10 Jahre seit dem Mord an Björn Söderberg
Mit dem 12. Oktober sind 10 Jahre seit der Ermordung des schwedischen Syndikalisten Björn Söderberg durch Neonazis vergangen. Björn war langjähriges, aktives Mitglied der syndikalistischen Gewerkschaft SAC. Er arbeitete als Lagerarbeiter im „Svanströms Lager für Büroartikel“ und musste dort feststellen, das sich unter den KollegInnen auch Neonazis befanden. Einer von ihnen, Robert Vesterlund, begleitete sogar die Funktion eines Vertrauensmannes für die sozialpartnerschaftliche „Handels-Gewerkschaft“.
In einem Schreiben forderte Björn diese Gewerkschaft auf gegen den Neonazi Vesterlund vorzugehen. Zusätzlich informierte ein Artikel in der syndikalistischen Wochenzeitung der SAC, dem „Arbetaren“ über die Neonazis in diesem Betrieb. Daraufhin trat der Neonazi aus der Gewerkschaft aus und kündigte seinen Job. Wie wir heute Wissen besorgten sich die Neonazis daraufhin über die schwedische Polizei ein Foto von Björn Söderberg. Am 12. Oktober wird unser Genosse aus nächster Nähe erschossen, als er seine Wohnung im Stockholmer Vorort Sätra verlässt. Die Neonazis rächten sich für das offensive und konsequente Vorgehen Björns gegen Rassismus und Nazis am Arbeitsplatz.
Zu den Tätern gehört neben Vesterlund auch der Neonazi Hampus Hellekant, welcher noch heute Informationen über antifaschistische Menschen sammelt.
Der Mord an Björn Söderberg löste in Schweden eine große Anteilnahme aus. Es kam zu antifaschistischen Demonstrationen in zahlreichen Städten mit bis zu 40.000 TeilnehmerInnen. Doch der Terror gegen eine der konsequentesten antifaschistischen Kräfte des Landes, die SAC und die anarcho-syndikalistische Jugendorganisation SUF hat bis heute nicht aufgehört.
Im Januar 2004 wurde das SAC-Gewerkschaftslokal, das gleichzeitig das Geburtshaus des klassenkämpferischen Liedermachers und Gewerkschaftsaktivisten der IWW, Joe Hill, ist, in Gävle von Neonazis mit Brandsätzen angegriffen. Glücklicherweise konnte das Feuer gelöscht werden, bevor es auf die umstehenden Blockhäuser übergriff. Angriffe auf SAC-Büros und Lokale gab es auch in Malmö und Sandviken.
Am 1. Dezember 2008 kam es abermals in Stockholm zu einem Mordanschlag auf aktive Syndikalisten der SAC. Neonazis griffen die Wohnung im dritten Stock eines Wohnhauses eines syndikalistischen Paares an. Durch den Briefschlitz leiteten sie Benzin in das innere der Wohnung und zündeten es an. Das Feuer breitete sich schnell in der Wohnung aus. Um zu entkommen blieb nur der Weg über den Balkon. Zuerst reichten sie ihre dreijährige Tochter zu einem Nachbarn hinunter bevor sie dem Feuer selber auf diese Weise entkommen konnten. Die Wohnung brannte vollständig aus.
In Schweden kam es in den letzten Tagen in verschiedenen Städten zu Gedenkdemonstrationen für Björn Söderberg.
Nichts wird vergessen!
Björn Söderberg, du bist Unvergessen!
Weiter im antifaschistischen Kampf bis die faschistische Brut vernichtet ist!
10 Jahre ist es schon her…hab neulich ein Flugblatt gefunden, das zu einer Kundgebung vor dem Schwedischen Konsulat in Bremen aufrief. Anwesend war ein sehr „unauffälliger“ Staatsschutzbeamter. Der fuhr sogar noch auf dem Rückweg mit der Strassenbahn ein Stück mit. Der Konsulatsobere war bei Übergabe der Protestnote betont freundlich, sagte, er mache manchmal in Schweden Urlaub, aber von einer Neonaziszene sei ihm da nichts bekannt geworden, köstlich, der Typ.
