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Junge Welt praktiziert das Herr-im-Haus-Prinzip

5. Februar 2012

Langjähriger Redakteur will Festanstellung und armutsfestes Gehalt – und wird gefeuert. Am 20. Februar 2012, 10:00 Uhr findet im Saal 216 des Arbeitsgerichts Berlin eine denkwürdige Verhandlung statt.

Es geht um die Kündigung und gleichzeitig um die Anerkennung der Arbeitnehmereigenschaft des mehr als 11 Jahre bei der ‚Jungen Welt‘ als Redakteur im Innenressort beschäftigten Journalisten Rainer Balcerowiak.

Die Vorgeschichte der Verhandlung zerstört das Bild der stets auf der Seite der Arbeitenden kämpfenden linken Tageszeitung gründlich. Wie am 2. Februar der Blogger Jochen Hoff berichtete (1) hatte Rainer Balcerowiak sich mit Unterstützung seiner Gewerkschaft bei seinem Arbeitgeber um die Umwandlung des seit mehr als 11 Jahren bestehenden Verhältnisses als freier
Mitarbeiter in eine Festanstellung mit armutsfestem Lohn bemüht.

Dabei war ihm durchaus klar, dass die *’Jungen Welt’* nicht ein Tarifgehalt von 4.400 Euro brutto, wie von Verdi für Tageszeitungsredakteure ausgehandelt, würde zahlen können. Einem Gehalt von 1.890 Euro brutto (ca. 1295,00 Euro netto) für eine Vollzeitstelle wollte und konnte er jedoch nicht zustimmen. Gegenüber seiner ohnehin nicht üppigen Bezahlung als Freiberufler hätte er sich zudem noch verschlechtert. Was auf dem Verhandlungswege durchaus hätte geklärt werden können, führte zum Rausschmiss des Redakteurs – ohne offizielle Angabe von Gründen. Die Verlagsleitung handelte lieferte dabei ein Lehrstück für eine ‚Herr-im-Haus‘-Politik übelsten Zuschnitts.

Am 8.12. wurde Balcerowiak von einem Hausverbot überrascht, einige Tage später wurde ein Schreibverbot gegen ihn verhängt und am 31. Dezember erhielt er schließlich die Kündigung. Gleichzeitig weiß Jochen Hoff zu berichten, sei in der Redaktion der*’Jungen Welt’* eine regelrechte Diffamierungs- und Mobbingkampagne gegen Balcerowiak gelaufen. Balcerowiak wurde am 8.12. eine fünfminütige Frist zum Verlassen der Redaktionsräume gesetzt.  Wenig später *„berief der Geschäftsführer eine Belegschaftsversammlung ein, in der B. vorgeworfen wurde, er wolle die Junge Welt „zerstören“*. Auch von einem *„Komplott“*war die Rede. Kurz darauf zirkulierten bereits interne „Erklärungen“, die sich gegen eine weitere Zusammenarbeit mit B. wandten. Auf Kollegen, die eine Distanzierung von B. ablehnten, wurde erheblicher
Druck ausgeübt.“ (1)

Der Vorgang hat nicht nur die Glaubwürdigkeit der ‚Jungen Welt‘ im Hinblick auf den Kampf gegen Niedriglohn und prekäre Arbeitsbedingungen nachhaltig geschädigt. Er zeigt zudem, dass ein Bruch mit den autoritären Traditionen der Arbeiterbewegung in der Praxis der ‚Jungen Welt‘ nicht erfolgt ist. Wenn links für genossenschaftlich arbeiten, entscheiden und verteilen steht, wird die* ‚Junge Welt’* diesem Anspruch nicht gerecht.

Edith Bartelmus-Scholich, 4.2.2012

(1) duckhome.de/tb/archives/9826-Junge-Welt-Da-grinst-Stalin-freundlich-aus-seiner-Gruft.html

Quelle: Scharf-links

33 Kommentare leave one →
  1. 5. Februar 2012 10:36

    der duckhome link ist kaputt, bitte korregieren, sonst sehr interessant (wenn auch nur im ersten Moment überraschend).

