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Kapitalismus

10. März 2015

capitalism

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  1. 11. März 2015 01:43

    Hans Scharpf, Wirtschaftsanwalt aus Frankfurt, ist seit Mitte 2012 im Schuldenstreik gegen Banken und Staat … Er ist im Widerstand. Aus Protest gegen die Bankenrettungspolitik stoppte er sämtliche Kredit- und Steuerzahlungen. Er hält Zahlungen zurück und verlangt von Banken den Nachweis, dass sie echtes Geld verliehen haben und dafür selbst Zinsen zahlen müssen. Gegenüber dem Finanzamt hält er Steuerzahlungen zurück, weil er nicht möchte, dass seine Steuerzahlungen für die Bankenrettung verwendet werden. Er sieht im gegenwärtigen Bankensystem ein wirtschaftskriminelles Kartell, welches erarbeitetes Geld und existierende Vermögensgüter ohne nennenswerte Gegenleistung einverleibt und nach oben weiterleitet.

    Er beschloss, nachdem er den Webfehler unseres heutigen Geldsystems (Geldschöpfung aus dem Nichts) erkannt hatte, sein Leben nicht mehr so weiterleben zu wollen wie bisher. Er wollte die „Geldmaschine“ im Herzen der Main-Metropole nicht länger mit seinen Kompetenzen unterstützen. „In meinen Augen sind die Banken Räuber“, sagt er. Sie würden den Staat erpressen. Er spricht von „Politik in den Fängen wirtschaftskrimineller Netze“

    Letzte Bastion Grundgesetz!

    „Der Staat würde dieses Banken- und Finanzsystem mit dem Geld der Bürger retten und mit der Finanzindustrie gemeinsame Sache machen“ sagt er. Um die Banken zu retten, scheue die Politik sogar vor Verfassungsbruch nicht zurück.

    Im Grundgesetz aber sieht er die letzte Bastion. Dort beruft er sich u. a. auf Artikel 20 II, IV GG. Darin heißt es: „Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat (…) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.“

    „Und ich bin nicht allein“, sagt er. Es gebe mittlerweile Tausende von Unterstützern aus allen Bereichen. Er hat mit zum Teil hochqualifizierten Experten aus dem Finanzsektor ein Netzwerk gebildet. Einige davon arbeiten sogar in den Hochhaustürmen vor seiner Kanzlei bzw. haben dort gearbeitet. Dort wird über Auswege aus dem zerstörerischen und ungerechten Finanzsystem nachgedacht.

    Wirtschaftsanwalt Hans Scharpf: WIDERSTANDRECHT IN DER PRAXIS

  2. Trotz höherer Gewinne – Audi kürzt Mitarbeitern den Bonus ... Die Audi-Führungsriege bekam dagegen 2014 einen weiteren Aufschlag permalink
    11. März 2015 16:53

    Der Autohersteller Audi macht mehr Geld. Die Führungsriege wird dafür besser belohnt als im Vorjahr – die Mitarbeiter hingegen bekommen weniger Bonus.

    Trotz eines höheren Konzern-Gewinns bekommen die Mitarbeiter von Audi weniger Bonus. Die Tarifbeschäftigten an den Standorten Ingolstadt und Neckarsulm bekommen für das vergangene Jahr im Schnitt 6540 Euro, wie die VW-Tochter am Dienstag mitteilte. Schon im Jahr zuvor war die Ergebnisbeteiligung gesunken, für 2013 erhielten die Mitarbeiter im Schnitt 6900 Euro.

    Die Audi-Führungsriege bekam dagegen 2014 einen weiteren Aufschlag: Insgesamt erhielt das siebenköpfige Gremium 24,9 Millionen Euro, das sind 6,2 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Während das fixe Gehalt etwas sank, legte die Gewinnbeteiligung kräftig zu. Die Bezüge der einzelnen Vorstandsmitglieder rund um Vorstandschef Rupert Stadler legt Audi nicht offen.

