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Linke Buchtage: Unter der „Organisationshoheit von Sektierern“

30. Mai 2012

In einem Rundschreiben vom 29. Mai nimmt der Laika-Verlag zu den Vorgängen auf den sog. „Linken Buchtagen“ in Berlin Stellung. Nachdem Antideutsche den Verlag aufgrund einer kritischen Buchveröffentlichung zur Gaza-Flotille und ihrer Aufbringung durch israelisches Militär explizit und kaltschnäuzig ausgeladen hatten, entfaltete sich eine erfolgreiche Solidaritätskampagne. Auf Grund dieser musste die anonyme Verantaltergruppe der „Linken Buchtage“ (zu der u.a. die pro-kapitalistische „taz“ und die anti-deutsche „Jungle World“ gehören) einen Rückzieher machen und stellen sich nun nicht mehr gegen eine Teilnahme des Verlages. Diesen Opportunismus, der die inhaltlichen Differenzen nun aufeinmal unter den Teppich kehren will, benennt die zweite Stellungnahme des Laika-Verlages, die wir folgend dokumentieren. Im Anschluss daran findet sich die Stellungnahme der anonymen Organisatoren der Linken Buchtage Berlin vom 25.05.12.   

2. Stellungnahme LAIKA-Verlag

Hamburg, 29.05.2012

Der LAIKA-Verlag hat nach seinem Ausschluß von den Linken Buchtagen Berlin 2012 durch die antideutschen Organisatoren eine große Anzahl von Solidaritätserklärungen erhalten, darunter von anderen linken Verlagen, Autoren, Einzelpersonen und politischen Gruppen aus Deutschland, Europa, Israel oder den USA. Der LAIKA-Verlag bedankt sich bei allen für ihre solidarische Unterstützung. Inzwischen haben die antideutschen Organisatoren Stellung bezogen. In Ihrer Stellungnahme schreiben sie, daß sie durch »die bereitwillige Boykottankündigung einiger Verlage und AutorInnen« gezwungen werden, sich der Anwesenheit des LAIKA-Verlages nicht weiter zu verwehren.

Eine tiefere Auseinandersetzung mit dem gesamten Text scheint uns unnötig, denn er hat als Botschaft nur, dass sie alles beibehalten; sie weichen sozusagen gerade mal der Gewalt (die es nicht gab). Neu ist allenfalls, daß der explizite Ausschluß des LAIKA-Verlages mit den Mitteln der Sprachregelung zu einem »nicht eingeladen« gewendet wurde. Nachdem andere teilnehmende Verlage ihren politischen Widerspruch gegen unseren Ausschluß erklärten, führen die Organisatoren ihren eigenen Angaben nach die Buchtage fort, obwohl es »keine gemeinsame Grundlage für ein gemeinsames Projekt« mehr gibt. Solche Art opportunistischer Haltung kann jederzeit in eine neue Richtung umschlagen.

Für uns ist das keine Basis, auf der wir mir anderen zusammen arbeiten wollen. Wir sind nicht bereit, einfach zur Tagesordnung überzugehen und uns unter der Organisationshoheit von Sektierern dort hinzustellen, als wäre nichts gewesen. Wir finden es geradezu grotesk, dass ein linker Verlag wie der LAIKA-Verlag gegen einen antideutschen Wächterrat kämpfen soll, um an linken Buchtagen teilnehmen zu können. Diese Zumutung lehnen wir ab. Wir haben ein anderes Verständnis von dem, was linke Buchtage sein müssen. Aufgabe linker Buchtage ist es, eine Plattform herzustellen, um den großmöglichsten Bereich an linken Position zu integrieren und eine öffentliche Auseinandersetzung über die unterschiedlichen Positionen zu fördern. Solche linken Buchtage müssen deshalb erst wieder hergestellt werden.

LAIKA-Verlag Hamburg
Karl-Heinz Dellwo
Willi Baer

Dokumentiert: Linke Buchtage Berlin 2012

Wir möchten uns an dieser Stelle zu den Vorwürfen bezüglich der Teilnahme des Laika-Verlags an den Linken Buchtagen äußern.

Zunächst kurz zu den Linken Buchtagen und ihrer Geschichte: Die Linken Buchtage sind vor über zehn Jahren als linke Buchmesse gestartet, im Lauf der Zeit hat sich die Zahl der teilnehmenden Verlage an den Buchtagen aber spürbar verringert. Nicht zuletzt ist dieser Umstand dem Aufwand geschuldet, den es für viele VerlegerInnen bedeutet, einen Ausflug nach Berlin personell, ökonomisch und zeitlich zu stemmen.

