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Eingesandt: Rezension – Karl Marx und seine (Nicht-)Freunde

17. Februar 2012

Von Daniel Lindvall

Kürzlich schrieb der pakistanische Marxist Tariq Ali in einem Artikel in der London Review of Books über einen Besuch in Nord-Korea vor mehr als 40 Jahren. Bei einer Gelegenheit fragte er seinen Dolmetscher, ob dieser die Klassiker des Marxismus gelesen habe, beispielsweise Marx selbst.Nein, antwortete der Dolmetscher mit verblüffter Miene.Alles wird vom Genossen Kim Il-Sung interpretiert.Der Dolmetscher wußte auch nicht, in wie weit die Originale in den Bibliotheken verfügbar seien. Diese Geschichte bringt mich dazu, mit einem Seufzer den allerletzten und rethorischen Satz in TerryEagletons neuestem Buch(1) zu zitieren: Wurde jemals ein Denker derart Mißinterpretiert?

MitFreundenwie dem Genossen Kim, braucht man kaum Feinde, aber an Feinden hat es Marx selbstverständlich niemals gemangelt. Tatsache ist, daß Marx ‚Feinde in der Praxis in ihrem Geschichts- und Menschenbild verblüffend oft mit seinen stalinistischenFreundenübereinstimmten. Demzufolge wurde Marx als Determinist gesehen, der alles auf die Ökonomiere duziert, und Menschen nur als totes Material behandelt. Darüberhinaus wurde er als Freund des allmächtigen Staates angeprangert, widersprüchlicherweise aber für seinen Glauben an das Absterben des Staates als hierarchischem Gewaltapparat verhöhnt.

Diese relative Übereinstimmung machte es einfach, den Zusammenbruch der Sowjetunion als Zusammenbruch des Marx’schen Gedankengutes zu betrachten. Seine Ideen wurden erprobt und von der Geschichte verworfen. Damit wurde die neoliberale Mythenbildung von der klassenlosen, postindustriellen Wissensgesellschaft befördert, obwohl die Realität tatsächlich in entgegengesetzte Richtung ging: gestiegene Kapital-Konzentration, wachsende Klassengegensätze und eine immer größer werdende globale Arbeiterklasse. Terry Eagleton schreibt im ersten Kapitel seines Buches, daß die marxistische Gesellschaftskritik nicht zurückgedrängt wurde, weil ihr Schwerpunkt auf der Klassengesellschaft irrelevant geworden sei, sondernweil die in fragegestellte Gesellschaftsordnung noch rücksichtsloser und extremer als frühergeworden ist.

Eagletons Buch teilt sich in zehn Kapitel auf, jedes beschäftigt sich mit den gewöhnlichsten Vorurteilen über Marx und den Marxismus. Ausgangspunkt ist natürlich nicht ein unfehlbarer Marx (womit er auchEngels mit meint), sondern daß erausreichend oft in wichtigen Fragen Recht hatte.Das Resultat ist ein Buch, daß auf sympathische Art danach strebt, das Verwendbare in Marx‘ Werk hervorzuholen. Anstatt, gleich einer Bibel-Interpretation, herauszumeinen, was der Philosoph eigentlich gemeint hätte.

Gleichzeitig wendet Eagleton subtil die Verdrehungen neoliberaler Kritiker gegen eben diese. Ökonomischer Determinismus, Verherrlichung der Arbeit um ihrer selbst willen, Produktion  als Selbstzweck, Beschwerden über den Unwillen der westlichen Arbeiterklasse zu Anpassung an objektive Erfordernisse der Geschichte (des Kapitalismus) ,Reduzierung des Menschen auf einen homooekonomicus, ein immer autoritärer werdender Staat, Unterordnung der Kultu runter dieGesetzeder Ökonomie, und die Visionen einer utopischen Zukunft, wenn wir alle uns nur der Disziplin des Marktes unterwerfen.− An was erinnert uns eigentlich die gesellschaftliche Realität und Ideologie des Neoliberalismus, wenn nicht an dessen eigene Wahnvorstellungen über Marx. Und ist eine noch deterministischere Geschichtsbetrachtung denkbar als die gängige liberale „Erklärung“, Stalinismus sei ein unausweichliches Resultat jeder sozialistischen Revolution, überall und jederzeit?

Im Kontrast zu dieser gedanklichen Armut erscheinen Marx Visionen von der freien, kreativen Arbeit, sein Verständnis der Rolle der Arbeiterklasse in der Produktion mit demokratischer Perspektive von unten und sein Glaube an die menschliche Fähigkeit, Geschichte zu machen, als um so reicher. Wenn Marx auf Ökonomie und Arbeit fokussierte, dann um den Weg für deren Abschaffung in ihrer heutigen Form zu bereiten. Um es mit Eagleton zu sagen: „Marx Werk handelt ganz und gar vom menschlichen Genuß.“

Auch wenn Terry Eagleton Literaturwissenschaftler und ehemaliger Oxford-Professor ist, so ist seine Sprache nicht nur leicht zugänglich, sondern auch ausgefeilt, mit vielen hübschen Seitenhieben auf prominente Persönlichkeiten. Sein Buch ist ein ausgezeichneter Einstieg zu Marx für Anfänger, oder, warum nicht, für den unkundigen Anti-Marxisten, der seine Vorurteile überprüfen möchte. Gleichzeitig ist es für uns andere eine Erinnerung daran, wie fruchtbar Marx Erbe im Umgang mit den großen Fragen der Zeit bleibt.

(Aus Arbetaren # 6/2012; leicht gekürzt)

Übersetzung: Erik Alfredsson

(1) WhyMarxWasRight,YaleUniversityPress(2011),258ppdie deutsche Ausgabe erscheint am 9. März 2012 unter dem Titel Warum Marx recht hat bei Ullstein; 18,-(gebunden) und14,99(Kindle)

51 Kommentare leave one →
  1. Brumm! permalink
    17. Februar 2012 17:42

    Marx, hihihi und sie brauchen es wieder 😉
    Ja, man kann auch alles tausendmal interpretieren, das nennt sich dann lethargisches, reaktionäres Studententum.
    Ein schönes Frauenbild haben Marx und sein Freund Bengels und eine „klasse“ Geschichtsanalyse – ist alles ganz wichtig. Schön, dass es seine Schriften noch gibt, sonst müsste man sich ja in seinen Quellen und Ideen diversifizieren…

    Gibt es etwas erniedrigenderes als zu glauben Marxist zu sein?

    • Bonaventura permalink
      18. Februar 2012 01:47

      „Gibt es etwas erniedrigenderes als zu glauben Marxist zu sein?“

      Ja – solche Bemerkungen wie die deinen. Vielleicht wurde dieses Buch auch für dich geschrieben. Wenn du es denn lesen würdest …

      Ach so – wenn du das Frauenbild von Marx und Engels ansprichst, was hältst du dann von dem Frauenbild bei Proudhon? Oder dem Judenbild bei Proudhon oder Bakunin? (Nur mal so als Vorschlag für weitere Forschungen).

      Und – um noch mal auf Marx zurück zu kommen – disqualifiziert sein Frauenbild (ganz zu schweigen von seinem konkreten Verhalten) die Analyse des Kapitalismus im „Kapital“? Das wäre eine interessante Debatte.

      Vielleicht magst du ja antworten.