    Die Senkung der Ergebnisbeteiligung begründete der Autobauer damit, dass die Zahl der Anspruchsberechtigten um rund 4000 gestiegen sei. Audi beschäftigt in Deutschland circa 58.000 Menschen, weltweit sind es mehr als 80.000. In diesem Jahr will der Konzern mehr als 6000 neue Mitarbeiter einstellen, davon rund 4000 in Deutschland.

    Quelle: FAZ –
    http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/audi-kuerzt-mitarbeiter-bonus-trotz-umsatzplus-13474342.html

  3. 11. März 2015 18:53

    Jack London – Die eiserne Ferse (1906)

    Inhalt
    Vorwort
    Mein Adler
    Anklagen
    Jacksons Arm
    Sklaven der Maschine
    Die Wissbegierigen
    Schatten
    Die Vision des Bischofs
    Die Maschinenstürmer
    Die Mathematik eines Traumes
    Der Strudel
    Das große Ereignis
    Der Bischof
    Der Generalstreik
    Der Anfang vom Ende
    Die letzten Tage
    Das Ende
    Die scharlachrote Livree
    Im Schatten der Sonoma-Berge
    Verwandlung
    Ein verlorener Oligarch
    Die brüllende Bestie des Abgrunds
    Die Chicagoer Kommune
    Das Volk des Abgrunds
    Alpdrücken
    Die Terroristen