  2. 5. Februar 2012 11:32

    Die öffentliche Verhandlung findet am 20. Februar um 10 Uhr
    im Arbeitsgericht Berlin statt, Saal 216

  3. Folkert permalink
    5. Februar 2012 13:38

    Wer glaubt denn heute noch, daß „Genossenschaft“ per se was fortschrittliches sei?
    Genossenschaftlich organisierte Firmen und Betriebe müssen überhaupt nicht basisdemokratisch funktionieren; es ist mittlerweile eine einfache und preiswerte Art, Menschen Kohle aus der Tasche zu ziehen und über ein Management die Vorgaben des Vorstandes umsetzen zu lassen – Hauptsache es gibt eine Dividende. Es sei an die taz erinnert, die ihren Auslandsjournalisten ebenfalls nur Hungerlöhne zahlt und die Generalversammlung der taz stimmte dem mit großer Mehrheit zu.
    Bei einer eG (eingetragenen Genossenschaft) erfolgt zwar sicherlich noch eine zusätzliche gesetzliche Kontrolle (zur Finanzamtsprüfung) durch einen genossenschaftlichen Prüfungsverband – aber der interessiert sich ebenfalls nicht für die Lohnhöhe, sondern eher um die Absicherung der Schulden/Verbindlichkeiten der Firma, wozu eben auch die Genossenschaftsanteile der Mitglieder gehören.
    Also wieder ein schönes Beispiel für sozialdemokratisches Unternehmertum – diesmal im stalinistischen Outfit. Solche Schmierblätter solltebn „wir“ auf jeden boykottieren!

  4. manfred permalink
    5. Februar 2012 14:07

    der erste link funktioniert nicht

    Anmerkung Syndikalismus.tk:
    Ein blöder Link, will nicht wie wir wollen…
    Aber hier nochmal: duckhome.de/tb/archives/9826-Junge-Welt-Da-grinst-Stalin-freundlich-aus-seiner-Gruft.html
    Dann einfach kopieren und in die Browserzeile einfügen
    http://duckhome.de/tb/archives/9826-Junge-Welt-Da-grinst-Stalin-freundlich-aus-seiner-Gruft.html

  5. Anonymous permalink
    5. Februar 2012 15:49

    …oke…dann hört doch bitte endlich auf von der Jungen Welt Artikel zu nehmen kommt sonst bisel heuchlerisch alles gegen die JW zu veröffentlichen, gleichzeitig aber ab und zu Artikel von denen zu übernehmen…

  6. Bonaventura permalink
    5. Februar 2012 22:15

    1997 gab es schon mal Krach bei der „jW“ – ein Streik fast der gesamten Redaktion und eine Betriebsbesetzung, aus dem die Wochenzeitung „jungle world“ entstand (was immer man von der auch halten mag).
    Es scheint bei der Geschäftsleitung des ehemaligen Zentralorgans der FDJ über die Jahre offensichtlich eine gewisse Sympathie für realsozialistische Verkehrsformen – die sich von den realkapitalistischen ja nicht wirklich unterscheiden – im innerbetrieblichen Umgang mit der Belegschaft zu geben. An ihren Taten sollt ihr sie erkennen.

  7. Volker permalink
    7. Februar 2012 01:17

    Wurde auch Zeit.
    Balcerowiak hatte schon mal öffentlich Kollegen als „Antisemiten“ denunziert. Auch hegte B. gegenüber Populist Buschkowsky seltsame Sympathien. Das alles kann er nun woanders ausleben.

    • Paulus permalink
      7. Februar 2012 10:57

      Genialer Einfall von Dir, Balcerowiak als „Denunzianten“ zu denunzieren. Das rechtfertigt die Ausbeutung natürlich völlig, selbstredend auch von den KollegInnen.

      Weiter so liebe JW, denn: Vom Kaptalismus lernen, heißt siegen lernen.

      Quetsch sie aus wie Zitronen!

