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Blöd berichtet: Student fliegt wegen Deutschland-Trikot aus Viertel-Kneipe

18. Juni 2012

Daniel K.* (23) ärgert sich über den Rauswurf aus dem „Rum Bumper‘s“.

Östliche Vorstadt – Sie wollten nur den Sieg der Deutschen bei der EM feiern. Doch dann flog der Student mit seinen Freunden aus der Viertel-Kneipe. Der Grund: Sie trugen Fußball-Trikots!

Daniel K.* (23) schaute das Holland-Spiel mit neun Freunden im Theatro. Daniel: „Die hatten eine Leinwand draußen. Die Stimmung war super. Etwa 70 Prozent der Leute hatten ein Deutschland-Trikot.“ Nach dem tollen Sieg zogen die Freunde weiter Richtung ‚Bermuda-Dreieck‘.

Im „Rum Bumper‘s“ wollten sie sich was zu trinken bestellen. Daniel: „Wir gingen zur Theke. Aber die Frau schaute uns nur kurz an und sagte, wir würden nichts bekommen, wenn wir die Trikots anbehalten. Wir sollten sie auf links drehen oder die Kneipe verlassen.“ Daniel war schockiert, verließ mit seinen Freunden das Lokal. Ist das „Rum Bumper‘s“ Bremens größte Spaßbremse?

Der Besitzer der Kneipe streng: „Wir sind gegen jegliche Darstellung nationaler Symbole. Auch Trikots oder Fähnchen anderer Nationen wollen wir nicht sehen.“ Die Kneipe ist kein Einzelfall. Im Viertel geht seit Tagen jemand umher, knickt Deutschland-Fähnchen an Autoscheiben ab und hängt Zettel daran. Auf denen steht: „Ich habe ihre Deutschland-Fahne entfernt… sie produziert in jedem Fall Nationalismus.“ BALLA, BALLA!

Was Blöd verschweigt:

Das „Rum Bumpers“ ist einer von Bremens bestfrequentiertesten Treffpunkten von Antifaschisten und Alternativen und leidet, wie auch alle Jugendeinrichtungen, unter der zunehmenden Gentrifizierung des „Viertels“. Gentrifizierung bedeutet hier, wie überall, eine Zunahme von ignoranten Menschen (Studenten, Snobs, Bonzen, die ganze Bagage), hohen Mieten, nutzlosen Boutiquen und teuren, kulturlosen Cafés für die Reichen. Natürlich geht der wunderbare Fan, von dem die Rede ist in den teuren Snobladen „Theatro“. Da hängt er dann mit seinen Studentenkumpels ab und versteht par tout nicht, warum man im Viertel nicht in die langweiligen, teuren Läden gehen sollte. Wo die doch gerade so hip und neu sind!

Dann denkt er sich, den Harten zu markieren und marschiert mit seinen naiven Kumpels in eine der letzten guten Kneipen im Viertel, neben dem „Haifischbecken“ und der „Capri-Bar“. Diese Orte bestehen allerdings deshalb immernoch in ihrer Güte, weil sie solche dummen, naiven Menschen davon abgehalten haben, ihre Kultur zu überrennen und alle blutsaugenden konsumorientierten Störenfriede abgehalten haben. Die erste Dreistigkeit die der Depp begangen hat, besteht darin, die zu finanzieren und bei deren Veranstaltung zugegen zu sein, die dafür sorgen, dass die emanzipatorische Kultur des Viertels flöten geht – das Viertel war aber genau deshalb mal cool, daran denkt Studentenboy nicht – das muß er dann noch in einer Vorlesung lernen… leider ist es dann für sein herzliches Mitleid zu spät und die guten Leute sind längst weggezogen, weil sie sich die Miete nicht mehr leisten konnten. Die zweite besteht darin, dass er nach dem Verlassen des „Feindlagers“ auch noch die Zumutung begeht, sich von den Leidtragenden bedienen zu lassen.

Yuppies in ihrem Kaufwahn neigen zu Selbstüberschätzung. Wer glaubt alles kaufen zu können, daß alles zum großen Buffet gehört, der ist in einer menschlichen Gesellschaft fehl am Platze. Solche Parasiten müssen sich nicht wundern, wenn ihnen irgendwann mal einer auf die Finger haut.

