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„Fahnenträger“ Querfront-Nazis geben auf

8. Oktober 2011

Geht dem Kapitalismus schon mal voran ins Grab: Der „Fahnenträger“.

Seit Mitte der 2000er Jahre war eine Auseinandersetzung ehemaliger Neonazis und aktueller Nationalrevolutionäre mit dem Anarcho-Syndikalismus bemerkbar geworden. Um die Zeitschrift „Fahnenträger“ herum sammelte sich eine Anzahl von Personen, die sich als „National-Syndikalisten“, „Sozialrevolutionäre“ und als „Dritte Front“ etikettierten und Schriften anarchosyndikalistischer Theoretiker wie Rudolf Rocker aufgriffen und diese nationalistisch uminterpretierten. In einer Vielzahl weiterer Artikel befassten sie sich u.a. mit der Freien Arbeiter Union Deutschlands (FAUD), der national-syndikalistischen Bewegung in Spanien und Rätesozialistischen Modellen. Zwar klangen hin und wieder klassenkämpferische Töne an und die reformistischen, sozialdemokratischen Gewerkschaften wurden einer durchaus treffenden Kritik unterzogen, doch den letzten Schritt zum Bruch mit nationalistischen Anschauungen machten sie nicht. Sie blieben im Fahrwasser einer anti-internationalistischen, irrationalen und hilflosen nationalen Reaktion verhaftet, wobei selbst ihnen offensichtlich sein sollte, das die ArbeiterInnen der Welt tausendmal mehr Gemeinsamkeiten haben, als jemals mit ihren nationalen Ausbeutern und Unterdrückern in Konzernen und Regierungen und der Nationalismus immer die Lüge des „Wir sitzen alle im gleichen Boot“ beinhaltet. Nicht umsonst sind internationaler Klassenkampf und internationale Solidarität ein wesentlicher Bestandteil des revolutionären- und Anarcho-Syndikalismus. Im Jahr 2007 veröffentlichte Syndikalismus.tk zusammen mit den „Militanten Syndikalisten“ eine Broschüre mit dem Titel „Nationalrevolutionäre – Fahrt zur Hölle“. Darin setzten wir uns mit dieser Gruppe und ihrer Ideologie auseinander. (Link zur Broschüre am Ende dieses Artikels).

Wie nun der Webseite des „Fahnenträgers“ aktuell zu entnehmen ist, wird ihr Projekt eingestellt. Zu den Gründen dafür heißt es: „Mittlerweile ist der FAHNENTRÄGER zu einem faktischen Einmannprojekt degeneriert, was einer letztendlich fatalen Mixtur aus fortschreitender personeller Auszehrung, politischer Umorientierung, Frustration und weit verbreiteter Konsumentenhaltung der Zielgruppe entsprang. Zeit also, die finalen Konsequenzen zu ziehen. Aus Gründen persönlicher wie beruflicher Art wird der FAHNENTRÄGER also spätestens zum Jahresende unwiderruflich eingestellt.“

Der Einstellung des Fahnenträgers vorausgegangen ist bereits die stillschweigende Auflösung des „Netzwerks Sozialistische Nation“ (NWSN), einer Querfrontgruppe, zu der auch die Macher des Fahnenträgers zählten. Im NWSN sammelte sich eine wilde Mischung aus Neonazis, Strasser-Anhängern, Öko-Nazis, esoterischen und „volklichen“ Rechten, Symphatisanten Gaddafis, Saddam Husseins usw. usf.  In letzter Zeit kam die Auseinandersetzung mit der nationalistischen Thälmann-KPD und der nationalbolschewistischen KAPD-Gruppe um Heinrich Laufenberg hinzu. Alles in allem war es ein Sammelsurium reaktionärer politischer Ansichten, denen die eigene Etikettierung als „Fortschrittlich“ und „Zeitgemäß“ gründlich misslang. Egomanen, Wichtigtuer, Internet-Helden und „Wanderer zwischen den (politischen) Welten“ setzten der Gruppe zudem zu.

Mit dem Ende des Fahnenträgers dürfte nun auch das Ende des Unsinns vom „National-Syndikalismus“ und „Rätenationalismus“ im deutschsprachigen Raum besiegelt sein. Einer falschen Idee ist eben keine Zukunft beschieden.

Syndikalismus.tk

Siehe auch: Militante Syndikalisten/Syndikalismus.tk: Nationalrevolutionäre – Fahrt zur Hölle! Wie Neonazis einen „nationalen Syndikalismus“ herbeifälschen.

PDF hier

18 Kommentare leave one →
  1. 9. Oktober 2011 12:55

    Um die ist es wirklich nicht schade.

    Ich finde ihr gesteht diesen Gestalten noch viel zu viel zu, teilweise klingt das ja so, als wäre nur der Nationalismus deren einzige Schwäche! Da gäbe es noch vieles mehr zu sagen…

    Ich bleibe auch mal skeptisch ob das der letzte Auftritt von „national-syndikalisten“, „national-bolschewisten“, etc. war.

    • Anarchist und Antifa permalink
      9. Oktober 2011 18:56

      Willst du zu einer Meldung über das Scheitern von ein paar Standpunktlosen einen Roman schreiben?
      Das wäre event. angebracht gewesen wenn sie stärker geworden wären, aber doch nicht wenn sie sich verabschieden.