  8. Folkert permalink
    7. Februar 2012 10:21

    @ Volker

    Das ist ja interessant – jetzt schiebt hier einer der jW-Stalinisten die bislang fehlenden „Entlassungsgründe“ nach – recht erbärmlich, aber so ist sie, die Trümmerjournaille der Hauptstadt. Muß der B. wohl ein übler AD gewesen sein, daß er die antiisraelische Propaganda der jW nicht ertragen konnte – und das fiel den Verantwortlichen Bonzen erst nach 11 Jahren auf? Und dennoch wollten sie ihn für einen Stundenlohn von 7,71 Euro weitermalochen lassen? Klingt plausibel – eine echte jW-Recherche!

    • Volker permalink
      7. Februar 2012 22:38

      Dem Herrn B. fiel nach geschlagenen 11 Jahren auf, dass er achsoböhse behandelt worden sei? Lachhaft. Hätte er sich damals halt nicht selbständig machen sollen – selber schuld.
      Und was ist eigentlich schlimm an einem gesunden Antiisraelismus?

      • günther permalink
        8. Februar 2012 13:39

        @ volker. das hört sich so nach „gesunden volksempfinden“ und hitler-stalin pakt an. ihr lebt noch? ich bin entsetzt.

      • punk permalink
        9. Februar 2012 11:54

        verpiss dich du nazibolschewistischer kuhfladenfresser

      • Rainer Balcerowiak permalink
        10. Februar 2012 15:14

        @Volker
        Drei Fragen: 1.) Wen habe ich öffentlich als Antisemiten denunziert? 2. Was ist „gesunder Antiisraelismus“. 3.) Was hat das alles mit prekärer Beschäftigung und Dumpunglöhnen zu tun?

      • Volker permalink
        14. Februar 2012 23:23

        @Rainer Balcerowiak
        Drei Antworten:
        zu 1.) Zitat:
        „Und als sich Rainer Balcerowiak in seinem Beitrag aus dem Publikum als Redakteur der jungen Welt vorstellte, schob er sofort nach, dass er „gewisse antisemitische Artikel von Werner Pirker auch ablehne““
        (http://www.trend.infopartisan.net/trd0202/t320202.html)
        zu 2.) klare Antihaltung zum israelischen Regime – wie seinerzeit zum südafrikanischen.
        zu 3.) Nix – genausowenig wie Ihre frei gewählte Selbständigkeit.
        (http://www.jungewelt.de/2012/02-11/050.php?)

        @Punk
        Nö.

  9. Gast permalink
    7. Februar 2012 23:32

    @ Folkert:

    „Muß der B. wohl ein übler AD gewesen sein, daß er die antiisraelische Propaganda der jW nicht ertragen konnte – und das fiel den Verantwortlichen Bonzen erst nach 11 Jahren auf?“

    Nee,das fiel IHM erst nach 11 Jahren auf, weil er jetzt natürlich Verbündete sucht. Da kommen ihm die Antideutschen gerade recht, weil die auf jeden Zug aufspringen, wenn es gegen die jW geht.

    Für „Arbeitnehmerinteressen“ setzen sie sich ja sonst nicht bevorzugt ein, weil das doofe Proletariat nix mit Adorno anfangen kann, aber in DIESEM Fall können sie die Versuchung ganz sicher nicht widerstehen, für höhere Löhne zu kämpfen.

    Dass gerade dieser Betrieb es tatsächlich nicht so dicke hat, ist ja um so besser, denn man will ja die jW aus ganz anderen Gründen schwächen.

    Es bilden sich schon merkwürdige Allianzen.

  10. Folkert permalink
    8. Februar 2012 09:41

    @ Gast

    Dann klär „uns“ doch mal auf, was der Herr Redaktör so alles in den letzten 11 Jahren verbrochen hat – dass er nicht schon früher gefeuert wurde?
    Und ob es die jW dicke hat oder nicht – wenn keine ordentlichen Löhne gezahlt werden können, liegt’s ja vielleicht auch am Inhalt des Kackblattes, da sich niemand für so etwas interessiert. Ursache und Wirkung gehören meistens nämlich zusammen.