Quelle: Pour ma Classe Blog

10 Kommentare leave one →
  1. Kommunistisches Känguru permalink
    18. Juni 2012 14:23

    „Wer weiß, was Gentrifizierung ist, ist ein Teil davon“ (Marc-Uwe Kling)

    • Adporno permalink
      18. Juni 2012 17:06

      Sehr modebewußt, auf ne lächerliche Art und Weise….

  2. YuppieScum permalink
    18. Juni 2012 15:40

    Bei aller tiefen Verachtung für das Springer-Verdummungsblatt und bei aller Sympathie für Haltungen und Aktionen, die der kollektiven, unreflektierten, bierseeligen stammtisch-patriotischen Deutschtümelei (nicht nur aber speziell auch bei Fußball-Ereignissen) entgegenwirken … das Niveau / der Tiefgang dieses Artikels – obgleich er als nötiges und sinniges Korrektiv zur unsäglichen Bild-„Recherche“ agiert – finde ich auf anderer Ebene nicht gerade vorbildlicher: Studenten mit Snobs/Yuppies gleichzusetzen ist nämlich nichts weiter als eine primitiv plakativ verkürzte Diffamierung in bester Bildzeitungsmanier! Ich bin selbst Student und habe neben des Hochschul-Alltags mehrere Minijobs um mich über Wasser zu halten, wa unter meinesgleichen längst keine Seltenheit mehr ist (obgleich ich mir bewusst bin, dass die „Chancengleicheit“ für Bildungsabschlüsse weißgott nicht gerecht oder gleichmäßig über die sozialen Schichten hinweg gegeben ist … abgesehen davon kann bekanntermaßen niemand etwas für seine Abstammung, Bakunin und Kropotkin kamen ja auch aus sehr wohlhabenden Familien und sind meines Wissens dennoch nicht gerade als marktradikale Gentrifizierer in die Geshcichtsbücher eingegangen ) Etwas mehr Sachlichkeit wäre hier jedenfalls wirklich angebracht… in diesem sinne, know your enemy !

    trotzdem hab ich durchaus Verständnis für die Ansichten des Autors/der Autorin 🙂

  3. Adporno permalink
    18. Juni 2012 15:45

    Ätsch! Haha.

  4. 1/4-Kneipe permalink
    19. Juni 2012 14:27

    Wir wollen die ganze Kneipe.

  5. Erika permalink
    22. Juni 2012 22:21

    Gentrifi – ääh – Zierstrauch…

    Wenn ich jetzt nicht falsch liege, hat sich da schon zur Frühzeit der Dampfmaschine ein Fabrikantensohn aus Elberfeld so seine Gedanken gemacht.

    Dennoch:
    Auffallend ist doch, daß vor den „Yuppies“ immer die „linke und alternative Szene“ da war, bevor aus „Arbeiterquartieren“ entweder Vergnügungsviertel oder teure Wohngegenden wurden.

    • punk permalink
      23. Juni 2012 00:44

      du wirstes nich glaubewolle, aba vor de linxalternaiven szene hausten da arbeiter_innen un no schlimmiger ….. och arme, alles kam uf de hund un mir zecken kamen och noch …….

      • Erika permalink
        25. Juni 2012 23:14

        Genau!
        @ „punk“
        Genau so war es.

  6. Bildverweigerer permalink
    24. Juni 2012 11:17

    Krasse Sache – ein Student der zur Blödzeitung geht. Seit Ohnesorg sollte dieses
    Hetzblatt doch tabu sein.

    • Erika permalink
      29. Juni 2012 01:06

      Nein, das ist gar nicht „krass“.

      @Bildverweigerer:

      Woher nimmst Du Deine positiven Vorurteile über „Studenten“ (und Studentinnen)?

      Die überwiegende Mehrzahl der StudentInnen gehört einer Gesellschafts-Schicht an, die glaubt als sog. „Mittelschicht“ die Interessen der Oberschicht vertreten zu müssen.

      Selbstverständlich:
      „Seit Benno Ohnesorg sollte dieses Hetzblatt doch tabu sein“.

      So sollte es sein!

      Dummerweise sieht der Alltag anders aus.
      Die BILD-Zeitung ist in der Gesellschaft „ubiquitär“.

      Diese „Ubiquizität“, diese „Allgegenwart“ täglich, immer wieder bekämpfen zu müssen, ist eine Herausforderung.

      Wo bitte findet mensch Bündnispartner im Kampf gegen die alltägliche Verblödung?

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