    • Erik Alfredsson permalink
      18. Februar 2012 02:57

      „Paulus schrieb den Irokesen:
      Euch schreib ich nichts –
      lernt erst mal lesen.“
      (R.G.)

      Erstaunlich, was Anal-Phabeten nicht im Kopf haben…

  2. glouton permalink
    17. Februar 2012 22:16

    nur noch peinlich… (der Artikel)

  3. glouton permalink
    18. Februar 2012 11:18

    “Gibt es etwas erniedrigenderes als zu glauben Marxist zu sein?”
    Ja – solche Bemerkungen wie die deinen. Vielleicht wurde dieses Buch auch für dich geschrieben. Wenn du es denn lesen würdest …

    @Bonaventura: genau diese marxistische Arroganz ist es, die mir den Kommentar vor dem deinen sympathisch macht. Es kann nicht einmal erwogen werden, dass Marx nicht das non-plus-ultra ist.

    • Bonaventura permalink
      20. Februar 2012 01:23

      Ich erlaube mir, aus der Rezension von Daniel Lindvall zu zitieren:

      »Ausgangspunkt ist natürlich nicht ein unfehlbarer Marx (womit er auch Engels mit meint), sondern daß er „ausreichend oft in wichtigen Fragen Recht hatte.“«

      Das ist für mich ein Ausgangspunkt für eine Diskussion – etwa, ob und wo diese Aussage stimmt oder nicht – zugegeben, ein weites Feld. Der von mir oben zitierte Satz von Brumm! – offenbar sein Fazit – hingegen will anscheinend überhaupt keine Diskussion. Daß ich das nicht für besonders gelungen halte – gut, das ist dann vielleicht meine »marxistische Arroganz«.

      Aber wo du herausliest, daß »nicht einmal erwogen werden [kann], dass Marx nicht das non-plus-ultra ist«, ist mir schleierhaft. Ich bitte um wohlwollende Aufklärung.

  4. glouton permalink
    20. Februar 2012 08:00

    Wenn du fünf Eier in die Pfanne haust, um dir Rührei zu machen, und eines der fünf Eier ist faul – dann stimmt es zwar, dass vier Eier besonders gut sein können – nur essen wirst du die Speise trotzdem nicht. Es sei denn… 😀

    • lirumlarumlöffelstiel permalink
      20. Februar 2012 13:10

      …du lernst kochen.

    • Erik Alfredsson permalink
      20. Februar 2012 20:32

      Großartig! Genial! Das Eier-Beispiel paßt ja ausgezeichnet zu Deinem Nick-Name! (frz. „glouton= dt. „Vielfraß“)

      Mir würde nach fünf Eiern auch schlecht werden, selbst wenn allesamt dotterfrisch sind…

      Meinst Du mit dem faulen Ei, daß das Haltbarkeitsdatum von Marx abgelaufen sei?

      Klar: „Die große Industrie hat den Weltmarkt hergestellt.“ Diese Aussage von Marx ist offenbar falsch und veraltet.
      Oder: „Daß die Emanzipation der Arbeiterklasse durch die Arbeiterklasse selbst erobert werden muß“, ist natürlich Käse (um bei den Lebensmitteln zu bleiben).
      Emil Luckhardt hat diesen Marx-Satz etwas volkstümlicher formuliert:
      „Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun.“

      Daß bonaventura Dir erklären muß, was in dem von Dir geschmähten Beitag überhaupt drinsteht, ist doch nicht unpeinlich.
      Das ist für antimarxistische Fundamentalisten ebenso typisch, wie für glühende „Marxisten“: sie haben ihn meist nicht. gelesen. (Als Nichtmarxist staune ich da immer wieder!)
      Aber so ein klitzekleines Textlein – sollte doch für einen glouton verdaubar sein…

      Mahlzeit!

    • Bonaventura permalink
      22. Februar 2012 01:11

      @glouton

      Deinen Eierspeisenvergleich fand ich anfangs etwas unverständlich. Aber er trifft vielleicht doch das Problem.
      Wenn ich nämlich einfach blindlings diese Geflügelprodukte in die Pfanne (oder sonstwo) reinhaue, kann es ein böses Erwachen geben. Aber da mein Geruchssinn funktioniert und ich nicht blindlings alles zusammenmuse, was mir unter die Finger kommt, bin ich einigermaßen in der Lage, ein faules Ei zu entdecken, wenn ich es aufklopfe.
      Es geht mir – um in deiner Analogie aus dem Lebensmittelbereich bleiben – darum: entweder schluckt man das Rührei, das einem so vorgesetzt wird, oder nicht (und wirft es vielleicht auch weg) – oder man sortiert die faulen Eier vorher aus.
      glouton, du schluckst das verdorbene Omelette nicht, aber du willst auch nicht die vergammelten von den unverdorbenen Eiern trennen.
      Daß es (immer noch im Rahmen deiner Analogie) in jedem „Eierkorb“ von Aktivisten und Theoretikern der „Befreiung der Menschheit“ mal mehr, mal weniger viele faule Eier gibt, wirst du wohl nicht abstreiten. Es kommt darauf an, genau zu schauen, welche ‚genießbar‘ (brauchbar) sind – und welche nicht. Das erfordert ein genaues und möglichst vorurteilsloses Betrachten und Analysieren. Schaum vorm Mund empfinde ich dabei als extrem störend.

      Nun denn, vielleicht können wir „Meta und ihre Diskussion“ bald verlassen und ein wenig inhaltlich werden.

      Was mich zu einem anderen – hier öfter schon geäußerten – Punkt bringt: Wir brauchen eine Debatten-Seite.

  5. glouton permalink
    20. Februar 2012 19:38

    😉 Es sei denn, du willst drüber diskutieren 😀

  6. glouton permalink
    20. Februar 2012 21:46

    @Erik Alfredson: rate mal, was das faule Ei bei Marx ist. Und ja – ich lehne Marx ab. Und das ist für dich offenbar „fundamentalistisch“. Abgesehen davon – ich habe ihn gelesen. Leider.

  7. glouton permalink
    22. Februar 2012 07:45

    @Bonaventura: Eben. Hier liegt auch der Unterschied in unserer Sichtweise. (Marxismus als fünf rohe Eier, oder als Rührei 😀 )

    • Bonaventura permalink
      26. Februar 2012 00:32

      Das Rührei kommt NACH den Rohei 😉

  8. glouton permalink
    22. Februar 2012 07:49

    (Und ich gehe davon aus, dass man das faule Ei aus dem Rührei entfernen müsste – und das macht wenig Sinn – denn der Spaß am Marxismus sind nicht seine Analysen, sondern seine Methode – und diese lässt sich nicht fein säuberlich abtrennen)

  9. punk permalink
    22. Februar 2012 12:45

    goil wie ihr euch um die faulen Eier der propheten fetzt.
    nun fehlt nur noch ein maogockel der verkündet, dass faule eier einfach nur goil schmecken, sind doch delikatessen. also lassen wir mal marx „ordnungsgemäß“ verfaulen http://de.wikipedia.org/wiki/Tausendj%C3%A4hrige_Eier

    • Bonaventura permalink
      26. Februar 2012 00:48

      Ich hab‘ mit der Eierei nicht angefangen – Ok, ich bin darauf eingestiegen. Aber (um auch für glouton eine Lanze zu brechen):

      Gleichnisse dürft ihr mir nicht verwehren
      Ohne Gleichnisse kann ich mich nicht erklären.

      Ich bitte deshalb um Nachsicht.