  11. Kaden permalink
    8. Februar 2012 15:49

    Dass es die jW kein Geld hat, ist ein Witz. Die sitzen in einem der schicksten Gebäude in Berlin-Mitte – wie man hört mit riesiger Dachterasse, der Geschäftsführer kann es sich leisten, extra Posten für seine Ehefrau, eine zusätzliche Geliebte, deren Freundin und weitere verdiente Genossen zu schaffen und verdiente Mitarbeiter zu Segeltörns einzuladen. Ohne Geld dürfte sowas schwierig zu schaffen sein.

    • Volker permalink
      9. Februar 2012 23:38

      Niedlich.
      Typischer Sozialneid von zukurzgekommenen Studienabbrechern…

      • aha permalink
        10. Februar 2012 10:57

        also stimmen die gerüchte mit den koksparties, den minderjährigen prostituierten, dem hummer bis zum abkotzen. jetzt check ich, warum die ex-sed auch harte drugs legal haben will.

      • Bonaventura permalink
        11. Februar 2012 00:57

        Ah ja! Eine Westerwelle.

    • Gast permalink
      11. Februar 2012 10:07

      @ Kaden

      Hier tun sich in der Tat Abgründe auf. Tiefe Abgründe von Klatsch und Tratsch.

  12. Rainer Balcerowiak permalink
    9. Februar 2012 20:49

    Als Subjekt dieser Auseinandersetzung seien mir ein paar Bemerkungen erlaubt.
    1.) Meine politischen Positionen haben bei meinem Rauschmiss zumindest vordergündig keine Rolle gespielt.. Für (fast) alles, was ich in 11 1/2 Jahren bei jW geschrieben habe, kann ich noch heute ohne Kopfschmerzen in den Spiegel gucken.
    2.) Ein linker Journalist kann nicht glaubwürdig tagtäglich gegen prekäre Arbeitsverhältnisse, Dumpinglöhne und Willkür der Bosse anschreiben, wenn er Derartiges in seinem eigenen Laden dauerhaft toleriert..
    3.) Es gab- vom Betriebsrat – den Vorschlag, einen Vermittler für eine außergerichtliche Einigung zu bestellen. Dies hat der Geschäftsführter kategorisch abgelehnt.
    4.) Ich baue darauf, dass noch vorhandene soziale und arbeitsrechtliche Mindeststandards im Konfliktfall nicht nur bei Schlecker und Kik, sondern auch bei der Jungen Welt durchgesetzt werden können.

  13. Kaden permalink
    10. Februar 2012 11:12

    @Volker: da hat die jW-Stasi wohl versagt: Komisch – bei eurer Erfahrung. Ich habe zwei Studienabschlüsse und kann deshalb über die Summen, die hier diskutiert werden, nur den Kopf schütteln. Aber auch wenn es den DKP-Ajatollahs nicht passt, darf man sicher anmerken, dass ein Widerspruch zwischen den gezahlten Löhnen, dem ständigen Gejammer kein Geld zu haben einen teuren Firmensitz sowie einer seltsamen Personalpolitik besteht. Dass man solche Tatsachen mit der persönlichen Diffamierung der Überbringer kontert, ist übliche DKP-Folklore und sagt vor allem etwas über Charakter und Bildung solcher Leute wie dich.

  14. Volker permalink
    10. Februar 2012 18:00

    Genau diese Mindeststandards sind B. angeboten worden. Er selbst hielt sich aber wohl für etwas Besseres – zu hoch gepokert. Da B. 11 Jahre lang mit seinem – frei gewählten – Status als Selbständigem offensichtlich zufrieden war, dürfte er außerordentlich schlechte Karten vor Gericht haben, daraus nun plötzlich ein Halbsklaven-Martyrium zu machen. Darauf fällt kein Richter mehr herein.

  15. Gast permalink
    11. Februar 2012 09:53

    Es haben sich ja viele in die Diskussion eingeklinkt, denen die junge Welt aus den verschiedensten Gründen ein Dorn im Auge ist. Einige dieser Gründe haben verdammt wenig mit den Arbeitsbedingungen der jW-Redakteure zu tun.

