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3 Milliarden Überstunden im Jahre 2008

7. Oktober 2009

rechenpferdIn einem auffallend kurzen Spiegelartikel vom 03.03.2008, der merkwürdigerweise mit dem Schlagwort „Konjunktur“ [1] betitelt war, obwohl es um die geleisteten Überstunden in Deutschland im Jahre 2008 geht, heißt es am Anfang: Über fehlende Arbeit in Deutschland kann sich niemand beklagen – nur ist sie sehr ungleich verteilt. Sehr witzig bei einer offiziellen Arbeitslosenzahl von 3.458.028 und einer in Wahrheit von über 5.200.000 Arbeitslosen [2] Gleich darauf erfahren wir, dass „…..die Hälfte davon ohne zusätzliche Bezahlung. Dies ist nichts Neues, es ist schon seit Jahrzehnten so, ohne dass daran überhaupt von der Politik, dem DGB und der Öffentlichkeit Anstoß genommen wird. Interessanterweise wird dies von der Partei „Die Linke“ ebenfalls nicht aufgegriffen, genauso wenig wie die wirkliche Arbeitslosenzahl, das sollte wirklich mehr als nur zu denken geben. Dazu gesellt sich auch der DGB, denn was für ein Kaufkraftverlust, ist schließlich ein Lieblingsthema der DGB-BonzInnen in TV, warum wird dies nicht einmal bemängelt?

dgbonzinnenDer Spiegelartikel geht eigentlich auf eine Meldung der BILD zurück. Demnach „…..ist die Zahl der bezahlten Überstunden um rund fünf Prozent auf 1,477 Milliarden gestiegen – den höchsten Wert seit fünf Jahren.“ Dies, obwohl „Die Steigerung im Vergleich zum ohnehin schon hohen Vorjahresergebnis bemerkenswert war! Nach den Berechnungen des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) lässt sich folgendes ablesen: „Jeder Vollzeitbeschäftigte leistet zwei Überstunden pro Woche. ….. Die tatsächliche Belastung von Vollzeitbeschäftigten mit Mehrarbeit (liegt) eher bei sechs Stunden in der Woche, da nicht jeder Beschäftigte überhaupt Überstunden leiste. ….. Dazu kommen den IAB-Experten zufolge unbezahlte Zusatzstunden in mindestens der gleichen Größenordnung. ….. Unbezahlte Überstunden fallen nach Angaben von DIW-Experten vor allem in Handel, Gastronomie, Banken und Versicherungen an.“

Soweit, so gut. — Hört sich schön harmlos an, wenn das auf alle ArbeiterInnen umgerechnet wird, mit 2 Überstunden pro Woche. Kehren wir also zurück zum Eingangssatz des Artikel, über die ungleich verteilte Arbeit. Verteilt mensch nämlich die Überstunden auf Vollarbeitsplätze, ergibt sich folgende Rechnung:

Vollzeitbeschäftigung – Berechnungsgrundlage:

40 Stundenwoche X 47 Wochen (5 Urlaub im Jahr) = 1.880 Arbeitsstunden im Jahr

3.000.000.000 Überstunden ./. 1.880 Arbeitsstunden  = 1.595.744 Vollzeitarbeitsplätze

Wie bekannt gegeben wurde, arbeiten die Lohnabhängigen zur Hälfte ohne die allergeringste Entlohnung.

riese

Nach Adam Riese mal andersherum gerechnet.

Das macht statistisch – aber nicht nur, denn die Arbeit wird real geleistet [sic!] –  nach Adamriese 797.872 ZwangsarbeiterInnen, die noch nicht einmal für Kost und Loge schuften gehen dürfen. 100 % Kaufkraftverlust von 797.872 Jahresgehältern, die der DGB nicht einfordern möchte, im Interesse des Kapitals, versteht sich selbstverständlich selbstredend.

Legt mensch ein Jahresgehalt von durchschnittlich 25.000 € zugrunde, macht das 19.946.808.510 € !!! Dazu kommt noch der Sozialversicherungsanteil der ArbeitgeberInnen, welcher natürlich auch von den ArbeiterInnen erwirtschaftet wird, und den erstgenannten als Einsparung zusätzlich verbleibt. Wirklich merkwürdig.

1,6 Millionen Vollzeitstellen die nicht besetzt werden und automatisch bei der hier vorausgesetzten 40 Stundenwoche zu einer Arbeitszeitverkürzung auf 38 Stunden die Woche für   a l l e Lohnabhängigen führen könnte, wenn es denn die DGB-BonzInnen damit wirklich ernst meinen würden.