      Daß die Chinesen kunstvoll vergammelte Eier futtern, ist wirklich eine kulturelle Besonderheit, aber kein Argument. Wir futtern vergammelte Milch (Käse, Dickmilch, Joghurt etc.), die Skandinavier auch vergammelten Fisch (der in der Konservenbüchse fast explodiert, aber) der sonst offenbar eßbar ist, die Iraner rohe Schafsaugen mit Salz und Pfeffer etc pp.. Wir spinnen also alle.

      Nebenbei: was futterst du so, was Menschen aus anderen Kulturkreisen zum Kotzen bringen würde?

  10. Die historische „Invarianz" des Marxismus permalink
    24. Februar 2012 11:20

    Die historische „Invarianz“ des Marxismus

    1.) Der Ausdruck „Marxismus“ wird nicht im Sinne einer von der Person Karl Marx entdeckten oder eingeführten Lehre gebraucht, sondern um sich auf die Lehre zu beziehen, die mit dem modernen Industrieproletariat entsteht und es während des gesamten Verlaufs der sozialen Revolution „begleitet“. Obwohl dieses Wort von einer ganzen Reihe anti-revolutionärer Bewegungen für sich reklamiert und ausgebeutet wird, behalten wir den Begriff „Marxismus“ bei.

    2.) Der Marxismus in seiner einzig gültigen Auslegung hat heute drei Hauptgegner:

    Erste Gruppe – die Bourgeoisie mit ihrer Behauptung, dass die warenproduzierende kapitalistische Wirtschaftsform endgültig und ihre historische Überwindung durch die sozialistische Produktionsweise illusorisch ist: folgerichtig wird von ihr die Lehre des ökonomischen Determinismus und des Klassenkampfs insgesamt zurückgewiesen;

    zweite Gruppe – die stalinistischen, vermeintlichen Kommunisten, die zwar erklären, die historische und ökonomische Doktrin des Marxismus anzunehmen, jedoch sogar in den kapitalistisch entwickelten Ländern Forderungen aufstellen und verteidigen, die nicht nur nicht revolutionär, sondern mit den politischen (Demokratie) und ökonomischen (populistische Fortschrittsideologie) Forderungen des traditionellen Reformismus identisch sind, oder noch dahinter zurückfallen;

    dritte Gruppe – die erklärten Anhänger der revolutionären Doktrin und Methode, die jedoch die gegenwärtige und lang anhaltende Trennung von dieser Lehre seitens der Mehrheit des Proletariats auf ursprüngliche Fehler und Mängel der Theorie zurückführen, die demzufolge verbessert und aktualisiert werden müsse.

    Verneiner – Verfälscher – Aktualisierer. Wir bekämpfen alle drei und halten Letztere heute für die Schlimmsten.

    3.) Die Geschichte der marxistischen Linken, des radikalen Marxismus, ganz genau: des Marxismus, besteht in der sukzessiven Abwehr aller revisionistischen „Wellen“, die seit der organisch-monolithischen Entstehung der Doktrin und Methode (die mit dem „Manifest“ von 1848 zusammenfällt) verschiedene Seiten dieser Lehre angegriffen haben. In anderen Abhandlungen wird an die Geschichte dieser Kämpfe in den drei Internationalen erinnert: gegen Utopisten, Arbeitertümler, Anarchisten, reformistische und gradualistische Sozialdemokraten, rechte und linke Syndikalisten, Sozialpatrioten und heute gegen National- und Volkskommunisten. Dieser Kampf erstreckte sich über vier Generationen und ist in seinen verschiedenen Phasen nicht einer Reihe von Namen zuzuordnen, sondern einer klar definierten und geschlossenen Schule, und im historischen Sinne einer klar definierten Partei.

    4.) Dieser lange, harte Kampf würde seine enge Verbindung zur zukünftigen Wiederaufnahme des Klassenkampfs verlieren, wenn, statt daraus die Lehre der „Invarianz“ zu ziehen, von der banalen Vorstellung ausgegangen würde, der Marxismus sei eine Theorie in „ständiger historischer Ausarbeitung“ und würde sich im Laufe der Ereignisse und den daraus zu ziehenden Lehren modifizieren. Nach wie vor ist dies die Rechtfertigung allen Verrats (die Erfahrungen damit haben sich angehäuft) und aller Niederlagen.

    5.) Die materialistische Widerlegung, dass ein in einem bestimmten Moment, schlimmer noch: im Kopf eines bestimmten Mannes, Denkers oder historischen Führers entstandenes und in seinem Werk dargelegtes theoretisches „System“ den ganzen Verlauf der geschichtlichen Zukunft und dessen Regeln und Prinzipien unwiderruflich enthalten könne, darf nicht in dem Sinne verstanden werden, dass es keine Systeme fester Prinzipien für sehr lange geschichtliche Zeitspannen gibt. Vielmehr ist deren Beständigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Angriffe oder gar „Verbesserungen“ wesentlicher Bestandteil der Kraft der sozialen Klasse, der sie angehören und deren historische Aufgabe und Interessen sie widerspiegeln. Die Aufeinanderfolge solcher Systeme und theoretisch/praktischer Lehrgebäude hängt nicht mit dem Auftreten epochemachender Männer zusammen, sondern mit den aufeinander folgenden Produktionsweisen, d.h. den Formen des materiellen Lebensgewinnungsprozesses der Menschengemeinschaft.

    6.) Auch wenn sich der formelle Inhalt der Lehrgebäude aller großen historischen Phasen als unzulänglich herausstellte, bestreitet der dialektische Materialismus nicht deren historische Berechtigung; um so flacher ist daher die Vorstellung, die Irrtümer hätten durch größere Gedankenarbeit der Gelehrten oder Gesetzgeber vermieden und der Fehler hätte man sich vorher bewusst werden können, um sie beseitigen. Jedes System hat seine Begründung und Erklärung im eigenen Zeitabschnitt und die bedeutendsten sind jene, die in langen Kämpfen organisch unverändert aufrechterhalten wurden.

    7.) Für den Marxismus gibt es keinen stetigen und graduellen Fortschritt in der Geschichte – vor allem nicht hinsichtlich der Produktivkräfte -, sondern eine Reihe zeitlich weit auseinander liegender Vorwärtssprünge, die das gesamte ökonomisch-gesellschaftliche Gefüge tief und von auf Grund erschüttern. Es sind wahre Zusammenbrüche, Katastrophen, plötzliche Krisen, in denen sich alles in kurzer Zeit verändert, nachdem es während sehr langer Zeitspannen unverändert geblieben war: so wie es in der physischen Welt der Fall ist, den Sternen im All, der Geologie und auch der Phylogenese der lebenden Organismen.

    8.) Da die Klassentheorie ein Überbau der Produktionsweisen ist, bildet auch sie sich nicht durch tägliches Zufließen von Wissenstropfen, sondern taucht in dem durch einen gewaltsamen Zusammenstoß verursachten Riss auf und führt die Klasse, deren Ausdruck sie ist, in einer im Wesentlichen monolithischen und beständigen Weise durch eine lange Reihe von Kämpfen und Versuchen zur nachfolgenden kritischen Phase, zur nachfolgernden historischen Revolution.