    Vorwort

    Man kann nicht sagen, dass das Everhard-Manuskript ein wichtiges historisches Dokument sei. In Bezug auf das Historische strotzt es von Irrtümern — Irrtümern nicht betreffs der Tatsachen, sondern deren Auslegung. Wenn wir auf die sieben Jahrhunderte zurückblicken, die seit Vollendung des Manuskripts durch Avis Everhard vergingen, sind uns die Ereignisse, die ihr verworren und verschleiert erscheinen mussten, klar. Ihr fehlte die Perspektive. Sie war den Ereignissen, über die sie schreibt, zu nahe, ja, sie war mit ihnen verschmolzen. Nichtsdestoweniger ist das Everhard-Manuskript als persönliches Dokument von unschätzbarem Wert. Aber auch hier sind ihr Irrtümer unterlaufen, die ihre Ursache sowohl in ihrem Mangel an Perspektive wie in den Vorurteilen haben, welche ihr die Liebe eingegeben hat. Aber wir verzeihen Avis Eberhard lächelnd die Heldenverehrung ihres Gatten. Heute wissen wir, dass er nicht so bedeutend war, nicht so groß in den Ereignissen jener Zeit, wie das Manuskript uns glauben machen möchte.
    Wir wissen, dass Ernst Everhard ein ungewöhnlich befähigter Mensch war, aber nicht so außergewöhnlich, wie seine Frau glaubte. Alles in allem war er nur einer in der großen Zahl von Helden, die, über die ganze Welt verstreut, ihr Leben der Revolution weihten, wenn auch zugegeben werden muss, dass er Ungewöhnliches, namentlich in seinem Werk über die Philosophie der Arbeiterklasse, leistete. Er bezeichnete sie als »Proletarische Wissenschaft« oder »Proletarier-Philosophie«, ein Beweis für die Enge seines Geistes — ein Mangel, der jedoch der Zeit zuzuschreiben ist und dem sich niemand in jenen Tagen zu entziehen vermochte. Doch zurück zu dem Manuskript. Ganz besonders wertvoll darin ist, dass es das Gefühl jener schrecklichen Zeiten übermittelt. Nirgends finden wir lebendiger die Psychologie der Personen dargestellt, die in dieser wilden Periode, in den Jahren 1912 bis 1932 lebten — ihre Irrtümer und ihre Unwissenheit, ihre Zweifel, Befürchtungen und Missverständnisse, ihren Wahn, ihre heftigen Leidenschaften, ihre unbeschreibliche Gewinn- und Selbstsucht. Diese Dinge sind für unser erleuchtetes Jahrhundert so schwer begreiflich. Die Geschichte berichtet jedoch, dass sie existierten, und Biologie und Psychologie erwecken sie nicht wieder zum Leben. Wir nehmen sie als Tatsache hin, ohne jedoch Mitgefühl und Verständnis für sie aufbringen zu können.
    Dieses Mitgefühl empfinden wir jedoch, wenn wir das Everhard-Manuskript aufmerksam lesen. Wir identifizieren uns mit den Darstellern in diesem längst vergangenen Weltdrama, und für die Dauer unseres Lesens ist ihr Denken das unsere. Wir verstehen nicht allein Avis Everhards Liebe für ihren Heldengatten, wir fühlen, wie er in jenen ersten Tagen, das undeutliche und schreckliche Auftauchen der Oligarchie. Wir fühlen, wie die (so treffend genannte) Eiserne Ferse heraufstieg und die Menschheit zerstampfte.
    Und nebenbei finden wir, dass dieser historisch gewordene Ausdruck, die Eiserne Ferse, Ernst Everhard zum Urheber hat. Dies ist die eine strittige Frage, die durch das kürzlich aufgefundene Dokument geklärt wird. Vorher ist der Ausdruck, soweit bekannt, nur in dem im Dezember 1912 von George Milford veröffentlichten Pamphlet »Ihr Sklaven« angewandt. Dieser George Milford war ein unbedeutender Agitator, von dem nichts bekannt ist außer dem wenigen, das man aus dem Everhard-Manuskript erfährt, wonach er in der Chicagoer Kommune erschossen wurde. Offenbar hatte er den Ausdruck Ernst Everhards in irgendeiner öffentlichen Rede anwenden hören, höchstwahrscheinlich bei dem Wahlkampf für den Kongress im Herbst 1912. Aus dem Manuskript erfahren wir, dass Ernst Everhard den Ausdruck in einer Privatgesellschaft im Frühling 1912 gebrauchte. Es ist dies zweifellos die erste bekannte Gelegenheit, bei der die Oligarchie so bezeichnet wurde.
    Die Erhebung der Oligarchie wird stets der Anlass geheimer Verwunderung für Historiker und Philosophen bleiben. Andere große historische Ereignisse haben ihren Platz in der sozialen Entwicklung. Sie waren unvermeidlich, und ihr Kommen hätte mit derselben Sicherheit vorausgesagt werden können, wie Astronomen heute die Bewegung der Sterne voraussagen. Ohne diese anderen großen historischen Ereignisse hätte die soziale Entwicklung sich auch nicht vollziehen können. Primitiver Kommunismus, Besitzsklaverei, Leibeigenschaft und Lohnsklaverei waren die notwendigen Meilensteine auf dem Wege der menschlichen Entwicklung. Es wäre jedoch lächerlich, zu behaupten, dass die Eiserne Ferse ein solcher notwendiger Meilenstein gewesen sei. Heute wird sie vielmehr als ein Fehltritt oder Rückschritt zu der gesellschaftlichen Tyrannei beurteilt, die die Erde früher zur Hölle machte, die aber für ihre Zeit ebenso notwendig, wie die Eiserne Ferse unnötig war.
