennenswerte Anzahl an Menschen langfristig überlebt hätte.

    (Am Ende jedes Teils kann man bequem weiterklicken)

  23. Medizinische Folter für die sozialistische Idealfrau permalink
    16. Juni 2015 12:29

    DDR: Medizinische Folter für die sozialistische Idealfrau

  24. Ausgebeutet für den Klassenfeind permalink
    16. Oktober 2015 15:45

    Ausgebeutet für den Klassenfeind

    Im Akkord mussten sie Strumpfhosen und Bettwäsche nähen, Möbel und Autoteile herstellen. Auch im Kohlebergbau oder in der Chemie- und Stahlindustrie schufteten sie unter katastrophalen Bedingungen. Politische Häftlinge wurden in der DDR zu harter, gefährlicher Arbeit gezwungen. Film von Achim Reinhardt und Claudia Butter.

    • Arbeitspflicht im Prolparadies - DDR am Abgrund permalink
      18. Oktober 2015 22:52

      Arbeitspflicht im Prolparadies – DDR am Abgrund

  25. Wolfgang - DDR der neue alte Knast permalink
    1. April 2016 21:43

    Wolfgang Kauert ~ DDR der neue alte Knast

    Ein Leben im Kampf um Gerechtigkeit und Freiheit in einem in „Beton“ gegossenem Deutschland. Ein Interview mit Schmied und Bionik-Artist Wolfgang Kauert (Jahrgang 1950 DDR).

    Kamera, Schnitt und Bearbeitung: Lutz Thiede Länge 28 min.
    Links http://www.alwinproduction.de

    • Schwein/Sauerei .... permalink
      10. April 2016 19:10

      …… so gings ja auch den Opfern im Nachkriegsschland.

  26. Der Philosoph, Historiker, Kunsthistoriker und Pädagoge MANFRED FRANZ permalink
    19. Juni 2016 18:56

    Der Philosoph, Historiker, Kunsthistoriker und Pädagoge MANFRED FRANZ

    Im Mittelpunkt dieses Gesprächs steht ein Mann, der ein leidenschaftlicher Historiker ist, der im Schweriner Kupferstichkabinett zu DDR-Zeiten einen Kunstraub des damaligen Direktors aufdeckte – und genau das wurde ihm zum Verhängnis. Die Stasi umwarb ihm, aber blieb standhaft. Dies war das Ende seiner Arbeit im Kupferstichkabarett Schwerin.

  27. Drakonische Strafen für Jugendliche in der DDR permalink
    10. August 2016 11:56

    Drakonische Strafen für Jugendliche in der DDR

  28. Besser Anders ~ Leipziger Subkulturen ~ DDR-Punk & Blues permalink
    30. Dezember 2016 00:41

    Besser Anders ~ Leipziger Subkulturen ~ DDR-Punk & Blues

    Wie funktioniert Rebellion in einer Diktatur?

    War die Wende wirklich revolutionär?

    Welche neuen Freiheiten brachten die 90er?

    Diese Dokumentation begibt sich auf die Suche nach Antworten. 15 bekannte Leipziger Szenekenner, Musiker und Künstler stöbern in ihren Erinnerungen an vergangene Subkulturen in Leipzig und lassen ein einzigartiges Mosaik aus Eindrucken, Erlebnissen und Emotionen entstehen.

    Im Fokus ihrer Musik beleuchten Menschen unterschiedlichster Couleur ihre ganz persönlichen Geschichten aus dem Untergrund und schicken den Zuschauer auf eine Zeitreise der unkonventionellen Art. Was unsere Protagonisten verbindet, ist die Musik als eine zentrale Identifikationsquelle, aber auch als Medium für Gesellschaftskritik und künstlerischen Freigeist und letztlich die damit verbundenen staatlichen Repressionen. Mit einem durchaus kritischen Auge wendet sich dieser Film der stürmischen Zeit der Wende und der darauf folgenden Jahre zu.

    Bewegend und mitreißend erzählen die Zeitzeugen aus ihrem Leben und geben einer Zeitz zwischen Anpassung und Rebellion Stimme und Gesicht. In 85 Minuten verbindet der Film geschickt die Vergangenheit mit der Gegenwart und ist dabei zu Recht „BESSER ANDERS“.