Das hab ich noch gefunden:
Protest in Bremen gegen Mord an schwedischem Syndikalisten
von A. Narres für A-Infos
Rund 20 Personen folgten gestern Vormittag (Mi., 27.10.99) im Bremen dem Aufruf der örtliche FAU-IAA, um gegen die Ermordung des schwedischen Syndikalisten und SAC-Mitglieds Björn Söderberg durch Faschisten zu protestieren. Der kleine Zug bewegte sich vom Treffpunkt an der Bremer Universität zum nahegelegenen schwedischen Honorarkonsulat, wo die Ereignisse der letzten Tage in Schweden kurz zusammengefaßt und ein Bericht eines Genossen der schwedischen SAC über die dortigen Protestdemonstrationen verlesen wurde. Im Anschluß daran wurde dem Honorarkonsul eine Protestbotschaft (siehe unten) überreicht. Obwohl er bereits am Tag zuvor über den geplanten Besuch informiert worden war, behauptete der Konsul, nichts über den Mord zu wissen. Interessierter zeigte sich hingegen der Verfassungsschutz, welcher der Demonstration in Person eines einzelnen Beamten aus sicherer Entfernung beiwohnte.
In den Tagen vor dieser Kundgebung hatte die FAU Bremen an verschiedenen Stellen in Bremen Flugblätter über die Ereignisse in Schweden verteilt und war dabei auf große Resonanz gestoßen.
Björn war am 12. Oktober in seiner Stockholmer Wohung erschossen worden, nachdem er einen bekannten Neonazi-Kader enttarnt hatte, dem es gelungen war, sich einen Posten als gewerkschaftlichen Vertrauensmann zu verschaffen. Seine Mörder forderten die Paßphotos, die ihnen zur Erkennung ihres Opfers dienten direkt bei der Polizei an. Der Mord löste in Schweden eine Welle der Empörung aus; nach verschiedenen Berichten folgten zwischen 20.000 und 40.000 Menschen in mehreren schwedischen Städten am vergangenen Samstag dem Aufruf der syndikalistischen Gewerkschaft SAC zu Demonstrationen gegen die faschistische Gewalt.
Dokumentation: 1. Presseerklärung der FAU-IAA Bremen zur Kundgebung am 27. Oktober
2. Meldung der taz-Bremen vom 28. Oktober
Bremen, den 27. Oktober 1999
Presseerklärung:
Am heutigen Mittwoch, den 27.Oktober 1999, überreichte eine 20köpfige Delegation Bremer Antifaschistinnen und Antifaschisten eine Erklärung an das schwedische Konsulat in Bremen, in der sie ihre Bestürzung über den Mord an dem schwedischen Antifaschisten Björn Söderberg ausdrückten. Aufgerufen hierzu hatte die Lokalföderation der FAU in Bremen.
Björn Söderborg ist am 12.Oktober in Stockholm von Neonazis mit drei Schüssen hingerichtet worden, nachdem die Behörden Passfotos von Antifaschistinnen und Antifaschisten den Neonazis zugänglich gemacht haben. Dass dieser Anschlag kein Einzelfall ist, beweist der Bombenanschlag auf das SAC-Lokal in Gaevle; er wird nicht der letzte gewesen sein. Folgende Erklärung ist dem Vertreter des schwedischen Konsulats überreicht worden:
„Mit Erstaunen und Empörung haben wir feststellen müssen, dass es in Schweden möglich ist, Portraitfotos von Personen durch die Behörden zu bekommen, um dann diese Personen auch ganz sicher ermorden zu können. Dieser unglaubliche Vorgang hat sich in Stockholm am 12. Oktiober 1999 ereignet an einem Menschen, der sich aktiv gegen neonazistische Umtriebe eingesetzt hatte.
Dieser von Neonazis mit aktiver Hilfe der schwedischen Behörden ermordete Mensch hieß Björn Söderberg und war aktives Mitglied der SAC!. Wir möchten, dass Sie wissen, dass solche (und andere ähnliche) Vorfälle auch hier in Bremen nicht ignoriert werden, sondern ganz im Gegenteil eine Welle der Empörung ausgelöst haben.
Unsere Solidarität gilt allen aktiven Menschen, die sich gegen neonazistische Umtriebe zur Wehr setzen. Die Vorfälle in Schweden bleiben nicht ungehört, sie werden genauestens verfolgt und entgehen den kritischen Augen der Öffentlichkeit in Bremen, Deutschland und der ganzen Welt nicht.
Wir werden nicht schweigen, wenn Menschen von Neonazis bedroht, verfolgt, gefoltert oder ermordet werden.
Das Recht auf informtionelle Selbstbestimmung ist ein Menschenrecht! Nehmen Sie dies endlich zur Kenntnis!