Seit über fünf Jahren engagiert sich auch kein Verlag mehr in der Organisationsgruppe. Der Schwerpunkt der Linken Buchtage hat sich nach und nach zu einem Lesungs- und Diskussions-Wochenende entwickelt: Die Anzahl der Lesungen hat sich mehr als verdoppelt. Wir als Organisationsgruppe stehen in keinem politischen Zusammenhang mit anderen Mehringhof-Projekten und wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass keines dieser Projekte eine direkte Verantwortung für die Buchtage-Organisation und die Entscheidungen der Buchtage-Vorbereitungsgruppe trägt.

Wie kommen nun die Verlage nach Berlin? In der Regel laden wir sie ein, ihr Verlagsprogramm auf Büchertischen vorzustellen. Den Laika Verlag haben wir nicht eingeladen. Wir verstehen, dass die Verleger deshalb enttäuscht und verärgert sind. Wir verstehen aber nicht, dass sie überrascht sind. Als Linke dürften sie mit der schwierigen Geschichte der linken Antisemitismuskritik, die auch als Selbstkritik und Selbstaufklärung betrieben wurde und wird, vertraut sein. Sie hätten damit rechnen können, mit einem Teil ihrer Publikationen nicht immer und überall willkommen zu sein. Das alles ist gegenwärtig und historisch Teil der Linken und findet auch auf den Buchtagen Raum in den Leseveranstaltungen.

Nun sind wir in der Vorbereitungsgruppe aber der Meinung, dass die »Gaza-Hilfsflottille« von 2010 die Grenze dessen, was linke Politik bedeutet, nach rechts hin überschritten hat. Wir möchten Publikationen, die sich unkritisch und affirmativ auf diese in jeder Hinsicht katastrophale Aktion beziehen, nicht auf den Linken Buchtagen unterstützen. Als OrganisatorInnen der Buchtage geht es uns um die Bereitstellung einer Plattform für einen Austausch über linke Positionen und Debatten, und zwar explizit in einem möglichst weiten Spektrum. Wir organisieren gerne einen infrastrukturellen Rahmen für linke Verlage und sehen unsere Arbeit in der Tradition, den linken und unabhängigen Verlagsbetrieb zu unterstützen. Dabei sind wir aber engagiert in einem politischen Projekt, das wir auch inhaltlich beeinflussen. So unternehmen wir jedes Jahr den Versuch, mit Hilfe der Verlage und ihrer Neuerscheinungen linke Debatten abzubilden und Raum für deren Fortführung zu schaffen. Das bedeutet für uns auch, bestimmte Grenzen zu ziehen und Positionen nicht zu berücksichtigen, die sich außerhalb dessen bewegen, was linke Selbstverständlichkeiten sein sollten. Uns ist bewusst, dass vieles sich eben nicht von selbst versteht. In der Geschichte der Linken gab es immer wieder chauvinistische und autoritäre Strömungen, fatale Zweckbündnisse mit reaktionären Bewegungen. Der Umgang damit ist schwierig. Auch auf individueller Ebene werden Ambivalenzen und Spannungen bei Themen wie Antisemitismus, Sexismus und Rassismus immer wieder virulent.

Zur Erinnerung: Im Mai 2010 machte sich eine breite Allianz aus MenschenrechtsaktivistInnen, türkischen Rechten und IslamistInnen auf den Weg, die Seeblockade des Gazastreifens durch Israel zu durchbrechen. War der vorgebliche Hilfslieferungstransport von Beginn an von israelfeindlichen und antisemitischen Parolen begleitet, erhob sich nach der Aufbringung der Marvi Marmara durch die israelische Armee, bei der neun Flottenteilnehmer erschossen wurden, eine weltweite Verurteilung Israels, so etwa einstimmig durch den deutschen Bundestag. Der Band bedient antisemitische Ressentiments, die hierzulande quer durch alle politischen Lager vertreten werden. Mühelos wird hier ein Bündnis mit radikalen Rechten und islamistischen FundamentalistInnen akzeptiert, indem es nicht diskutiert wird. Der Laika Verlag ist sich auch nicht zu Schade, den Band mit Zitaten des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan zu bewerben. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund von einstimmigen Bundestagsbeschlüssen und Grass’scher Empörungslyrik halten wir einen derart einseitigen Blick auf den Nahost-Konflikt für fatal. Dieser Art der Auseinandersetzung mangelt es weder an Publikum noch an Gelegenheit, sich Gehör zu verschaffen. Kein Verlag wäre dabei auf die Öffentlichkeit der Linken Buchtage angewiesen.