  29. Großer Diktatoren-Gehalts-Check! / Verdiene ich mehr als Honecker? permalink
    22. Januar 2017 17:20

    Großer Diktatoren-Gehalts-Check! / Verdiene ich mehr als Honecker?

    Dass Kommunisten in Wahrheit arbeitsscheue, geldgierige Schlingel seien, die sich den Kommunismus nur ausgedacht hätten, um ihre kriminellen Machenschaften zu kaschieren und ehrliche Leute abzuzocken, während der freie Unternehmer tagtäglich nur seine selbstlose Liebe zum Lohnarbeiter ausagiert, weiß jeder schwäbische Mittelständler. Bettler, weiß man in ähnlichen Kreisen, haben auch alle ihren Mercedes um die Ecke geparkt, und Zigeuner leben nur in alten Wohnwagen, um zu verbergen, wie unfassbar reich sie durch das Klauen von Wäsche und den Handel mit Sperrmüll in Rumänien geworden sind.

    Trotzdem will bizarrerweise keiner dieser Durchblicker ein Zigeuner, Bettler oder Kommunist sein…

    In einem heutigen Artikel des Titels „Deutschland will Honeckers Schatz heben“ kolportiert das „Handelsblatt“ einmal mehr, was für ein Absahner Erich H. aus der DDR gewesen sei. Der Text beginnt mit dem Satz:

    Während der eigene Staat langsam aber sicher der Pleite entgegen taumelte, hortete die SED-Führung ein Millionenvermögen im Ausland.

    Wäre es nur so gewesen, dass man der SED-Führung diese Staatsverachtung hätte nachsagen können, es hätte die mißratene DDR nie gegeben! Im übrigen verwundert dieser moralische Ton seitens eben dieser Zeitung: wie viele Leser des „Handelsblatts“ würden wohl ihr Vermögen opfern, wenn „der eigene Staat“ der Pleite „entgegen taumelt“? Von griechischen Reedern, die all ihr Geld opferten, um „den eigenen Staat“ zu retten, ist vielleicht einfach zu selten berichtet worden.

    Über dem Artikel ist ein Bild des abgeklärten Generalsekretärs zu sehen, in an lateinamerikanische (sozialistische?) Großgrundbesitzer gemahnender weißer Sommerkleidung mit Strohhut und vor Meereskulisse (Ostsee?). Bildunterschrift:

    Die SED-Führung rund um Erich Honecker hortete ein Milliardenvermögen im Ausland.

    Milliardenvermögen? War es nicht eben noch ein Millionenvermögen? Beim „Handelsblatt“ rechnet man wohl nach Aktienhändler-Art: die Nullen, die zählen, sind die vor dem Bildschirm, nicht die auf dem Bildschirm!

    Um dem Zweifel die Ehre zu geben, beantworten wir hier exklusiv die Frage: wieviel Kohle hatte Honecker? Wie man vielleicht weiß, hat die Staatsanwaltschaft der DDR kurz vor dem Ende ihrer Existenz Ermittlungen gegen Ex-Kader wegen Amtsmissbrauchs und Korruption eingeleitet, darunter auch gegen Erich Honecker nach seinem Sturz. Pikanterweise war es also „die SED-Führung“ selbst, nur eine andere, die den früheren Amtsmissbrauch aufgedeckt hat, der sich aus heutiger Sicht in doch sehr bescheidenen Ausmaßen bewegt hat. Der Wikipedia-Artikel über Erich H. hätte den interessierten Journalisten belehrt:

    Honecker musste nach einer Hausdurchsuchung seine wertvolle Sammlung von Dienst- und Jagdwaffen abgeben, und sein Privatkonto mit einem Bestand von etwa 218.000 DDR-Mark wurde gesperrt.

    218.000 DDR-Mark entsprachen im Jahr 1988 etwa 50.000 DM. Das ist weniger als mancher verdiente Berufsdemokrat im Bundestag der BRD monatlich an Nebeneinkünften bezieht – und das ganz ohne Ermittlungen seitens der ‚BRD-Führung‘.