    9.) Es sind just die Ideologen des Kapitalismus, die, nachdem sie die früheren Revolutionen als zur kapitalistischen hinführende gerechtfertigt haben, versichern, mit der letzten Revolution habe die Geschichte nun aber den Weg des graduellen Fortschritts, ohne weitere gesellschaftliche Katastrophen, eingeschlagen, denn die ideologischen Systeme hätten durch graduelle Entwicklung den Zustrom neuer Errungenschaften des theoretischen und angewandten Wissens absorbiert. Der Marxismus bewies den Trugschluss dieser Zukunftsvision.

    10.) Auch der Marxismus ist keine Lehre, die sich jeden Tag durch neue Beiträge und „Ersatzteile“ – also durch Flickwerk! – formt und umformt, weil sie, wenn auch die letzte, doch noch eine der Doktrinen darstellt, die die Waffe einer unterdrückten und ausgebeuteten Klasse ist, welche die gesellschaftlichen Verhältnisse umwälzen, umkehren muss und dabei Objekt tausendfacher konservativer Einflüsse der den feindlichen Klassen angehörenden traditionellen Formen und Ideologien ist.

    11.) Auch wenn heute, genauer: seitdem das Proletariat auf die Geschichtsbühne getreten ist, die Geschichte der zukünftigen Gesellschaft, die keine Klassen und daher auch keine Revolutionen mehr kennen wird, schon zu erahnen ist, muss doch klar sein, dass die revolutionäre Klasse auf ihrem langen Weg dahin ihre Aufgabe nur dann erfüllen wird, wenn sie sich während des gesamten Verlaufs des fürchterlichen Kampfs unter Anwendung einer Doktrin und einer Methode bewegt, die gültig bleiben und in einem monolithischen Programm festgelegt wurden – wobei andererseits die Anzahl der Anhänger, die Erfolge in den verschiedenen Phasen und sozialen Zusammenstößen äußerst unterschiedlich sein werden.

    12.) Auch wenn das ideologische Vermögen der revolutionären Arbeiterklasse nicht mehr Offenbarung, Mythos, Idealismus (wie bei den vorhergehenden Klassen), sondern positive „Wissenschaft“ ist, so braucht sie doch eine klare und dauerhafte Formulierung ihrer Grundsätze und auch ihrer Aktionsregeln – einen Kanon also, der die Aufgabe erfüllt und die Schlagkraft hat, die einst Dogmen, Katechismen, Tafeln, Verfassungen, oder Heilige Bücher hatten wie z.B. die Veden, der Talmud, die Bibel, der Koran oder die Erklärung der Menschenrechte. Die darin enthaltenen substantiellen und formalen Mängel haben deren riesige organisatorische und gesellschaftliche Kraft (zuerst revolutionär, dann konterrevolutionär – in dialektischer Folge) nicht gebrochen – im Gegenteil: Oftmals haben gerade die „Ketzereien“ diese Kraft noch verstärkt.

    13.) Gerade weil er der Suche nach „absoluter Wahrheit“ jeglichen Sinn abspricht und seine Doktrin nicht als Beleg des „Ewigen Geistes“ oder der abstrakten Vernunft, sondern als „Arbeitswerkzeug“ und „Waffe“ ansieht, verlangt der Marxismus – ob bei der stärksten Anspannung oder auf dem Höhepunkt des Kampfes – weder Werkzeug noch Waffe zwecks „Reparatur“ abzulegen, sondern als Partei die richtigen Werkzeuge und Waffen zu ergreifen, um sowohl im Krieg als auch im Frieden zu siegen.

    14.) Eine neue Doktrin kann nicht zu einem x-beliebigen historischen Zeitpunkt auftauchen. Im Gegenteil: Es gibt bestimmte und genau charakterisierte – und auch höchst seltene – Epochen der Geschichte, in denen sie als blendender Lichtkegel auftauchen kann. Hat man den entscheidenden Augenblick nicht erkannt und das alles erhellende Licht nicht erblickt, wird man vergeblich zu den Kerzenstummeln greifen, mit denen pedantische Akademiker oder von ihrer Sache nicht überzeugte Kämpfer sich den Weg zu bahnen suchen.

    15.) Für das moderne, zuerst in den Ländern mit großer kapitalistischer, industrieller Entwicklung entstandene Proletariat wurde die Finsternis kurz vor Mitte des vorigen Jahrhunderts zerrissen. Die in sich geschlossene Doktrin, an der wir festhalten, festhalten müssen und festhalten wollen, hatte damals alle Daten zur Verfügung, um entstehen zu können und den Verlauf von Jahrhunderten zu zeichnen, in denen sie bekräftigt und nach gewaltigen Kämpfen bestätigt werden muss. Entweder bleibt diese Position gültig oder die Doktrin wird sich als falsch und die Behauptung des Auftretens einer neuen Klasse mit eigenem Charakter, eigenem Programm und eigener revolutionärer Funktion in der Geschichte wird sich als hohl erwiesen haben. Wer also daran geht, Teile, Thesen, wesentliche Abschnitte des marxistischen „Korpus“ – seit ca. einem Jahrhundert unser „Vermögen“ – auszuwechseln, zerstört dessen Kraft noch mehr als der Verneiner, der den Marxismus als Ganzes zu einer Missgeburt erklärt.

    16.) Auf diese erste „explosive“ Phase, in der die Forderung durch ihre Neuheit klar und scharf abgegrenzt auftritt, folgt eine Phase, worin infolge der festgefahrenen Situation das Pendel zurück schwingen kann, und das tut es auch, so dass das so genannte „Klassenbewusstsein“ nicht größer und stärker wird, sondern sich zurück entwickelt und versumpft. Die Momente, in denen sich der Klassenkampf wieder zuspitzt, sind auch diejenigen (und die gesamte Geschichte des Marxismus beweist es), in denen die Theorie kraft bleibender Lehren zu ihren Ursprüngen und zu ihrem ersten vollständigen Ausdruck zurückkehrt: Es genügt, an die Pariser Kommune, an die bolschewistische Revolution, an die ersten Jahre nach dem I. Weltkrieg im Westen zu erinnern.

    17.) Der Grundsatz der historischen Invarianz der Doktrinen, die die Aufgabe der Protagonistenklassen sowie der kraftvollen Rückkehr zu den ursprünglichen Gesetzestafeln widerspiegeln, ist auf jeden großen Geschichtsabschnitt anwendbar. Und er steht im Gegensatz zu dem Geschwätz, wonach jede neue Frühjahrskollektion und jede Laune der intellektuellen Mode mächtiger als die vorhergehende sei, und im Gegensatz zum dümmlichen Klischee des ununterbrochenen Fortschritts der Zivilisation und sonstiger bürgerlicher Hirngespinste, wovon die allerwenigsten, die das Adjektiv ‘marxistisch‘ für sich reklamieren, wirklich frei sind.

    18.) Alle Mythen bringen die Anwendung des genannten Grundsatzes auf jeden großen historischen Abschnitt zum Ausdruck. Vor allem die Mythen der Halbgötter, der Halbmenschen oder der Weisen, die in direkter Verbindung mit dem „Höchsten Wesen“ standen. Es ist töricht, über solche Darstellungen zu lachen, und nur der Marxismus hat ihren wirklichen und materiellen Unterbau zu entziffern verstanden. Ramses, Moses, Christus, Mohammed, alle Propheten und Helden, die Geschichtsabschnitte verschiedener Völker eröffneten, sind verschiedene Ausdrücke dieser realen Tatsache, die einem jedesmaligen enormen Sprung in der „Produktionsweise“ entspricht. Im heidnischen Mythos entspringt die Weisheit (Minerva) Jupiters Kopf nicht durch das Diktieren dicker Bücher an abgeschlaffte Schriftgelehrte, sondern durch den Hammerschlag Vulkans, des Arbeiter-Gottes, der gerufen worden war, eine unbändige Migräne zu lindern. Am anderen Ende der bisherigen Geschichte und gegen die Aufklärungslehre der neuen Göttin „Vernunft“ wird sich der Riese Gracchus Babeuf in seiner groben theoretischen Auffassung erheben, um zu erklären, dass, mehr als Vernunft und Wissen, die physische materielle Kraft vorwärtstreibt.