Der Laika Verlag ruft nun zur Solidarität durch Boykott der Linken Buchtage auf und wirft uns Zensur vor. Wir würden, so der Verlag, entscheiden wollen »was in linken Verlagen veröffentlicht werden darf und was nicht«. Das ist albern.

Wir begrüßen den Streit der vielfältigen Ideen und Ansätze, wie Kapitalismus und Patriarchat, Ausbeutung von Mensch und Natur, Rassismus, Krieg und alles, was sonst noch dazu gehört, zu überwinden seien. Antisemitische Positionen tragen allerdings nicht zu diesem Projekt bei. Wir wollen sie nicht »solidarisch« diskutieren. Durch die bereitwillige Boykottankündigung einiger Verlage und AutorInnen sehen wir jedoch das Zustandekommen der Buchtage gefährdet. Auch wenn wir in einer solchen Reaktion keine Grundlage für ein gemeinsames Projekt sehen, möchten wir diesen Konflikt nicht auf dem Rücken aller anderen Beteiligten austragen und verwehren uns hiermit – sollten die Drohungen aufrecht erhalten bleiben – nicht länger gegen die Anwesenheit des Laika Verlags.

Die Organisationsgruppe der Linken Buchtage Berlin

Rundschreiben vom 25.05.2012

Siehe auch

Solidaritätsaufruf gegen den Ausschluss von den “Linken Buchtagen” in Berlin vom 24. Mai 2012 auf Syndikalismus

11 Kommentare leave one →
  1. 30. Mai 2012 10:00

    Zugegebenermassen ist die Zusammenarbeit von Linken in der Hilfsflotille mit islamistischen bzw. religiös-nationalistischen Organisationen wie der İnsani Yardım Vakfı und der Büyük Birlik Partisi nicht zu rechtfertigen … ebenso ist allerdings nicht zu rechtfertigen, dass der Ca Ira-Verlag/ISF auf den linken Buchtagen seinen rassistischen Dreck präsentieren darf und schon 1994 zur Wahl der Partei Bibeltreuer Christen aufrief

  2. Freund der FAU permalink
    6. Juni 2012 11:12

    Die FAU macht bei diesem beleidigten „Die spielen nicht mir“ des Lakei-Verlags nicht mit. Namhafte FAU Mitglieder wie Holger Marcks, Andreas Förster und Roman Danyluk sind auf den Linken Buchtagen mit Veranstaltungen vertreten. Die DA hat einen eigenen Stand.

    Vom Fr, 15.6. bis So, 17.6. ist die DA bei den Linken Buchtagen in Berlin: einige Autoren der DA machen eine Veranstaltung, andere Redaktionsmitglieder könnt ihr an unserem Stand treffen. Kommt vorbei, wir würden uns freuen!

    Meet’n’Greet am Stand der DA:
    Fr, 17-22 Uhr: DA-Webredaktion
    Samstag:
    11-14 Uhr: Redaktion Betrieb und Gesellschaft und der Comiczeichner Findus
    14-17 Uhr: DA-Autoren Holger Marcks & Andreas Förster, zu deren Veranstaltung s.u.
    17-20 Uhr: vermutlich diverse DA-Redaktionen, tba
    Sonntag: machen wir vermutlich nur noch Abbau 🙂

    Das Programm der Linken Buchtage (http://linkebuchtage.de/%5B…%5D/index.php?rubric=Veranstaltungen) bietet sicherlich für jeden etwas interessantes, insbesondere folgende Veranstaltungen aus dem Umfeld der DA möchten wir euch ans aber Herz legen:

    16.06.2012 · 12:00 Uhr · SFE-1
    Andreas Förster, Holger Marcks: Knecht zweier Herren – Zur Abschaffung der Leiharbeit
    http://linkebuchtage.de/cms%5B…%5D&rubric=Veranstaltungen

    16.06.2012 · 18:00 Uhr · Buchladen Schwarze Risse
    Michael Seidman: Gegen die Arbeit
    http://linkebuchtage.de/cms%5B…%5D&rubric=Veranstaltungen
    Siehe hierzu auch die Rezension des Buches in der DA: Arbeiter, Arbeitereliten und das Problem der Arbeit

    16.06.2012 · 20:00 Uhr · SFE-1
    Roman Danyluk: Befreiung und soziale Emanzipation
    http://linkebuchtage.de/cms%5B…%5D&rubric=Veranstaltungen

    • Kritischer Freund der FAU permalink
      6. Juni 2012 12:49

      Da zeitigt die antideutsche Maulwurfsarbeit in der FAU (Hamburg) ihre Erfolge.