    Aber egal. Die Kritiker, denen es wirklich nur darum geht, sollen doch bitte mal die Seiten genauer unter die Lupe nehmen, die besonders empört über den Fall berichtet haben. Sind das nicht zum Teil rein ehrenamtliche Projekte oder solche mit nur einem Redaktionsmitglied und gratis oder prekär arbeitenden Korrespondenten? Sind es nicht zum Teil Blogger, die keinen Cent daran verdienen, aber durchaus einen journalistischen Anspruch haben?

    Warum ist DAS legitim, Ausdruck der Pressefreiheit und von Herzblut getragen, während eine linke Tageszeitung, die mehreren Redakteuren den Lebensunterhalt zahlt, sich SOFORT daran messen lassen muss, was bürgerliche Zeitungen für Gehälter zahlen können?

    Was, genau, ist der Unterschied, wenn es hier wie dort niemanden gibt, der sich am jeweiligen Projekt eine goldene Nase verdient, sondern Herzblut ein wesentlicher Grund ist, warum das Projekt überhaupt existiert?

    Dass es bei der jungen Welt eine Hierarchie gibt? Dass es Entscheidungsstrukturen gibt, die es bei einer Tageszeitung geben muss, weil sie gar nicht jeden Tag erscheinen könnte, wenn um 17 Uhr nach dem Konsensprinzip diskutiert wird, was ins Blatt kommt?

    Klar kann dies dazu führen, dass sich bei einem Redakteur, der nicht das letzte Wort hat, viel Frust ansammelt. Vielleicht auch teilweise zu recht. Vielleicht hat er auch irgendwann die Schnauze voll.

    Aber wer sich als erwachsener Mensch jahrelang bewusst (!) auf so ein Herzblut-Arbeitsverhältnis eingelassen hat, der geht nicht ganz ehrlich mit sich selbst und seiner Geschichte um, wenn er, so bald ihm die Motivation abhanden kommt, plötzlich meint, einen sechsstelligen Betrag als vorenthaltenen Lohn geltend machen zu müssen.

    Dies zu versuchen, ist natürlich sein Recht. Aber daraus ergibt sich für seine Ex-Kollegen politisch und moralisch keine Verpflichtung, ihn dabei zu unterstützen.

  16. Granado permalink
    11. Februar 2012 16:51

    http://www.jungewelt.de/2012/02-11/050.php?print=1
    11.02.2012 / Abgeschrieben / Seite 8
    Zum Haustarifvertrag bei der jungen Welt
    * Zwischen der jungen Welt und dem bisherigen jW-Autor Rainer Balcerowiak gibt es auf sein Bemühen hin eine juristische Auseinandersetzung. Aufgrund einer Reihe von größtenteils unrichtigen Behauptungen, die seit einigen Tagen im Internet darüber und über die Vergütung der Journalisten und Mitarbeitenden der jungen Welt kursieren, möchten Verlag, Redaktion und Genossenschaft der jungen Welt folgendes klarstellen:

  17. tommegg permalink
    13. Februar 2012 13:30

    vielleicht bringt ja folgender punkt etwas klarheit in die debatte:
    offenbar hat balcerowiak 11 jahre lang gegenüber seinen kolleg_innen davon profitiert, als „fester freier“ arbeiten zu können. da dieses konstrukt nun nicht mehr gerichtsfest ist, mußte sich das ändern.

    was er verlangt, ist meiner ansicht nach nicht, keine „gehaltseinbußen“ hinnehmen zu müßen, sondern seine privilegien gegenüber den anderen kolleg_innen behalten zu dürfen (sprich: auch weiterhin deutlich mehr als sie zu „verdienen“). eine „nasenprämie“ par excellence also, gegen die sich die geschäftsleitung mit unterstützung der kolleg_innen sperrt. richtig so!

    da stellt sich doch die frage, mit welcher politischen begründung denn wohl hier und andernorts so auf die pauke gehauen wird. (kackblatt?? na da ist doch wohl alles gesagt, nicht?!)
    balcerowiak geht es jedenfalls um seinen persönlichen vorteil auf kosten der restlichen belegschaft.
    und dafür gehen dann irgendwelche pseudorevolutionären blogwarte auf die barrikaden…

    sehr bezeichnend übrigens, das balcerowiak nun bei den elsässer-fans von duckhome angekommen ist.