    19.) Für die Wiederherstellung von Lehren, die durch den Revisionismus degeneriert waren, lassen sich viele Beispiele anführen: Franz von Assisi gegenüber Christus, als das für die gesellschaftliche Erlösung der Erniedrigten entstandene Christentum sich an die Höfe der Feudalherren anlehnte; die Gracchen gegenüber Brutus; und, immer wieder, die Vorkämpfer einer aufmarschierenden Klasse gegen diejenigen, die in den heroischen Phasen der vorhergehenden Protagonistenklasse revolutionär aufgetreten, dann zu Verleumdern geworden waren: die Kämpfe in Frankreich 1831, 1848, 1849 und unzählige andere Phasen in Europa.

    20.) Unsere Position ist: Alle letzten großen Ereignisse haben die marxistische Theorie und Voraussage ebenso deutlich wie vollständig bestätigt. Wir meinen hiermit vor allem die Fakten, die einmal mehr die großen Fahnenfluchten im Klassenlager verursachten und sogar diejenigen in Verlegenheit brachten, die die stalinistische Position als blanken Opportunismus verurteilten. Diese Tatsachen sind: die Erscheinung zentralisierter und totalitärer kapitalistischer Formen (sowohl auf ökonomischer als auch auf politischer Ebene), der wirtschaftliche Dirigismus, der Staatskapitalismus, die offenen bürgerlichen Diktaturen; und andererseits der Prozess der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung in Russland und Asien. Wir sehen daher unsere Doktrin bestätigt, ebenso wie die Tatsache, dass sie nur in einer entscheidenden Epoche aus einem Guss entstehen konnte.

    21.) Wem es gelingen würde, die geschichtlichen Ereignisse dieser vulkanischen Periode gegen die marxistische Theorie zu stellen, der hätte damit bewiesen, dass sie falsch, null und nichtig ist, und dass folglich auch jeglicher Versuch, die Richtung des historischen Verlaufs aus den ökonomischen Verhältnissen zu entwickeln, scheitern muss. Gleichzeitig wäre bewiesen, dass die Ereignisse in jeder x-beliebigen Phase der Geschichte neue Schlussfolgerungen, Erklärungen, Theorien und konsequenterweise auch die Propagierung neuer und anderer Aktionsmittel aufzwingen.

    22.) Ein illusorischer Ausweg aus den jetzigen Schwierigkeiten ist die Annahme, dass das theoretische Bauwerk veränderlich bleiben müsse, und es gerade heute an der Zeit wäre, neue Kapitel herauszubringen – als würde die ungünstige Lage aufgrund solcher Geistesakte umgewälzt. Ein Witz, wenn sich winzige Grüppchen dieser Aufgabe annehmen und (noch schlimmer) sie in freier Diskussion durch groteskes Nachäffen des bürgerlichen Parlamentarismus und des berühmt-berüchtigten Aufeinanderprallens der Meinungen lösen wollen, was keinesfalls allerneuestes Hilfsmittel, sondern uralte Dummheit ist.

    23.) Wir sind an einem maximalen Tiefpunkt in der Kurve des revolutionären Potentials angekommen und folglich Jahrhunderthälften von den Momenten entfernt, in denen originale geschichtliche Theorien auftauchen können. In diesem Moment, der Perspektive eines nahen gesellschaftlichen Erdbebens beraubt, ist nicht nur die politische Zersetzung der proletarischen Weltklasse ein logischer Bestandteil der Situation, sondern klar ist auch, dass es nur kleine Gruppen sind, die den historischen Leitfaden des revolutionären Verlaufs als großen, zwischen zwei sozialen Revolutionen gespannten Bogen zu halten wissen – immer vorausgesetzt, diese Gruppen zeigen, nichts Originelles verbreiten zu wollen und sich strikt an die überlieferten Formulierungen des Marxismus zu halten.

    24.) Die Kritik, der Zweifel, das Infragestellen aller alten, gut verankerten Anschauungen waren entscheidende Elemente der großen, modernen bürgerlichen Revolution, die in gigantischen Wellen die Naturwissenschaften, die Gesellschaftsordnung und die politischen und militärischen Machtorgane überflutete, um dann – allerdings mit wesentlich geringerem bilderstürmerischen Schwung – zur Gesellschafts- und Geschichtswissenschaft vorzudringen. Eben darin lag die Bedeutung jener bis auf die Grundmauern erschütterten Epoche, die das feudale Mittelalter von industrieller, kapitalistischer Neuzeit trennte. Aber die Kritik war Folge, nicht Antrieb des riesigen und komplexen Kampfes.

    25.) Gegen die feste Burg aus Tradition und Autorität der christlichen Kirche stehen Zweifel und individuelle Gewissensprüfung als Ausdruck der bürgerlichen Umgestaltung; beides lebte im heuchlerischsten Puritanismus weiter, der unter der Fahne der bürgerlichen Konformität religiöse Moral und individuelles Recht durchsetzte und die neue Klassenherrschaft und neue Form der Massenunterwerfung absicherte. Die proletarische Revolution nimmt den umgekehrten Weg: Das individuelle Bewusstsein zählt nichts, die einheitliche Richtung der kollektiven Handlung alles.

    26.) Als Marx in den berühmten Thesen über Feuerbach sagte: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern“ [MEW 3, S. 7], wollte er nicht sagen, dass der Wille dazu die tatsächliche Veränderung bedingt, sondern dass zuerst die durch den Zusammenstoß kollektiver Kräfte determinierte Veränderung eintritt, die erst danach den einzelnen Subjekten kritisch zu Bewusstsein kommt; und diese eben nicht durch eine jedes Mal herangereifte Entscheidung handeln, sondern unter Einflüssen, die dem Wissen und Bewusstsein vorangehen.

    Gerade vermittelst des Übergangs von der Waffe der Kritik zur Kritik der Waffen wird das Ganze vom denkenden Subjekt in die militante Masse versetzt; Waffe sind so nicht nur Gewehre und Kanonen, sondern vor allem jenes wirkliche Werkzeug, das in der gemeinsamen, einheitlichen, monolithischen und invarianten Parteidoktrin besteht, der wir alle untergeordnet und an die wir alle gebunden sind – unter Ausschluss eines tratschenden und neunmalklugen Für-und-Wider.

    Mailand – September 1952
    „La ‚invarianza‘ storica del marxismo“: „Sul filo del tempo“, Mai 1953.
    http://alter-maulwurf.de/riunioni/110-1952-09-06-die-historische-qinvarianzq-des-marxismus.html

    • 24. Februar 2012 15:42

      eine Fatwa von Gegenpast Amadeo Bordiga

    • Bonaventura permalink
      24. Februar 2012 17:51

      Ach ja, der gute alte Amadeo Bordiga – immer ein bisserl neben der Spur.

