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PR-Krieg gegen schwedische Syndikalisten

28. Juli 2011

Das Buch von Pettersson und Silberstein ist im Bilda-Verlag erschienen, dessen Eigentümer der reformistische Gewerkschaftsdachverband LO und der Bildungsverband der Arbeiterbewegung ABF sind.

SAC wird in einem Skandalbuch mit einer „Mafia“ verglichen.

Der Propagandakrieg der Sozialdemokratie und Rechten gegen die SAC geht weiter. In einem neuen Buch, geschrieben von PR-Beratern mit engen Verbindungen zu Sozialdemokraten und Konservativen, wird die SAC als beinahe Gangsterorganisation dargestellt.

Seitdem die SAC eine Blockade gegen das Vergnügungs- und Veranstaltungszentrum „Berns Salonger“ in Stockholm verhängt hat, hat das Unternehmen einen schmutzigen Propagandakrieg gegen die gefeuerten Reinigungskräfte, deren Verteter und die SAC bzw. den Syndikalismus insgesamt begonnen. Teils auf den Leitartikelseiten der rechten Presse, teils auch andernorts. Oftmals waren es PR-Agenturen, die die Herstellung der Propaganda übernahmen. Nun hat eine davon ein Buch herausgegeben. Das neue Gesicht der Syndikalisten (Syndikalisternas nya ansikte) wurde von Lars-Olof Pettersson, von der den Sozialdemokraten nahestehenden PR-Agentur Rådhusgruppen, und dem ehemaligen Radio-Reporter Willy Silberstein, mit Verbindungen zur PR-Agentur Kreab, die der konservativen Moderaten Partei (vergleichbar der CDU) nahesteht, geschrieben. Absicht ist offenbar, an der SAC und aktivem gewerkschaftlichem Kampf insgesamt, kein gutes Haar zu lassen.

PR-Berater Pettersson hat einen gewerkschaftlichen Hintergrund in u.a. der Bau-Gewerkschaft und wurde längere Zeit vom Unternehmen Berns engagiert, um im Konflikt mit dem Hotel- und Restaurantsyndikat der SAC behilflich zu sein. Daraus macht Rådhusgruppen gar kein Geheimnis. In ihrem Newsletter vom 3. Oktober vergangenen Jahres heißt es: „Wir arbeiten für Berns, um ein gerechtes Bild der Verantwortung für Arbeitsbedingungen und -verhältnisse des Unternehmens zu schaffen.“ Als Beispiel werden Diskussions-Artikel in der Zeitung des Gewerkschaftsdachverbandes LO genannt.

Blockade-Posten der SAC in Warnwesten vor Berns Salonger. Bildmitte: 1 Polizist.

Der Konflikt um Berns und die gefeuerten Reinigungskräfte, die der SAC angehören, hat wieder und wieder ungute Verbindungen zwischen Sozialdemokratischem Establishment, reformistischen Gewerkschaften und „Arbeitgebern“ zutage gebracht. Die alte Sozi-Eminenz Mats Hulth war bis vor kurzem Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Hotel und Restaurant. Berns beauftragt eine PR-Agentur mit Verknüpfungen zur Sozialdemokratie, die Tür an Tür mit der Parteizentrale residiert. Gleichzeitig erhält man Schützenhilfe von Maria Rankka, ex-Chefin der neoliberalen Denkfabrik Timbro, sowie Leitartiklern der konservativen Presse. Außerdem tauchte letzten Sommer eine Figur wie der skandalumwitterte Sozialdemokrat Harals Ullman auf, um Berns gegen die Syndikalisten in Schutz zu nehmen. Seit an Seit mit Lars-Olof Pettersson.

Das Buch Das neue Gesicht der Syndikalisten betreibt auf reichlich 150 Seiten einen Frontalangriff auf die syndikalistische Bewegung in Schweden. Syndikalisten wollen Anarchie in den Betrieben schaffen, so Lars-Olof Pettersson. Seinerseits meint er, daß die Aufgabe von Gewerkschaften das Abschließen von Tarifverträgen und die Herstellung von Ordnung in den Betrieben. Mit diesem Blickwinkel auf gewerkschaftlichen Kampf ist es nicht besonders verwunderlich, daß er sich hinsetzt und gemeinsam mit einem Konservativen ein Buch schreibt, um eine unbequeme Gewerkschaft anzugreifen.

Die PR-Berater mischen Rufmord an Einzelnen mit diffuser Ablehnung von Zielen und Mitteln des Syndikalismus. Die SAC wird als „Sekte“ gebranntmarkt und Menschen, die die Organisation verlassen haben, kommen zu Wort, jedoch keiner von den Aktiven. Ein wichtiger Punkt, der eingehämmert werden soll, ist, wie sehr sich offenbar „Arbeitgeber“ vor den Syndikalisten fürchten ─ ein Argument, daß als Kritik an einer kämpferischen Arbeiterorganisation nicht wirklich überzeugend klingt.