  3. olga permalink
    6. Juni 2012 16:36

    „Die FAU macht bei diesen beleidigten “ die spielen nicht mit mir“ des LakeiVerlags nicht mit“
    Das heisst also übersetzt: Das Ausgrenzen und Ausladen von z.B. Verlagen wegen „unliebsamer“ debatten findet bei der FAU also Zustimmung — wer immer da für die FAU sprechen mag, ist das eine ziemliche Blamage – na ja, sollen ja auch FAU Leute für die Ausgrenzung von Obdachlosen u,ä. bei der „Occupy“Bewegung gewesen sein —
    o.k.FAU — spielt wo anders —

  4. Mathilde Jacob permalink
    9. Juni 2012 02:21

    … sollte man gelesen haben …

  5. 10. Juni 2012 15:52

    Heftige Proteste rund um den „reichen Juden“
    Vor 25 Jahre wird Fassbinders Theaterstück „Der Müll, die Stadt und der Tod“ uraufgeführt

    Von Cornelie Ueding

    Rainer Werner Fassbinders Stück „Der Müll, die Stadt und der Tod“ hat wie kein anderes die Gemüter erregt: Vor allem die klischeehafte Figur des „reichen Juden“ hat in Deutschland heftige Diskussionen ausgelöst. Selbst, nachdem es am 16. April 1987 seine verspätete Uraufführung in New York erlebte und danach überall auf der Welt gespielt wurde, war der Bann in Deutschland noch nicht gebrochen.

    „Wenn es einen Menschen gibt, der als Mensch in diesem Stück dargestellt ist, mit allen seinen Facetten, dann ist das der ‚reiche Jude‘. Der Topos, in Deutschland, 40 Jahre danach, jemand den ‚reichen Juden‘ zu nennen, ist eine unverschämte Provokation. Und wo ich dem Fassbinder, im Nachhinein eigentlich sag: Verdammt noch mal. Hut ab! Dass Du mit so einer Provokation anfängst und es schaffst, sie in diesem Stück aufzulösen.“

    Daniel Cohn-Bendits vehementes Plädoyer für die Frankfurter Aufführung von Rainer Werner Fassbinders Stück „Der Müll, die Stadt und der Tod“ galt einem Text, den Fassbinder 1975 für das Theater am Turm (TAT) in Frankfurt geschrieben hatte, der aber das Licht der Theaterwelt auch 1985, drei Jahre nach seinem Tod, noch nicht erblickt hatte. Er hatte das Stück als seine letzte Arbeit am TAT wegen massiver Proteste nicht durchsetzen können. Und auch die Publikation des Textes wurde von Kontroversen begleitet. Als schließlich am 31. Oktober 1985 Demonstranten die Bühne besetzten und die Uraufführung in Frankfurt verhinderten, begann eine Schlammschlacht um das als antisemitisch empfundene Stück, die ihresgleichen sucht. Nur in einer geschlossenen Vorstellung vor Kritikern konnte die Inszenierung gezeigt werden. In einem erst spät aufgetauchten, nie gesendeten Fernsehinterview hatte Rainer Werner Fassbinder schon 1976 erläutert:

    „Mich, als ich das Stück geschrieben habe, hat Frankfurt schon interessiert, weil ich da gelebt habe, leider. Es sollte von Anfang an nur diese eine Aufführung in Frankfurt geben, die ich gemacht hätte. Und wo ich mit dem Text, der da war, oder den ich erweitert hätte oder den wir alle gemeinsam erweitert hätten, eine Aufführung zustande gebracht hätte, die was über Frankfurt gesagt hätte, wie die Situation war in Frankfurt. Es ist kein Stück, das man im Stadttheater Heidelberg oder was weiß ich wo aufführen kann – das sollte auch nie sein. Und dann noch einmal, wie gesagt, es ist nicht fertig, das Stück. Das Stück ist in einem unfertigen Zustand abgedruckt worden.“