    • Erik Alfredsson permalink
      24. Februar 2012 23:26

      In Punkt 2. irrt der Autor.

      Die vier Haupt-Feinde des Sozialismus sind
      1, Frühling
      2. Sommer
      3. Herbst
      4. Winter

      • 25. Februar 2012 12:02

        dein Konzept der Jahreszeiten ist eurozentrisch 🙂 … ansonsten in genereller Linie Zustimmung

      • 25. Februar 2012 15:00

        Fasching

  11. 24. Februar 2012 16:20

    Also doch eine Glaubensgemeinschaft.widerlich.

  12. Erika permalink
    24. Februar 2012 23:01

    Hallo??!

  13. Der 'Marxist' Rudolf Rocker permalink
    26. Februar 2012 00:54

    »Was nun die Behauptung anbetrifft, daß jede Steigerung der Löhne unwiderruflich eine Steigerung der Preise nach sich ziehen müsse und daß der Kapitalist das, was er mit einer Hand dem Produzenten mehr zahle, dem Konsumenten wieder mit der anderen Hand aus der Tasche stehle — eine Behauptung, mit der man heute wieder eifrig hausieren geht in sogenannten „radikalen“ Kreisen — so ist sie ebenso irrig wie das „eherne Lohngesetz“. Es war kein Geringerer als Marx in eigener Person, den viele unserer „Radikalen“ stets im Munde führen, welcher das Unzulängliche und Falsche dieser Behauptung überzeugend nachgewiesen hat. In seinem bekannten Vortrag im Generalrat der Internationale (1865) zerpflückte er die Ausführungen des Owenisten Weston, der jenen Standpunkt vertrat, so gründlich, daß von denselben überhaupt nichts mehr übrigblieb.
    In der Tat, jene Behauptung könnte erst dann einen gewissen Anspruch auf Wahrscheinlichkeit machen, wenn man, wie Marx sagt, beweisen könnte: 1. „daß die Menge der nationalen Produktion etwas Feststehendes ist, eine gleichbleibende Menge oder Größe, wie der Mathematiker sagen würde; 2. daß der Betrag der wirklichen Löhne, d. h. der Löhne, gemessen an der Menge der Gebrauchsgegenstände, die mit ihnen gekauft werden können, ein feststehender Betrag, eine gleichbleibende Größe ist.“
    In diesem Falle könnte man die Behauptung wenigstens noch verständlich finden. Nun wissen wir aber, daß die allgemeine Produktion sich fortgesetzt steigert und daß dadurch dem Unternehmer allein schon die Möglichkeit geboten ist, Lohnerhöhungen wieder auszugleichen, ohne daß er gezwungen wäre, zu einer Steigerung der Preise seine Zuflucht zu nehmen.
    Wäre es wirklich eine ökonomische Tatsache, daß eine Steigerung der Löhne notwendigerweise eine Steigerung der Preise zur Folge habe, so wäre auf Grund dieser Tatsache eine Veränderung der proletarischen Lebenshaltung in der Tat unmöglich. In diesem Falle müßte aber der moderne Arbeiter noch immer unter denselben Verhältnissen leben, wie sein Vorgänger in der frühkapitalistischen Periode. Und da, wie bereits ausgeführt wurde, eine Entwicklung geistiger und sittlicher Bedürfnisse erst stattfinden kann, wenn sie durch die materielle Lebenshaltung ermöglicht wird, so müßten all diese Erscheinungen, die wir heute auf Schritt und Tritt innerhalb der Arbeiterbewegung wahrnehmen können, einfach auf optischen Täuschungen beruhen. Dann wären allerdings all die unzähligen Kämpfe der Arbeiterschaft gegen das Unternehmertum, um eine Besserung ihrer Lebenslage zu erzielen, rein für die Katz gewesen. Dann wären aber auch alle Versuche des Unternehmertums, die Löhne der Arbeiter bei jeder sich bietenden Gelegenheit herabzusetzen, ebenso belang- und zwecklos gewesen, da sie ja an dem Stand der Dinge nicht das Geringste ändern konnten. So viel Scharfsinn aber muß man dem Unternehmertum schon zutrauen, daß es nicht zwecklos Dinge provoziert, auf die die Arbeiter bei der ersten besten Gelegenheit wieder reagieren müssen und die mithin zu einer fortgesetzten Erschütterung des Wirtschaftslebens führen, an welcher der Kapitalist absolut kein Interesse haben kann. Ein solches Vorgehen wäre nicht bloß töricht, es wäre der hellste Wahnsinn.
    Es ist überhaupt absurd, anzunehmen, daß der Kapitalist zu jeder Zeit imstande wäre, eine Erhöhung der Preise vornehmen zu können, sobald das Lohnverhältnis sich etwas zugunsten der Arbeiter verschoben hat. Bei der Bestimmung der Preise spielen eben noch ganz andere Faktoren eine Rolle, und auch der Kapitalist kann in dieser Hinsicht nicht einfach seinem Willen folgen, sondern ist vielmehr an gewisse Bedingungen gebunden, die er nicht willkürlich ändern kann, und die ihm in vielen Fällen direkt von der Konkurrenz aufgezwungen werden. Wäre das nicht der Fall, dann wäre, wie Marx sehr richtig sagt: „das Auf und Ab, die unaufhörliche Veränderung der Marktpreise ein unlösbares Rätsel“.
    Es würde zu weit führen, den Beziehungen zwischen Lohn und Preis hier in allen Einzelheiten nachzuspüren, da ja der Zweck dieser Schrift ein ganz anderer ist. Wer sich dafür interessiert, der lese das Schriftchen von Marx*), welches diese Frage in erschöpfender Weise behandelt. Die ganze Behauptung, daß die Erhöhung der Löhne zwangsläufig eine Erhöhung der Preise zur Folge haben müsse, ist nicht mehr wie eine Mystifikation, wie so viele andere ökonomische „Gesetze“, die nur dazu beigetragen haben, Verwirrung unter den Arbeitern anzurichten und sie auf Irrwege zu führen.
    Wohl ist es möglich, daß Lohnerhöhungen eine Steigerung der Preise nach sich ziehen können, aber auch das Gegenteil kann eintreten, wie Marx in einer Reihe von Beispielen treffend nachgewiesen hat, wo Lohnerhöhungen und eine Senkung der Preise gleichzeitig eintraten. Daß aber auch das Umgekehrte der Fall sein kann, haben wir ja zu unserem eigenen Schaden während der letzten Jahre hier genügsam erfahren müssen.«

    *) Karl Marx: Lohn, Preis und Profit. Vereinigung internationaler Verlagsanstalten G.m.b.H. Berlin. Preis 60 Pfennig. [Anm. von R. Rocker – s.a http://www.mlwerke.de/me/me16/me16_101.htm%5D

    aus: Rudolf Rocker, Der Kampf ums tägliche Brot, Berlin 1925, (Verlag Der Syndikalist), S. 26 – 27)

    Schöne Schwarz-Rote Grüße

    Bonaventura

  14. Diehl, Karl - Über Sozialismus, Kommunismus und Anarchismus permalink
    26. Februar 2012 17:13

    Diehl, Karl – Über Sozialismus, Kommunismus und Anarchismus

    Klicke, um auf bersozialismus00dieh.pdf zuzugreifen

    Dieser Link fehlt bis jetzt auch bei SyFo 😉

    • Bonaventura permalink
      27. Februar 2012 01:03

      Auch nicht schlecht:

      Karl Diehl, Die Diktatur des Proletariats und das Rätesystem (1920)
      http://www.archive.org/details/diediktaturdespr00dieh

      – besonders der IV. Anschnitt ( Die Stellung der Syndikalisten
      und Anarchisten zu den Fragen der Diktatur des Proletariats und des Rätesystems) ist interessant für unsereins (ab S. 71 = S. 83 der PDF-Datei) … der Rest allerdings auch.
      Auch dieser Link fehlt leider bei SyFo :-(.