  2. 9. Oktober 2011 14:13

    The Murder of an American Nazi

    • Yogi Bär is dangerous permalink
      9. Oktober 2011 18:56

      Was für Psycho-Faschingsnazis – and a good Kid! Ein guter Sohn – ob Yogi Bär da auch im Spiel war??

  3. 10. Oktober 2011 10:16

    euch ost ein kleiner sachlicher Fehler unterlaufen, es muss „nationalbolschewistischen KAPD-Gruppe um Heinrich Laufenberg“ (und Fritz Wolffheim) und nicht „nationalbolschewistischen KPD-Gruppe um Heinrich Laufenberg“ heissen

    Anmerkung Syndikalismus.tk: Danke für den Hinweis.

    • Bonaventura permalink
      12. Oktober 2011 01:06

      Eigentlich müßte es heißen »nationalkommunistische KAPD-Gruppe«, nicht »nationalbolschewistische«, trotzdem die KPD 1920 Laufenberg und Wolffheim so titulierte (1). Denn Laufenberg und Wolffheim waren durchaus keine Freunde des Bolschewismus (2), sondern vertraten eine eigentümliche Melange aus unionistischen, rätekommunistischen und nationalistischen Ideen (die nationalistische Komponente kam aber erst ab 1920 hinzu). Sie waren auf dem 2. (sog. ‚Heidelberger‘) Parteitag der KPD(S) (Oktober 1919), als die Parteiführung um Paul Levi die linksradikale oppositionelle Mehrheit aus der jungen Partei manipulierte, noch die unbestrittenen Sprecher der antiparlamentarischen und antigewerkschaftlichen Mehrheit, ebenso in der ersten Phase nach der Parteispaltung. Sie wurden auf dem 1. ordentlichen Parteitag der KAPD im August 1920 ausgeschlossen.

      Der »Nationalbolschewismus« ist eine spätere Phase – etwa seit 1929 – dieser merk-würdigen Berührungen und manchmal zeitweiligen, manchmal längeren Treffen und Vermischungen, die O.-E. Schüddekopf in Anlehnung an Kurt Hiller als »Linke Leute von rechts« bezeichnet hat (3).

      (1) Gegen den Nationalbolschewismus! Zwei Aufsätze von Karl Radek und August Thalheimer, o. O. 1920
      (2) Heinrich Laufenberg & Fritz Wolffheim, Moskau und die deutsche Revolution. Eine kritische Erledigung der bolschewistischen Methoden, Hamburg 1920 (Willaschek & Co.)
      (3) Schüddekopfs gleichnamige Studie von 1960 ist, trotz einiger Ungenauigkeiten und Fehler, immer noch eine brauchbare und lesenswerte Einführung. Eine etwas gekürzte Taschenbuchausgabe erschien 1972 bei Ullstein unter dem Titel »Nationalbolschewismus in Deutschland 1918 – 1933«; zur „zweiten Phase des Nationalbolschewismus“ siehe ebenda, S. 233 – 244

      – Außerdem bin ich der Meinung, daß wir ein Forum für weitergehende Diskussionen brauchen. –

  4. 12. Oktober 2011 10:32

    die Texte von Radek/Thalheimer gibt es hier wobei Radek 1923 selber vergleichbare massive taktische Zugeständnisse nach rechts machte … und Levi und die von ihm aus der KPD gedrängten, späteren Roten Kämpfer Schwab, Goldstein (verfasste 1920 Nation und Internationale. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Hamburger Kommunismus, hat irgendwer das, würde ich gerne mal lesen?), Reichenbach und Schröder trafen sich einige Jahre später am linken Rand der SPD in der Sozialwissenschaftlichen Vereinigung wieder …

    die Idee mit dem Forum finde ich gut

    • Bonaventura permalink
      12. Oktober 2011 23:17

      Die Grundzüge von Goldsteins Schrift – vielleicht ist sie das sogar – findet sich im »Protokoll des 1. ordentlichen Parteitages der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands vom 1. bis 4. August 1920. Hrgg. von Clemens Klockner, Darmstadt 1981 (Verlag f. wissenschaftl. Publikationen)«, S. 6 – 22 (Referat Goldstein: ‚Nation und Klassenkampf‘, dort auch Laufenbergs Co-Referat und die Diskussion dazu). – Das Buch ist wohl nur noch antiquarisch erhältlich, sollte aber in jeder Uni-Bibliothek oder Spezialbibliotheken ausleihbar sein.

      Radeks Nachruf auf den Freikorps-Söldner Schlageter (Leo Schlageter, der Wanderer ins Nichts. Rede auf dem erweiterten Plenum des EKKI; Die Rote Fahne, 26. Juni 1923) kann man hier lesen:
      http://www.marxists.org/deutsch/archiv/radek/1923/06/schlageter.html
      Ein interessanter und gut dokumentierter Aufsatz in diesem Zusammenhang ist übrigens Mario Kessler, Die KPD und der Antisemitismus in der Weimarer Republik; in: UTOPIE kreativ, H. 173 (März 2005), S. 223-232 (zum Schlageter-Kurs S. 225 – 227)

      Klicke, um auf 173_Kessler.pdf zuzugreifen

      – Außerdem bin ich der Meinung, daß wir ein Forum für weitergehende Diskussionen brauchen. –

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    12. Oktober 2011 11:59

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  6. Korkenzieher~innen permalink
    13. Oktober 2011 00:40

  7. Querfront und Linke ~ Thomas Ebermann (Vortrag) permalink
    13. Mai 2016 03:12

    Querfront und Linke ~ Thomas Ebermann (Vortrag)

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