    Aber es gibt noch eine zweite Zahl, die wir nicht unterschlagen wollen. Wir geben zu: sie ist höher. Nämlich die exakte Höhe von „Honeckers Schatz“, höchstrichterlich festgestellt nach dem verlorenen Prozess seiner Witwe gegen die Bundesrepublik (eilig nachzulesen unter ‚Margot Honecker‘ auf Wikipedia):

    Den Prozess gegen die Bundesrepublik Deutschland um das beschlagnahmte Vermögen der Eheleute Honecker in Höhe von umgerechnet etwa 60.300 Euro hat sie [Margot Honecker] 1999 verloren.

    Je nun, mehr wird es nicht. Die DDR war also auch in korruptionstechnischer Sicht einigermaßen unglamourös. Und doch ist sie dem „Handelsblatt“ noch immer eine Meldung wert. Denn, wie es auch der schwäbische Mittelständler weiß, Kommunisten sind Kriminelle, und das kann man nicht oft genug sagen.

    Im „Handelsblatt“ werden übrigens „rund 135 Millionen Euro“ erwähnt, unter Honeckers Foto:

    Das Geld stammt von Konten des früheren DDR-Außenhandelsunternehmens Novum (…) [der] halb-kapitalistische[n] Außenvertretung des Arbeiter- und Bauernstaates

    Ursprünglich also kein Privatvermögen. Schon gar nicht das von Honecker. Aber welchen „Handelsblatt“-Leser interessieren schon 135 Millionen, wenn man nicht dazu schreiben kann, es sei „Honeckers Schatz“ gewesen oder zumindest „ein Milliardenvermögen“ der „SED-Führung rund um Erich Honecker“?

    Und warum schreiben wir das alles? Um zu belegen, dass Honecker ein integrer Staatsmann war und die DDR ein tolles Land? Nein. Nur um zu belegen, wie verlogen, wie ‚kundenorientiert‘, auf wie wenig selbst um bloße Faktizität bemühte Weise sogenannte Leitmedien der bürgerlichen Demokratie ihre Leser mit jener Ware versorgen, die sie zu ‚Informationen‘ umetikettieren wie der Kadaverhändler das Gammelfleisch. Nur darum.

    Großer Diktatoren-Gehalts-Check! Verdiene ich mehr als Honecker?

  30. Der gescheiterte Anti-Faschismus der SED - Rassismus in der DDR ~ Harry Waibel permalink
    4. Februar 2017 21:37

    Der gescheiterte Anti-Faschismus der SED – Rassismus in der DDR ~ Harry Waibel

  31. AUSGEBEUTET - SED-Bonzen & BRD-Konzerne gegen Arbeiterklasse permalink
    5. März 2017 12:12

    AUSGEBEUTET – SED-Bonzen & BRD-Konzerne gegen Arbeiterklasse

    Kommentar von Rainer Heise

    Es liegt mit fern, das Unrechtsregime der DDR zu rechtfertigen. Aber was mich an diesem Bericht aufregt: in der BRD geschieht dies fast genau so. Bis heute! Das wird hier nicht berichtet.
    „Die vollen Gefängnisse der DDR“ suggerieren ein völlig falsches Bild. Die BRD hat pro 100.000 Einwohner gerechnet etwa 10 mal (!) mehr Häftlinge in Gefängnissen, als die ehemalige DDR.

    1. Zwangsarbeit
    Gibt es in der BRD genau so! Bis heute haben wir etwa 30.000 Zwangsarbeiter in Gefängnissen.
    Beweis: http://www.juraforum.de/gesetze/stvollzg/41-arbeitspflicht
    Wer die Arbeit verweigert, wird bestraft – wie in der DDR. Diese Zwangsarbeit ist jedoch durch internationale Gesetze legitimiert, in der BRD wie auch in der DDR.

    2. Politische Häftlinge
    Mag es in der DDR mehr gegeben haben … aber es gibt sie genauso in der BRD.
    Beweis: http://dejure.org/gesetze/StGB/90a.html (Laut Beck’schen Kommentaren ist die bloße Behauptung „Deutschland ist ein Unrechtsstaat“ bereits nach diesem Paragraphen abgestraft worden.) Auch Opfer der Justiz sind politische Gefangene. Und davon gibt es viele in Deutschland, Insiderquellen sprechen von bis zu 30%!