    • Na und? permalink
      3. März 2012 22:56

      Karl Diehl ist in Abschnitten zwar recht interessant, aber es gibt bei ihm nichts, was man nicht auch aus Originaltexten – und dort präziser – erfahren würde.

  15. Opa erzählt vom Krieg permalink
    3. März 2012 06:00

    Einst als junger unerfahrener Arbeiter in der Linken war ich – ungebildet wie ich war – auch ein verbohrter Marx-Verächter.
    Jedoch: Ein älterer, erfahrener AS-Genosse, dem ich einen Großteil meiner politischen Bildung verdanke, nahm sich meiner an und versorgte mich mit Marx-Texten.
    Ich lernte u.a. Marx‘ Ideen und Analysen vom sogenannten „Marxismus“ zu unterscheiden.
    Später veranstalteten wir dann in der damaligen FAU-Gruppe sogar ein Bildungs-Seminar zu Marx‘ „Lohn, Preis und Profit“.
    Das war für alle Beteiligten bereichend.

    Zum Eagleton-Buch:
    Antikapitalismus („Kritik der politischen Ökonomie“) ist nicht deswegen falsch, nur weil er von Marx zutreffend formuliert wurde.
    Übrigens: Die Rezension erschien ja nicht in einem „marxistischen“ Blatt, sondern in einer syndikalistischen Zeitung. (Witzigerweise wird die herausgebende Organisation von der IAA als „reformistisch“ beschimpft…)

    • Vollgasprophet permalink
      3. März 2012 23:17

      Um in der obigen Eier-Bildersprache zu verweilen:

      Ja Oppa, Du hast große dicker Marxeier und wenn Du beschleunigst, fängste glatt an zu quietschen, nur gibt es heutzutage keine Hippiemädels mehr, die Dich deshalb vergöttern.

      • Bonaventura permalink
        5. März 2012 21:15

        Jawoll! Inhalte überwinden!

      • Opa erzählt vom Burg-Herzfeld-Festival permalink
        5. März 2012 22:00

        Wenn Du Dich mit den heutigen Hippiemädels mal nicht täuschst.

      • Vollgasprophet permalink
        6. März 2012 11:08

        Ja Opa, die müssten dann aber schon arg necrophil veranlagt sein.

      • Clyde permalink
        6. März 2012 12:44

        Genau Bonny
        “Das Kapital ist tote Arbeit, die, vampirgleich, nur durch das Einsaugen lebendiger Arbeit lebt und die um so mehr lebt, je mehr lebendige Arbeit sie einsaugt.” # Karl Marx

      • punk permalink
        7. März 2012 01:14

        für den 5-euro-fürs-phrasenschweinchen-spruch muss man doch KARL MARX einfach lieb haben und zum genie verklären.

  16. GEWERKSCHAFTSPOLITIK UND POLITISCHE THEORIE permalink
    4. März 2012 11:56

    Walter Theimer
    GEWERKSCHAFTSPOLITIK UND POLITISCHE THEORIE

    Klicke, um auf 1951-09-a-488.pdf zuzugreifen

  17. George Spiro The Formidable Marxist Swindle permalink
    4. März 2012 16:51

    George Spiro

    The Formidable Marxist Swindle

    Klicke, um auf FMS.pdf zuzugreifen

    more
    http://www.archive.org/search.php?query=creator%3A%22Spiro%2C+George%2C+1892-%22

  18. Anti-K permalink
    6. März 2012 12:11

    „Wir sind der Auffassung, dass die Anarchisten richtige Feinde des Marxismus sind. Wir
    erkennen also auch an, dass man gegen richtige Feinde einen richtigen Kampf führen muss.
    Deshalb aber ist es notwendig, die „Lehre“ der Anarchisten von Anfang bis zu Ende zu
    untersuchen und sie von allen Seiten gründlich zu erwägen.
    Es gilt aber nicht nur, den Anarchismus zu kritisieren, sondern auch unseren eigenen
    Standpunkt auseinanderzusetzen, also in großen Zügen die Lehre von Marx und Engels
    darzulegen. Das ist umso notwendiger, als manche Anarchisten falsche Vorstellungen über
    den Marxismus verbreiten und die Köpfe der Leser zu verwirren versuchen. Damit kommen
    wir zur Sache.“

    sagt Stalin

    • Nein, nein, nein permalink
      6. März 2012 20:39

      Stalin hat das alles mißverstanden, und dass dabei nebenher auch ein paar Leutchen drauf gegangen sind, darf nicht zur Rechtfertigung „falscher Ansichten“ über Marx werden. Denn Marx hat Recht. Und wer das anzweifelt, hat nen Brett vorm Kopf.

      • Marx ? permalink
        7. März 2012 00:49

        Lenin ab !

  19. glouton permalink
    6. März 2012 20:43

    @Bonaventura: Das Rührei kommt nach dem Rohei. Das Rohei ist der Sozialismus, das Rührei – sein marxistischer Ableger. Mit dem faulen Ei drin. 😀

  20. glouton permalink
    6. März 2012 22:27

    @Bonaventura: „Nebenbei: was futterst du so, was Menschen aus anderen Kulturkreisen zum Kotzen bringen würde?“
    Ne ganze Menge. Was im Umkehrschluss aber nicht heißt, dass ich selbst unbedingt das essen muss, was mich zum Kotzen bringt, nur weil es aus einem anderen Kulturkreis kommt. Und es gibt auch auf gesellschaftliche Vorstellungen bezogen, eine ganze Menge von dem, was mich zum Kotzen bringt. Zum Beispiel alle realen Umsetzungen des marxistischen Weltbildes (ganz gleich wie falsch sie in Bezug auf die reine Lehre waren, und vom welchem innermarxistischen Standpunkt sie jeweils bewertet wurden)

    • Bonaventura permalink
      8. März 2012 00:22

      Ach, ich hatte eigentlich punk gefragt, nicht dich. Und es ging mir nur um den Vorschlag, mal über den eigenen Tellerrand zu blicken – ganz im Rahmen der kulinarischen Analogie, in der sich diese Diskussion zu einem erklecklichen Teil bewegt.
      Die Eierei nervt mich allerdings etwas. Besonders, weil wir mit dieser Analogie anscheinend nicht weiter kommen. Und auch, weil einige hier Disputierende nur an maskuline Testikel denken können.

      Aber gut, noch einmal die Meta-Diskussion in der Geflügelfarm: Deine Analogie ist unlogisch – denn wenn das „Rohei … der Sozialismus“ ist, dann kann „das Rührei“ nicht „sein marxistischer Ableger“ mit „dem faulen Ei drin“ sein. Dazu braucht man zumindest zwei Eier. Es sei denn, „eins teilt sich in zwei“ (Mao Seezunge, wenn ich mich nicht irre), aber das hat der wahrscheinlich nicht so gemeint – und du auch nicht.