    So schwarz der Feudalismus auch war, sein Kommen war doch unvermeidlich. Was sonst als Feudalismus konnte dem Zusammenbruch der großen zentralisierten Regierungsmaschine folgen, die man als Römisches Kaiserreich kennt? Nicht so jedoch die Eiserne Ferse. In dem ordnungsgemäßen Vorwärtsschreiten der sozialen Entwicklung war kein Platz für sie. Sie war weder notwendig noch unvermeidlich. Sie wird immer die große Merkwürdigkeit der Geschichte bleiben, eine Laune, eine Phantasie, eine Erscheinung, etwas Unerwartetes, Ungeahntes; und sie sollte den übereiligen politischen Theoretikern von heute, die mit Gewissheit von sozialen Prozessen sprechen, zur Warnung dienen.
    Nach dem Urteil der Soziologen jeder Zeit bedeutete der Kapitalismus den Höhepunkt der bürgerlichen Herrschaft, die reife Frucht der bürgerlichen Revolution. Und wir können heute dieses Urteil nur unterschreiben. Selbst geistige Riesen und Kämpfer wie Herbert Spencer glaubten dass auf den Kapitalismus der Sozialismus folgen würde Man glaubte, dass auf dem Schutt des selbstsüchtigen Kapitalismus die Blume des Zeitalters, die Brüderlichkeit der Menschheit, erblühen würde. Statt dessen gebar der Kapitalismus, zum Entsetzen für uns, die wir heute auf jene Zeit zurückblicken, wie für die, die damals lebten, in seiner Überreife einen ungeheuren Spross, die Oligarchie.
    Zu spät erriet die sozialistische Bewegung zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts das Kommen der Oligarchie.
    Als man sie kaum ahnte, war sie schon da. Eine zutiefst begründete Tatsache, eine staunenerregende furchtbare Wirklichkeit. Wie das Everhard-Manuskript zeigt, glaubte man selbst damals nicht an eine Dauer der Eisernen Ferse, Das Urteil der Revolutionäre war, dass ihre Niederringung eine Sache weniger kurzer Jahre sein würde. Es ist wahr, man vergegenwärtigte sich, dass die Bauernrevolte unvorbereitet, die erste Revolution vorzeitig erfolgt war; aber man vergegenwärtigte sich kaum, dass die zweite, wohlvorbereitete Revolution zu derselben Zwecklosigkeit und zu noch schrecklicherer Strafe verurteilt war.
    Offenbar beendete Avis Everhard ihr Manuskript in den letzten Tagen der Vorbereitung für die zweite Revolution. Daher die Tatsache, dass sie deren unglückseliges Ergebnis mit keinem Worte erwähnt. Es ist klar, dass sie das Manuskript zur sofortigen Veröffentlichung nach Vernichtung der Eisernen Ferse bestimmt hatte, damit alles, was ihr soeben verstorbener Gatte gewagt und vollbracht hatte, anerkannt wurde. Dann aber erfolgte die furchtbare Zerschmetterung der zweiten Revolution, und wahrscheinlich hat sie in einem Augenblick der Gefahr, ehe sie floh oder durch die Söldner gefangen genommen wurde, das Manuskript in der hohlen Eiche zu Wake Robin Lodge versteckt. Über Avis Everhard gibt es keine weiteren Nachrichten. Zweifellos ist sie von den Söldnern hingerichtet worden; bekanntlich wurden keine Berichte über derartige Hinrichtungen seitens der Eisernen Ferse aufbewahrt. Aber selbst damals, als sie das Manuskript versteckte und sich zur Flucht vorbereitete, hat sie sich kaum vergegenwärtigt, wie schrecklich der Zusammenbruch der zweiten Revolution sein würde. Sie hat sich kaum gedacht, dass die qualvolle, irregehende Entwicklung der nächsten drei Jahrhunderte eine dritte und vierte und viele weitere Revolutionen nötig machen sollte, die alle in Seen von Blut erstickt wurden, ehe die Weltrevolution der Arbeiter zu ihrem Rechte kommen konnte. Und wenig ließ sie sich träumen, dass das Zeugnis ihrer Liebe zu Ernst Everhard sieben Jahrhunderte lang ungestört im Herzen einer alten Eiche zu Wake Robin Lodge ruhen sollte.

    Ardis, 27. November 419 B. d. M. Anthony Meredith

    http://nemesis.marxists.org/london-die-eiserne-ferse1.htm

    http://de.wikipedia.org/wiki/Die_eiserne_Ferse

  4. Prof. Bontrup ~ Das Versagen der Mainstream-Ökonomie permalink
    20. Juni 2016 00:30

    Prof. Bontrup ~ Das Versagen der Mainstream-Ökonomie

    „Die neoklassische Lehre, die auf Entstaatlichung und Wettbewerb setzt mit dem ideologischen Interessenziel einer Umverteilung von unten nach oben, ist mit der jetzigen Weltwirtschaftskrise als Irrlehre enttarnt worden. Jetzt kommt es darauf an, die wahren Krisenursachen zu benennen. Dies verlangt nach einem grundsätzlichen Paradigmenwechsel in der Wirtschaftswissenschaft, der bis heute nicht in Ansätzen zu erkennen ist.“

    Prof. Dr. rer. Pol. Heinz-J. Bontrup ist Hochschullehrer an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen und Sprecher der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik.

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