Aber man schreibt ja auch nicht für jemanden, der Interesse hat, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Es geht um Meinungsmache, die sich an Politiker, Gesetzgeber richtet. Die Kumpanen des Korporativismus sind wieder am Werke. Wir sollten auf die Hetze von bürgerlichen Medien, „Arbeitgebern“ und sozialdemokratischen Tricksern einfach stolz sein. Wir sollten stolz darauf sein, daß sie es der Mühe wert halten, einen Haufen Geld zu verbrennen, indem sie von zwei PR-Beratern eine ─ schlecht redigierte und unsachliche ─ Propagandaschrift zusammenschreiben lassen.

Das zeigt, daß die Syndikalisten einen Unterschied machen und daß die Zeiten vorbei sind, in denen das „Problem“ SAC totgeschwiegen werden konnte.

Daniel Wiklander

aus: Arbetaren # 28/2011

Übersetzung ins Deutsche durch E.A. für Syndikalismus.tk (Wir danken)

10 Kommentare leave one →
  1. Anonymous permalink
    28. Juli 2011 21:16

    „Syndikalisten wollen Anarchie in den Betrieben schaffen. ……… wie sehr sich offenbar „Arbeitgeber“ vor den Syndikalisten fürchten.“

    Da keimt Hoffnung auf.

  2. heinzpeter permalink
    28. Juli 2011 23:48

    das heißt wirklich sie haben angst.
    gutes zeichen für die zukunft. deren propaganda muss man nun entgegen wirken

  3. Schmierenkomödiantische Partei Deutschland - 18 Monate in der Gosse permalink
    29. Juli 2011 00:54

    Dokumentarfilm im Ersten: Sozialdemokraten. 18 Monate unter Genossen
    http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=7774934

  4. Erik Alfredsson permalink
    29. Juli 2011 18:33

    Anonymos: YESS!! Da keimt Hoffnung auf.
    Heinzpeter: Die haben wirklich Angst.
    Von Deutschland aus werden wir kaum der Propaganda entgegen wirken können.
    Aber:
    ES MACHT MUT!
    Trotz der unterschiedlichen Bedingungen, zeigt der Artikel, daß Widerstand machbar bezw. möglich ist.
    Auch unter den Bedingungen eines sog. „Sozialstaates“.

  5. Ilse permalink
    30. Juli 2011 17:56

    wie sehr sich offenbar „Arbeitgeber“ vor den Syndikalisten fürchten ─ ein Argument, daß als Kritik an einer kämpferischen Arbeiterorganisation nicht wirklich überzeugend klingt.

    😉 Geil.

    Das sind so diese Taktiken. Entweder wird etwas marginalisiert, indem man davon nicht berichtet, oder etwas wird künstlich aufgebauscht, damit die Leute Angst bekommen und voreingenommen sind. Niemals wird die kapitalistische Presse allerdings das wahre Gesicht des Syndikalismus allgemein oder der SAC darstellen – es wäre auch eine zu gute Werbung, denn wir haben an unseren Zielen und Methoden nichts zu verbergen. Wir sind ja schließlich keine KP, oder ein Haufen Autonomer.

    Interessant, dass es da tatsächlich ein richtiges Buch zu gibt, dann muss es so sein, dass die SAC durch ihre Aktivität so erfolgreich war, dass man sie schließlich wahrnehmen musste…

    Was da wohl die IAA zu sagt 😉

    Gibt es diese aktuelle Schmähschrift auch in Englisch?

  6. Preisfrage permalink
    31. Juli 2011 12:00

    Einwohner/innen D > 81.772.000 —– S >> 9.415.570

    = 11,5% ——- umgerechnet auf die FAU-Mitgliederzahl, da wäre die FAU mit ca 30 Leutchen nur so stark wie das allerkleinste Holzfäller-Syndikat der SAC irgendwo über dem Polarkreis.

    Wie stark wäre die FAU sein, wenn sie soviele Mitglieder hätte wie die SAC, wenn man es auf die Bevölkerung umrechnet?

    • punk permalink
      1. August 2011 02:14

      fiese frage, weil ich keinen plan hab wieviel mitglieder die sac hat.

    • 1. August 2011 11:29

      Die FAU hätte dann 65.200 Mitglieder, also das 217fache, und das wäre ein realistischer Anfang für eine klassenkämpferische Organisation. Dann gäbe es auch eine solche hübsche Schmähschrift gegen die FAU ………..

      • Ilse permalink
        1. August 2011 21:53

        Hach ja, dann könnten wir auch endlich aus der IAA raus 😉 hahaha

  7. Erik Alfredsson permalink
    2. August 2011 18:39

    Ach Ilse,
    Du berührst mein klasenkämpferisches Herz.
    Leider ist der Alltag sehr, sehr profan.
    Den Leuten, die da Alltagskämpfe führen (müssen). ist die IAA scheißegal.

    Wäre es nicht besser, wir führten unsere Kämpfe ohne „Oberste Aufsichtsbehörde“ (=IAA)?

    Mir jedenfalls geht es darum, Kämpfe bezw. Auseinandersetzungen zu schildern, damit es hierzulande vielleicht auch besser wird.

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