DGB-Bonzen feiern sich selbst

Sie feiern lieber mit den KlassenfeindInnen ihren 60. Geburtstag.

[1] Konjunktur http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,538905,00.html

[2] Nach der Wahl ist vor der Wahl: 5,2 Millionen Arbeitslose https://syndikalismus.wordpress.com/2009/09/29/eingesandt-nach-der-wahl-ist-vor-der-wahl-52-millionen-arbeitslose/ )

Wie in dem Beitrag des „linksradikalen“ Panorama-Magazin (Youtube-Fenster) in dem Artikel zu erfahren ist, sind alle Zahlen, die der offiziellen Arbeitslosenzahl vorenthalten werden, in dem Monatsbericht der Agentur für Arbeit enthalten. Mensch muss nur das Kleingedruckte lesen, so wie es die PanoramaredakteurInnen taten, um es ausnahmsweise und kurz vor der Wahl aufzubauschen, ohne dass sich eine Änderung dieser Handhabungsweise seitens der Regierungen abzeichnen würde.

Wer nicht alle paar Jahre diese Zahlen erfahren möchte, und nicht ständig selber Eva Riesin spielen möchte, ist auf der folgenden Internetseite bestens bedient. Alle Zahlen sind in verschiedenster Weise dargestellt und alle Downloads dieser Berichte sind dort im Angebot. Fantastische Arbeit die da erbracht wird.

http://www.theonussbaum.de/seiten/arbeitslos/arbeitslosenzahlen.htm

Aus den dortigen Tabellen ergeben sich, im Gegensatz zu den 5,2 Millionen Arbeitslosen in der Panorama-Sendung (in meinem Artikel wurden bereits die 700.000 1-€-JobberInnen dazugerechnet), im Mai 2009 sogar sage und schreibe:

6.082.624 Arbeitssuchende (ALG I, ALG II, Hartz IV).

Wer immer auf dem Laufenden bleiben möchte, besuche diese Seite hin und wieder.

Und wenn Dich Deine ArbeitsvermittlerIn mal wieder saublöde fragt, warum Du wohl noch immer keine Arbeit gefunden hast, reibe ihm/r doch mal diese Zahlen unter das Näschen., aber geschickt 😉

Wie am Ende der Panoramasendung von dem nun ehemalige SPD-Bundesarbeitsministeriumsführer vorgeschlagen, Jede/r möge die seiner/ihrer Meinung nach richtigen Arbeitslosenzahlen als Flugblatt verteilen, kann jede/r stattdessen auch im Internet verbreiten, als E-Flugis sozusagen. Die wahren Arbeitslosenzahlen sind schon immer „bekannt“ gewesen, aber es wurde immer weiter gelogen und das hat sich fast unerschütterlich in den Hirnen der Menschen festgesetzt. Heizen Wir Alle dem/der neuen BundesarbeitsministeriumsführerIn mal richtig ein, bis niemand mehr sich die offizielle Zahl aus Nürnberg mehr in den Mund zu nehmen getraut.

E-Flugis für Alle und zwar sofort !

3 Kommentare leave one →
  1. Arbeiter permalink
    8. Oktober 2009 00:16

    Was sich dazu noch anfügen ließe, ist das berühmte „nur ein paar Minuten“ mehr arbeiten. Es ist ja schließlich nicht so, dass dem Maurer nach genau 8 Stunden Maloche die Kelle aus der Hand fällt und der Staatsbeamte schlagartig erwacht und sie dann nach Hause gehen.

    Bei 12 Minuten am Tag, ist das 1 Stunde in der Woche, mal 47 Wochen = 47 Stunden. Dies einfach mal alle Lohnabhängigen 38.484.278 = 1.808.761.089

    Weitere 1, 8 Milliarden unbezahlter Überstunden!!!

    Jetzt verstehe ich das alte Sprichwort „Kleinvieh macht auch Mist.“ viel besser.

  2. Sabine permalink
    24. November 2009 01:18

    Interessanter Artikel, so wird dies leider nie dargestellt. Es sind schon schwindelerregende Zahlen, da traut sich der DGB nie ran, aber auch nicht die „Linke“. Sehr informative Seite hier, hab sie schon unter Favoriten gesetzt.

  3. 24. November 2009 22:20

    gugst du Britt….

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