      Im Rahmen deiner Analogie wäre der Sozialismus [wie immer der erstmal auch aussehen mag] eher ein Haufen Eier im Korb, d.h., es haben viele Menschen über die vergangenen Jahrhunderte dazu beigetragen, die Gedanken (die“Theorie“) über den Weg zur Befreiung der Menschheit von Unterdrückung und Ausbeutung zu formulieren – und versucht, diesen Weg zu gehen. Da sie alle Kinder ihrer Zeit und ihres Kulturkreises waren (wie wir ja auch), taugen diese „Eier“ (sprich: Ideen, Handlungsansätze) mal mehr, mal weniger – manche waren zu ihrer Zeit sinnvoll, sind es aber heute nicht, andere sind vielleicht heute aktueller als zu ihrer Zeit, wiederum andere waren und bleiben Irr- oder Umwege; und schließlich gibt es einige, die quasi zeitlos sind. Es gibt – um auf der Geflügelfarm zu bleiben – viele Eier, die ein und dieselbe Henne gelegt hat. Und so muß man halt immer wieder sortieren, was brauchbar ist, und was nicht. Nur – das gilt eben für alle.
      Ich sortiere genauso bei den „Ahnen“ des Anarchismus wie bei allen anderen sozialistischen (und auch nicht-sozialistischen) Richtungen. Es gibt brauchbares und unbrauchbares, nützliches und schädliches. Auch der Widerspruch und die Kritik sind fruchtbare Anregungen, die weiterbringen – wenn man will.

      Mir geht es – hier, in diesem Zusammenhang – darum, daß Libertäre keine Angst haben müssen, sich mit Marx und den Marxismen (es gibt ja deren mehrere, und meiner gehört dazu 😉 ) zu beschäftigen. Rocker, Malatesta, Bakunin und andere – um mal ein paar bekannte Namen, die hier in der Debatte erwähnt wurden (s. oben und unten), zu nennen – hatten damit nicht nur keine Probleme, sondern konnten mit Marx Analysen eine ganze Menge anfangen – die waren also durchaus fähig, die faulen von den genießbaren Eiern mit der Aufschrift „Marx“ zu trennen. Oder wie Berni Kelb irgendwo mal sinngemäß sagte: Marx hat einen Werkzeugkasten hinterlassen, keine Automatenstraße. Tscha, und wenn man daraus einen Hammer nimmt, um eine Glühbirne einzudrehen …

      So, ich verlasse jetzt die Geflügelfarm und werde nicht mehr auf sie zurückkehren (es sei denn, dort passiert noch etwas außergewöhnliches …)

      Vielleicht können wir endlich »Meta und ihre Diskussion« (ich wiederhole mich!) verlassen und inhaltlich weitermachen. Hier ein Zitat des von mir geschätzten Karl Korsch:

      »1. Der Marxismus ist nicht allgemein, sondern spezifisch.
      2. Er ist nicht positiv, sondern kritisch.
      3. Sein Gegenstand ist nicht die bestehende und in ihrer Beständigkeit bestätigte, sondern die untergehende und als untergehend bewiesene kapitalistische Gesellschaft.
      4. Sein Zweck ist nicht die Anschauung und der Genuß der bestehenden Welt, sondern ihre praktische Umwälzung.«
      (Karl Korsch, Warum ich Marxist bin [1935]; in: Sozialistisches Jahrbuch 2: Gegen den Dogmatismus in der Arbeiterbewegung. Hrgg. von Wolfgang Dreßen, Berlin/W 1970 [Rotbuch/Wagenbach Politik 23], S. 8)

      Ach so, glouton, du mußt nix futtern, was dir nicht schmeckt oder dich sogar zum Kotzen bringt. Das war ganz sicher nicht mein Umkehrschluß, wenn du noch mal genau nachlesen würdest. Und bloß weil etwas aus einem anderen Kulturkreis kommt, ist es nicht per se gut oder genießbar. Aber ein offener Blick schadet nicht.

      • Berni-Kelb-Zitat permalink
        8. März 2012 18:15

        Weil man die Wahrheit gar nicht oft genug aussprechen kann, hier das Berni-Kelb-Zitat, welches bonaventura aus dem Gedächtnis wiedergab:

        „Wir wollen es nicht dem Marx anlasten, daß seine Nachfahren mit dem Werkzeug nicht recht umzugehen verstehen, das er ihnen hinterlassen hat. Wenn wir keinen Anspruch darauf erheben, den ‚rechten Marx‘ in der Tasche zu haben, heißt das nicht, daß wir Antimarxisten sind. Wir gehen nur davon aus, daß uns die Klassiker keine Automatenstraße hinterlassen haben, sondern Handwerkszeug.“

        Aus:
        Berni Kelb:
        Organisieren oder organisiert werden
        Vorschläge für Genossen links unten
        [West-]Berlin 1973, Wagenbach-Vlg., p. 41

        E.A.

  21. Kalinichta permalink
    7. März 2012 14:46

    „…ALB Noticia: Hat sich der Marxismus innerhalb der anarchistischen ökonomischen Theorie nutzbar machen lassen?

    ICEA: Ohne Zweifel: Ja. Es ist äußerst bekannt, dass Bakunin angefangen hatte, Das Kapital ins Russische zu übersetzten, und das Malatesta seiner Zeit kommentiert hatte, dass das, was die Anarchisten über die Ökonomie schreiben, vom Marxismus befruchtet ist. Die Position von Carlo Cafiero in Das Kapital in Reichweite aller ist ebenfalls ein gutes Beispiel. Zu einem gewissen Maß basiert die gesamte antikapitalistische Analyse der Ökonomie auf Marx, einschließlich der anarchistischen, natürlich. Es ist allerdings so, dass die marxistische Kritik gut ist, nur einige dogmatische Positionen ihre Anwendung verdrängen…“

    „…Wie gesagt, das ökonomische Denken des Marxismus und Neomarxismus ist das vielleicht am weitesten und besten entwickelte, um das kapitalistische System zu analysieren….“

    Interview mit dem anarchosyndikalistischen „Institut für Wirtschaftswissenschaft und Selbstverwaltung“ (ICEA)

  22. Anmerkungen des Übersetzers permalink
    7. März 2012 18:13

    Das besprochene Buch
    von
    Terry Eagleton
    „Warum Marx recht hat“
    ist ab Freitag, dem 9. März im Buchhandel erhältlich.

    @ punk: Nö. „Marx zum Genie verklären“ wäre ja völliger Unsinn.
    Aber daß Bakunin, Malatesta und Rocker die Marx’sche Kapitalismus-Kritik für zielführend und richtig hielten, sollte doch auch für Freunde eines geschlossenen Weltbildes verständlich sein.

    @ Standgas-Prolet: Pubertät ist eine schlimme Zeit.
    Aber das ist keine Entschuldigung für Deine hormon-gesteuerten Entgleisungen.
    Hätten Erwachsene keine Sexualität, gäbe es Dich gar nicht…

    Kürzlich machten sich an anderer Stelle Mit-Diskutanten über einen „Marxo-Syndikalismus“ lustg.
    Ich hingegen freue mich, wenn Mitmenschen einer anderen ideologischen Tradition zu ähnlich erfreulichen Ergebnissen bezw. Forderungen kommen.

    http://marx-forum.de/sozialismus/Bochum. pdf

    Mit besten Grüßen
    Euer aller
    Erik Alfredsson

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