    Nur in Frankfurt oder New York, hatte der Autor verfügt, dürfe sein Stück um die unheilige Kumpanei von Behörden und Grundstücksspekulanten uraufgeführt werden. Und so fand die offizielle Welturaufführung schließlich am 16. April 1987 in einem Kellertheater in New York, dem Thieves Theatre, am Lower Broadway statt. 500 Dollar hatten die Aufführungsrechte an dem, wie in der FAZ-Kritik zu lesen war, „rasch hingehauenen, unreifen Melodram“ gekostet, und Regisseur Nick Fracaro wagte sich an das in Deutschland verfemte Stück. Nicht obwohl, sondern weil die strukturellen Probleme des Frankfurter Westends und der New Yorker Lower East Side durchaus vergleichbar waren: Korruption der Bauherren, Zwangsräumungen, Luxussanierungen und damit Zerstörung des sozialen Raums. „Trash, the City, and Death“, so der Titel, lag ganz auf der Linie von Fracaros Projekten: Schon vorher hatte er, im Gefängnis und auch in der Psychiatrie, Theater mit Betroffenen für Betroffene gemacht. Bei der Premiere waren etwa die Hälfte der Zuschauer deutsche Journalisten in Erwartung eines Eklats. Doch der blieb aus, obwohl jeder vierte Einwohner New Yorks jüdischer Herkunft ist. Die Aufführung wurde einen Monat lang en suite gespielt und verschwand dann turnusgemäß vom Spielplan. Erklären lässt sich die erstaunlich sachbezogene Rezeption des New Yorker Trash aber keineswegs mit dem hämischen Hinweis mancher Kritiker auf „hilfloses Laienspiel“, sondern mit einer sehr viel weniger ideologiefixierten Grunddisposition der amerikanischen Öffentlichkeit dieser Zeit. Der amerikanische Theaterwissenschaftler David Bathrick:

    „Was Fassbinder für uns, glaube ich, wichtig macht – ist nicht-ideologisch. Das heißt, die Probleme, die er anpackt, sind natürlich klassenbedingt, geschlechtsbedingt. Aber es ist sehr schwer, Fassbinder eigentlich auf einen Nenner zu bringen. Ob er für die Arbeiterklasse oder gegen die Arbeiterklasse, ob er selber Sexist ist oder ob er Antisemit ist. Und das Wichtige ist: Er ist mittendrin in dem Stoff, so tief, dass man verführt wird, eigentlich die Probleme anzupacken. Und das macht ihn für uns, glaube ich, faszinierend. Ich meine, in Deutschland ist es leichter, von Klasse und von bestimmten ideologischen Grundsätzen auszugehen. Sobald das im Vordergrund ist bei uns, wird das abgelehnt.“

    So ist die verschleppte Aufführungsgeschichte dieses Fassbinder-Stücks zu einer Art Gradmesser für ideologische Verhärtungen weltweit geworden: Sogar in Tel Aviv wurde es erfolgreich gespielt. Die deutsche Erstaufführung fand erst 2009 statt.

    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kalenderblatt/1728130/

    http://de.wikipedia.org/wiki/Der_M%C3%BCll,_die_Stadt_und_der_Tod

    Auf ARTE gibts eine Reihe von Filmen zum 30. Todestag

    Auftakt
    http://videos.arte.tv/de/videos/welt_am_draht_1_2_-6715712.html

  6. peter neumann permalink
    17. Juni 2012 11:25

    der betreiber des laika verlages ist bekannt, dass er in herabwürdigender art gegen alle linken vorgehen möchte, die nicht seine linke wahrheit vertreten. das verfasserkollektiv von: der kommende aufstand“ sei dumm, linke, die parlamentarisch arbeiten blööde und naiv, linke, die eine differenziertere meinung zur hilfsflotille haben seien sackgassenlinke, fau sei naiv, linke gewerkschafter verhindern revolution, antideutsche seien sowoeso keine linken, linke, deren absolutes ziel nicht die baldige revolution ist, sowoeso nicht…mit so einer abwertender art wird jede art von konstruktiver diskussion abgewürgt, die unversöhnlichkleit, die eigentlich dem kapitalistischen system gebürt, findet so zwischen einzelnen linken wie dellwo und co und anderen linken statt. ich finde es nicht wichtig, dass ich in ein paar punkten sogar inhaltlich mit dellwo und co übereinstimme. aber diese einseitige wahrheitspachtung und kommunikationswüste nervt. notwendige auseinandersetzungen müssen geführt werden aber nicht in einer abwertenden,spalterischen art eines laika verlags.

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