    3. Schlechte Arbeitsbedingungen
    Gibt es in der BRD genau so! In der JVA Aachen z.B. gibt es einen Betrieb, in dem Häftlinge Gummiringe mit Sekundenkleber im Akkord zusammenkleben müssen. Es gibt keine Gasabzüge über jedem Arbeitsplatz, sondern lediglich einen armseligen Lüfter in der Außenwand. Die ganze Halle stinkt nach krebserregenden Lösungsmitteln. Arbeiter, die zur Anstaltsärztin gehen und sich krankmelden wollen, werden bestraft. Draußen würde so ein Betrieb nach einem Tag vom Gewerbeaufsichtsamt dichtgemacht und der Betreiber verhaftet werden.
    In einem Betrieb nebenan wurden für die Firma Schlecker kontaminierte Gummihandschuhe aus China, deren Gebrauch in Europa verboten war, ohne jeglichen Schutz für die Arbeiter in Beutel mit der Aufschrift „Made in Germany“ umgepackt. Und der Beutel mit heißem Draht zugeschweißt. Die ganze Halle stank nach verbranntem Plastik. Bei Besichtigungen von Leuten außerhalb wurde der Betrieb schnell eingestellt und gut gelüftet. 5 Minuten nach dem Besuch war die Luft dann schon wieder vergiftet.

    4. Firmen
    Gibt es in der BRD genau so! Namentlich die Firma Singer (Nähmaschinennadeln), Leeser (Gummiringe, siehe 3.), Schlecker (mittlerweile pleite) und hunderte andere, die ich nicht kenne.
    Die Firma Singer hat die Arbeitsanforderungen fortlaufend in Qualität (Toleranz) und Quantität (Pensum) erhöht – auch wie in der DDR!

    5. Entlohnung
    Hier hat die DDR gegen die UNO-Menschenrechtskonvention Artikel 23 verstoßen („Jeder, ohne Unterschied, hat das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit“). Die BRD aber genauso!
    Die DDR hat diese Konvention nicht ratifiziert. Die BRD auch nicht! (Zumindest nicht den Teil, wonach sie sich in Streitfragen dem UN-Gericht unterwirft. Heißt, sie kann nach Belieben dagegen verstoßen und wie man hier sieht, macht sie reichlich Gebrauch davon)

    Hier ist die BRD sogar extrem viel schlimmer als die DDR! In der DDR wurden 18% des Tariflohnes gezahlt, oft genug mehr. In der BRD zur gleichen Zeit 5%. Weniger als ein Drittel, wie in der DDR! (Selbst heute sind es nur 9%)
    Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gibt in der BRD nicht. Zuschläge für besonders schmutzige Arbeit, Nachtarbeit etc. gibt es in der BRD nicht. Rentenbeiträge gibt es in der BRD nicht (Zitat TAZ 12.07.2011: „Der deutsche Staat prellt jährlich mehr als 30.000 Strafgefangene um ihre Rentenbeiträge“)
    Die DDR hat Rentenbeiträge gezahlt.
    6. Entschädigung
    Nichts gegen die Forderung, diese Haftarbeit zu entschädigen. Aber da müssten zuerst die westdeutschen Gefangenen entschädigt werden, die ja viel weniger erhalten haben und auch im Alter weniger Rente erhalten werden.
    Die Unterscheidung bei Gefangenen nach Politischen und Straftätern taugt nicht zur Rechtfertigung von Zwangsarbeit bzw. deren Entschädigung. Beides sind Menschen. Beide haben gearbeitet. Im Übrigen erhalten auch in der BRD nachweislich zu Unrecht Inhaftierte keine Zwangsarbeiterentschädigung, sondern lediglich eine minimale Haftentschädigung, die oft nicht die Kosten für Anwälte und Gutachter deckt.

Trackbacks

  1. The Weekly Archive Worker: On the buses « Entdinglichung
  2. Slow « Poumista

Hinterlasse eine Antwort zu Willkommen im Sozialismus! Antwort abbrechen