Freie Arbeiterinnen und Arbeiter Union Bremen“
FAU-IAA Lokalföderation Bremen
Am Schwarzen Meer 161
D-28205 Bremen
Meldung der taz Bremen vom 28.10.1999
Erklärung zu Attentat in Schweden
Eine Erklärung an das schwedische Konsulat hier in Bremen wurde gestern von der „Freien ArbeiterInnen Union“ überreicht – wegen dem Mord am schwedischen Antifaschisten Björn Söderberg, der in Stockholm mit drei Schüssen getötet worden war. „Wir werden nicht schweigen, wenn Menschen von Neonazis bedroht, verfolgt, gefoltert oder ermordet werden“, heißt es in der Bremer Erklärung.
taz
Protest in Bremen against assassination of swedish syndicalist
by A. Narres for A-Infos
About 20 people followed a call by the local group of the
anarcho-syndicalist FAU-IWA in Bremen/Germany yesterday (Wed., 20th
October 1999) morning to protest against the assassination of the
Swedish syndicalist and SAC member Björn Söderberg by fascists. The
small procession moved from its meeting place at Bremen University to
the nearby Swedish consulate, where a short summary of events in
Sweden during the past few days was given and a report by a comrade
from the Swedish SAC about the protest demonstrations there was read
out. Afterwards, a protest note (see below) was given to the consul.
Despite having been informed about the planned visit one day earlier,
the consul claimed not to know anything about the murder. The
political police seemed rather more interested in the rally as one of
its officers watched the events from a safe distance.
In the days before the rally, the FAU Bremen had distributed flyers at
various places in Bremen to publish informations about the events in
Sweden. They had met with a large positive resonance during this
activity.
Björn had been shot in his Stockholm flat on the 12th of October after
having blown the cover of a known Neonazi-cadre who had managed to
obtain a post as union steward. His murderers ordered the passport
photos which helped them to recognise their victim directly from the
police. The assassination sparked a wave of protests in Sweden;
according to varying reports between 20.000 and 40.000 people
participated in demonstrations against fascist violence in numerous
swedish towns last Saturday which had been called for by the
syndicalist union SAC.
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Documentation: 1. Press statement by the FAU-IWA Bremen about the
rally on the 27th of October
2. Report about the demonstration in the Bremen local section
of the daily German newspaper „tageszeitung“.
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Bremen, 27th. October 1999
Press statement:
Today, Wednesday the 27th of October 1999, a 20 participants strong
delegation of Bremen antifascists handed a statement to the Swedish
consulate in Bremen, in which they expressed their consternation at
the assassination of the swedish antifascist Björn Söderberg. The
action had been called for by the local federation of the FAU in
Bremen.
Björn Söderberg was executed by neonazis with three shots in Stockholm
on the 12th of October after authorities had provided neonazis with
passport photos of antifascists. The fact that this attack is no
isolated case is illustrated by the bomb attack on a SAC office in
Gaevle; it will not have been the last of its kind. The following
statement was given to the representative of the swedish consulate:
„To our amazement and outrage we have found that it is possible in
Sweden to obtain portrait photos of people from the authorities in
order to then reliably assassinate these people. This unbelievable
event happened in Stockholm on the 12th of October 1999 to a person
who had been actively engaged against neonazi activities.
This person who was assassinated by Neonazis with the active support
of Swedish authorities was called Björn Söderberg and was an active
member of the SAC. We want you to know that such (and similar)
incidents will not be ignored here in Bremen either. Rather, they have
sparked a wave of outrage.
All active people who fight against Neonazi activities have our
support. The events in Sweden do not pass unnoticed – they are closely
observed and do not escape the vigilant eyes of the public in Bremen,
Germany or the World.
We will not remain silent when people are threatened, tortured or
murdered by Neonazis.
The right of informational self-determination is a human right!
Realize that at last!
Free Workers Union (FAU) Bremen“
FAU-IAA Lokalföderation Bremen
Am Schwarzen Meer 161
D-28205 Bremen
E-Mail: fauhb@fau.org
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Report about the demonstration in the Bremen local section of the
daily German newspaper „tageszeitung“.
Statement about Assassination in Sweden
A statement was given to the swedish consulate here in Bremen by the
„Free Workers Union“ yesterday – because of the murder of the swedish
antifascist Björn Söderberg who had been killed with three shots in
Stockholm. „We will not remain silent when people are threatened, tortured or
murdered by Neonazis.“ the Bremen statement said.
Zu was für einer Haftstrafe wurden die Nazisschweine „verurteilt“?
Vem bryr sig!