    • günther permalink
      15. Februar 2012 18:50

      war die junge welt in ihrer berichterstattung nicht schon immer „nationalsozialistisch“?

  18. Quetsche III. permalink
    14. Februar 2012 09:16

    Fatal, fatal,

    was soll der ganze Sch…? Hier wird eine der letzten, wenn nicht DIE letzte nicht gleichgeschaltete Tageszeitung kaputt gespielt, geredet, geschrieben. Die ADs, BILD, CDU/CSU, Nazis usw. gefällts. Die schlagen sich vor Lachen auf die Schenkel.
    Bewiesen ist doch nur, dass es in kapitalistischen Verhältnissen selbst für noch so linke, kommunistische oder anarchistische Genossenschaften kein Vorbeikommen an diesen Verhältnissen gibt. Es sei denn einer von uns hat eine Papierfabrik, eine Druckerschärzefabrik, eine Druckmaschinenfabrik usw. und könnte das ganze Zeugs kostenlos zur Verfügung stellen. Wenn wir dann auch noch kostenfrei in Redaktion, Verlag und Vertrieb arbeiten würden, ja, aber dann wäre die Frage Tarifvertrag auch unnötig.
    Mir würde es weh tun, wenn die jW aufgeben müsste, selbst wenn ich nicht mit allem und jeden Artikel in ihr übereinstimme. Was anderes gibt es leider nicht.

    • 14. Februar 2012 15:54

      wir werden nie und niemals ein zentralkommunistisches Regime einen Staatskapitalismus, der die Werte der Arbeiterklasse im Mund führt, um sie zu verraten, als sogenannte „Alternative“ zu dem jetzigen Geld- und Macht-Terror ansehen,
      sondern immer nur als die andere Seite der Unfreiheitsmedaille und des Weiterbestandes von Macht und Herrschaft über die Menschen.
      – krieg das in deine Birne, wenn du hier die jW als Alternative zu der restlichen Dreckspresse hochjubelst.
      der Kommunismus wird frei sein, oder er ist es nicht wert, so genannt zu werden. period.

  19. Folkert permalink
    15. Februar 2012 12:50

    @ alle …

    Das ist cool – die heutige ver.di untergräbt das Betriebsverfassungs- und Tarifvertragsrecht indem sie einen Haustarifvertrag zwischen Geschäftsleitung und BR zustimmt. Das durfte der (FAU-) Betriebsrat beim Babylohn natürlich nicht.

    »1. Die junge Welt hat im Jahr 1998 mit der zuständigen DGB-Gewerkschaft IG Medien (heute ver.di) einen Haustarifvertrag abgeschlossen. Darin wurde geregelt, daß die betriebliche Lohngestaltung zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung vertraglich zu regeln ist. Daraufhin wurde in einer Betriebsvereinbarung die Grundstruktur der Entlohnung beim Verlag 8. Mai GmbH verbindlich festgelegt.« [Zitat GL der jW]

    Und eine miese politische Zeitung, die sich „links“ versteht und Hungerlöhne zahlt, darf sich selbst nicht als „Alternative“ bezeichnen – außer vielleicht zum Haifischturbo-ekelkapitalismus oder zum stalinistisch-sozialdemokrötisch-leninistisch-trotzkistischem Arbeitslager.

    Was der Kerl sonst noch inne Birne hat (muß ja nicht besonders viel sein), dürfte dabei so ziemlich wurst sein; es sei denn es wird die Meinung vertreten, daß man Blödmänner und -frauen ruhig ausbeuten darf …

    Und at least – es ist doch lustig, daß sich die Kasper der Geschäftsleitung bemüßigt gesehen haben, eine öffentliche Erklärung abzusondern, weil u.a. hier auf s.tk so grob mutwillig und bösartig gegen Lohndumping bei de jW geschrieben wurde. Immerhin, das ist auch schon mal ein Erfolg, glauben doch die meisten „Linken“, das man ihnen den Dreck am Stecken nachsieht. Das kann man dann eben nicht mal „anders sehen“.

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